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Aktienmärkte bei Fed 50 Basispunkte Zinssenkung – Jubel oder Absturz?

Sorgt eine Senkung der Fed-Zinsen um 50 Basispunkte am Mittwoch für einen Rutsch der Aktienmärkte? Das wäre durchaus möglich.

Fed-Chef Jerome Powell
Fed-Chef Jerome Powell. Foto: Federal Reserve

Jahrelang galt für die Aktienmärkte das einfache Prinzip: Die Aussicht auf sinkende Zinsen kann doch eigentlich nur etwas Gutes sein. Denn dadurch sind erstens Anleihen in Relation zu Aktien weniger attraktiv für Anleger. Und zweitens werden damit die Kreditkosten für Verbraucher und Unternehmen gesenkt, die Wirtschaft wird angekurbelt, die Konzerne verdienen dann mehr Geld, was für die Aktienkurse nur gut sein kann?

Diese Sichtweise kann man nach wie vor haben, aber da gibt es noch ein zweites Szenario, dass in den letzten Wochen die Aktienmärkte mehrmals bewegt hat. Aktuell jedenfalls zeigt das CME Fed Watch Tool, dass man am Markt mit 61 % Wahrscheinlichkeit erwartet, dass die Fed die Zinsen Mittwoch Abend um 0,50 Prozentpunkte senken wird. Noch vor einer Woche lag die Wahrscheinlichkeit bei 30 %, davor noch niedriger. Bisher war wochenlang eigentlich klar, dass es nur eine Senkung um 0,25 Prozentpunkte sein würde.

Aktienmärkte fallen bei starker Zinssenkung?

Das zweite Szenario lautet: Wenn die Fed die Zinsen kräftig senkt um 0,50 Prozentpunkte, könnten mehr und mehr Profi-Anleger auf den Gedanken kommen, dass die Fed vermutet, dass die US-Konjunktur doch kräftig abschmieren könnte. Und um diesen Absturz frühzeitig zu bekämpfen, senkt man lieber kräftig die Zinsen. Aber so eine Aussicht einer deutlich schlechter laufenden Konjunktur bedeutet als Szenario schlechter laufende Umsätze und Gewinne bei die Unternehmen. Entsprechend belastest dieser Gedankengang die Aktienmärkte, und die Kurse könnten fallen.

Es ist die große Unbekannte: Wie werden die Anleger Mittwoch Abend ab 20 Uhr deutscher Zeit reagieren, wenn die Fed die Zinsen tatsächlich um 0,50 Prozentpunkte senken wird? Ein nicht zu unterschätzender Faktor für die Aktienmärkte ist: Hedgefonds und andere große Anleger arbeiten gerne mit Computerprogrammen (ALGOS), um auf Ereignisse blitzschnell reagieren zu können. Werden diese Programme vorher darauf programmiert, große Aktienmengen zu verkaufen, wenn die Fed die Zinsen um 0,50 Prozentpunkt senkt? Das weiß man als Außenstehender eben nicht. Wenn in erster Reaktion stark verkauft wird, springen dann womöglich viele andere Anleger auf und verkaufen ebenfalls Aktien, was dann eine Abwärts-Lawine auslöst – das wäre ein denkbares Szenario.

Chart zeigt seit einem Jahr steigende Aktienmärkte bei gleichzeitig hohen Fed-Zinsen

Seit einem Jahr guter Lauf trotz hoher Zinsen

Im Chart sehen wir seit Anfang 2022 als rote Linie die Entwicklung der Fed-Zinsen, die stark anstiegen und nun seit Sommer 2023 bei einer Spanne von 5,25 % bis 5,50 % oben hängen. Dennoch stiegen die Aktienmärkte kräftig an. Wir sehen als blaue Linie den S&P 500, der vor allem seit Oktober 2023 deutlich angestiegen ist. Die Faktoren: Vor allem der Tech-Boom rund um Nvidia hat Nasdaq und S&P 500 kräftig hochgezogen. Dazu konnten viele Konzerne trotz hoher Zinsen ihre Gewinne ausbauen, was höhere Aktienkurse rechtfertigte. Und zuletzt dürfte die Aussicht auf sinkende Zinsen bei der Fed den Anstieg der Aktienmärkte stützen. Nur ist jetzt wie gesagt die Frage: Zu kräftige Zinssenkungen bringen die Anleger auf die Idee einer zu stark abkühlenden US-Konjunktur, was dann wiederum die Aktienmärkte abrutschen lassen könnte?

Risikohinweis: Der Handel mit Wertpapieren und Finanzinstrumenten kann Ihr Kapital erheblichen Risiken aussetzen, unter Umständen auch über das eingesetzte Kapital hinaus. Trading ist nicht für jeden geeignet. Vergangene Performance ist keine Garantie für zukünftige Performance. Die hier gezeigten Analysen stellen keine Anlageberatung dar und sind daher auch keine Empfehlung zum Kauf bzw. zum Verkauf eines Wertpapiers, eines Terminkontraktes oder eines sonstigen Finanzinstrumentes. Die bereitgestellten Analysen sind ausschließlich zur Information bestimmt und können ein individuelles Beratungsgespräch nicht ersetzen. Eine Haftung für mittelbare und unmittelbare Folgen aus diesen Vorschlägen ist somit ausgeschlossen.



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