Die VW-Aktie sank in den letzten Monaten schneller, als die Analysten mit ihrer Abstufung der Kursziele nachgefolgt sind. Die Krise in der deutschen Autoindustrie ist inzwischen nicht mehr übersehbar. VW will aller Voraussicht nach Werke in Deutschland dicht machen und hat bereits Tarifverträge gekündigt. Eine Eskalation der Krise mit Gewerkschaften und Aufsichtsrat ist möglich.
VW in der Krise – Blick auf Analystenziele
Nun gilt es erst einmal, zu hohe Kapazitäten abzubauen. Offenbar betreibt man quasi zwei komplette Autowerke zu viel bei den Stückzahlen, die man derzeit verkauft. Wie auch die anderen deutschen Autobauer, so sind die Absatzzahlen von VW in China ein Riesenproblem, und beim Elektroauto-Absatz in Europa hat man sich kräftig verzockt, der Absatz sinkt massiv. Der große Umstieg der Konsumenten ist ausgeblieben, derzeit wechseln sogar viele Elektroauto-Nutzer zurück zum Verbrenner. Da war VW – politisch getrieben – bei der Umrüstung von ganzen Werken schneller als die Verbraucher mit der Änderung ihrer Kaufgewohnheiten. Jetzt hat man das Desaster.
Wie wirkt sich das aus? Die Börse preist die Krise ein. Und da die Börse die Zukunft handelt, sind weiter fallende Aktienkurse eine Warnung, dass die Lage bei VW noch schlechter werden kann. Ein wichtiges Datum für das Unternehmen: Am 30. Oktober werden die Quartalszahlen gemeldet, also Augen auf!
Für die letzten zwölf Monate zeigen wir in der folgenden Grafik den Verlauf der VW-Aktie im Vergleich zum Kursziel der Aktie auf Sicht von zwölf Monaten. Ist die Aktie (Vorzüge) seit Ende Mai von 120 Euro bis jetzt gefallen auf 91,20 Euro (gelbe Linie), so haben die Analysen im Schnitt ihr Kursziel im selben Zeitraum abgesenkt von 150 Euro bis jetzt auf 124,73 Euro (weiße Linie). Damit ist die Aktie seit Ende Mai um 24 % gefallen, das durchschnittliche Kursziel der Analysten sank um 16,85 %.
Gerade erst vor wenigen Minuten sehen wir: Die Deutsche Bank hat ihr 12-Monats-Kursziel für die VW-Aktie kräftig gesenkt von 150 auf 115 Euro. Die seit Jahren bestehende Einstufung „Kaufen“ wird beibehalten. Ebenfalls heute hat Goldman Sachs das Kursziel von 116 auf 114 Euro abgestuft. Noch im Juli waren es 143 Euro. Die Einstufung „Neutral“ wird beibehalten. Im Schnitt aber liegen alle Analysten mit ihren Erwartungen jetzt immer noch gut 33 Euro über dem aktuellen Kurs mit Blick auf Oktober 2025. Man sieht also Optimismus, dass sich die Lage bei den Wolfsburgern drehen kann.
Aussicht auf Umsätze und Gewinne
Nachfolgend sehen wir die Entwicklung der Autokrise, wie sie von Börsianern eingepreist wird: Während der Dax gut läuft, hat die VW-Aktie vor allem seit Mai die Talfahrt angetreten. Am 30. Oktober werden Absatzzahlen und Finanzkennzahlen wichtig, aber auch die Aussichten sowie die Aussagen des Managements zu Kosteneinsparungen. Die Aussichten zeigen: Beim Umsatz für das letzte Quartal werden 79,49 Milliarden Euro erwartet, immerhin sogar leicht mehr als 78,84 Milliarden Euro im Vorjahr. Aber für das vierte Quartal liegen die Erwartungen bei 84,12 Milliarden Euro, schon spürbar weniger als 87,18 Milliarden Euro im Vorjahr. Und der Gewinn? Nach 7,76 Euro pro Aktie im Vorjahresquartal werden für das dritte Quartal 2024 noch 4,35 Euro erwartet, also deutlich weniger. Auch beim vierten Quartal sehen wir: Nach 12,21 Euro im Vorjahr werden jetzt nur noch 5,90 Euro erwartet. Zwar sind es immer noch Gewinne, aber die Tendenz geht abwärts.
Chart zeigt Entwicklung seit Anfang 2023: Die VW-Aktie verlor 24 %, während der Dax um 38 % zulegte.
FMW mit Daten aus Bloomberg Terminal
Kommentare lesen und schreiben, hier klicken
Wenn die Gewinne kleiner werden – ungefähr eine Halbierung – wird dann auch die Dividende gekürzt?
Ich selber habe mich gegen die VW Vorzüge und für die Porsche Aktie entschieden, also die des Autobauers. Zwar laufen da die Geschäfte auch schlechter, weshalb die Kurse von ca 120 Euro auf 70 Euro gefallen sind, aber die Marke hat ein ganz anderes Ansehen als VW. Ich denke, noch ist genug Substanz bei VW vorhanden um ein Turnaround zu machen. Ob es gelingt wird sich zeigen.