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EZB-Rat warnt vor Inflation Zinssenkung: Durchkreuzt eine steigende Inflation den EZB-Plan?

Zinssenkung: Durchkreuzt eine steigende Inflation den EZB-Plan?
EZB in Frankfurt. Foto: digograndi - Freepik.com

Das Basisszenario sieht vor, dass die Europäische Zentralbank (EZB) noch mindestens zweimal in diesem Jahr die Zinsen senkt. Doch die wieder anziehende Inflation könnte ihr einen Strich durch die Rechnung machen. Laut einem Bericht von Bloomberg hält das slowenische Ratsmitglied, Bostjan Vasle, weitere EZB-Zinssenkungen in diesem Jahr im Basisszenario für wahrscheinlich, während Madis Müller vor einer steigenden Inflation warnt. Die Verlangsamung der Inflation setzte sich in diesem Jahr zwar fort, doch im Mai zog sie wieder etwas an. War dies nur ein Ausrutscher oder der Beginn eines neuen Trends?

EZB: Weitere Zinssenkungen

Laut EZB-Ratsmitglied Bostjan Vasle sind weitere Zinssenkungen im Euroraum wahrscheinlich, wenn sich die Erwartungen der Europäischen Zentralbank hinsichtlich einer weiteren Verlangsamung der Inflation bewahrheiten.

„Wenn sich das Basisszenario bewahrheitet und die Daten günstig sind, können wir wahrscheinlich mit weiteren Zinssenkungen noch in diesem Jahr und dann auch im nächsten Jahr rechnen“, sagte der slowenische Zentralbankchef der Zeitung Finance. Im selben Atemzug sagte er aber auch: „Andernfalls wäre es angebracht, mit weiteren Zinsschritten noch einige Zeit zu warten.“

Bostjan Vasle, EZB-Ratsmitglied, hält weiter Zinssenkungen für möglich
Bostjan Vasle, EZB-Ratsmitglied

Die EZB hatte vergangene Woche die Zinsen um einen Viertelpunkt gesenkt. Außerdem hat sie die Inflationsprognosen für 2024 und 2025 angehoben – eine Entscheidung, die die Anleger im Unklaren darüber lässt, wie es weitergehen soll.

In einer Rede vor estnischen Gesetzgebern in Tallinn am Donnerstag betonte Vasles Kollege Madis Müller, dass die Kreditkosten trotz der Zinssenkung im Juni erhöht bleiben werden.

„Um unser Ziel zu erreichen, müssen die Zinsen vermutlich noch einige Zeit über dem Durchschnitt bleiben“, sagte er und fügte hinzu, dass es „zu früh ist, um zu sagen, wann die nächsten Zinssenkungen stattfinden können“.

Inflation könnte wieder steigen

Die Inflation hat sich im Mai beschleunigt, auch wenn sie mit 2,6 % noch weit von ihrem Höchststand von 10,6 % Ende 2022 entfernt ist. Weitere Anstiege sind jedoch möglich, sagte das Ratsmitglied Madis Müller.

„Wie wir in der ersten Inflationsschätzung für den Euroraum im Mai gesehen haben, könnte sich das Inflationstempo vorübergehend wieder beschleunigen“, sagte er am Donnerstag vor estnischen Gesetzgebern in Tallinn. „Wir sind noch nicht am Ziel.“

EZB-Zinsen: Weniger Spielraum für Zinssenkungen, wenn die Inflation steigt
Inflation in der Eurozone ist im letzten Monat wieder gestiegen

Vasle stimmte dem zu und warnte, dass die Verbraucherpreise weiterhin gefährdet seien.

Die Äußerungen der Ratsmitglieder Vasle und Müller stimmen mit denen von Bundesbankpräsident Joachim Nagel überein, der am späten Mittwoch auf einer Konferenz in Montreal erklärte, dass die Kerninflation immer noch sehr hartnäckig sei (hier seine Aussagen).

„Es gibt immer noch viele Risiken, dass sich der Disinflationsprozess verlangsamen könnte“, sagte Vasle und verwies auf eine „relativ starke“ Dynamik bei den Löhnen, dem Wirtschaftswachstum und der Geopolitik.

Gleichzeitig bereitet die Wirtschaft im Euroraum den Notenbankern Sorgen. Heute veröffentlichte Konjunkturdaten zeigen, dass die Industrieproduktion der Eurozone zu Beginn des zweiten Quartals unerwartet gesunken ist. Dies wirft einen Schatten auf den Aufschwung der Wirtschaft in diesem Jahr, die sich zuletzt etwas von der schwachen Leistung im Jahr 2023 erholt hat. Die Kombination aus einer wieder anziehenden Inflation und einer anhaltenden Wirtschaftsschwäche wäre wohl das Worst-Case-Szenario für die EZB, weil dadurch der Spielraum für Zinssenkungen kleiner wird.

FMW/Bloomberg



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3 Kommentare

  1. heute habe ich hier gelesen, dass die Ankopplung von China die Inflation steigen lassen wird.
    tja, der preisgünstige import fehlt dann eben

  2. hohe Zinsen bedeuten Mietpreise werden weiterhin stark steigen. Profitieren tun Vonovias Aktionäre. Geld sparen lohnt sich nicht,deshalb geben Leute das Geld aus, das treibt die Preise

  3. Tut nix zur Sache

    Wäre, Hätte, Könnte sein…doch dieser Fall tritt selten ein. Das Herumeiern mit Floskeln dient nur dazu, den reinen Wein der in der Flasche wartet nicht ausschenken zu müssen. Doch die Wirkung dieser durchdachten Strategie der Durchdachten „ja,..nein..“ Erzählungen entfaltet durchaus eine Wirkung. Leider nicht die der Notwendigen. Sehenden Auges den Karren in den Dreck zu würgen macht am Ende alle zu Schuldigen!

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