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Mike Wilson von Morgan Stanley Aktienmärkte: Top-Stratege warnt vor plötzlichem 10 % Einbruch

Ein Top-Anlagestratege an der Wall Street nennt Faktoren, warum die Aktienmärkte demnächst 10 % fallen könnten.

Mike Wilson
Mike Wilson. Foto: Eva Marie Uzcategui/Bloomberg

Steht die nächsten Monate ein plötzlicher Absacker der Aktienmärkte bevor? Mit den bärischen Prognosen ist das so eine Sache. Wenn die Aktienkurse immer weiter steigen, und man als Analyst oder Stratege einer großen Bank ständig etwas von fallenden Kursen erzählt, kann so eine Erzählung nicht ewig aufrecht erhalten werden. Denn was, wenn den eigenen Kunden dadurch all die schönen Gewinne entgehen, die von der breiten Masse der Anleger gemacht werden? Der größte Bär an der Wall Street Marko Kolanovic von JPMorgan verlässt nun die Bank. Ob er freiwillig geht oder „gegangen wird“ – weil er bis zuletzt bärisch für die Aktienmärkte eingestellt war – ist nicht bekannt. Der zweite große Bär Mike Wilson von Morgan Stanley, hatte bereits die Seiten gewechselt ins Bullen-Lager. Aber auf Sicht der nächsten Monate – so seine aktuelle Aussage – kann es doch zu einem Einbruch kommen.

Mike Wilson über Absturz-Faktoren für Aktienmärkte

Nach Ansicht von Mike Wilson von Morgan Stanley sollten sich Händler auf einen deutlichen Rückschlag der Aktienmärkte einstellen, da die Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem US-Präsidentschaftswahlkampf, den Unternehmensgewinnen und der Politik der Federal Reserve groß sind. „Ich halte eine Korrektur von 10 % in der Zeit bis zu den Wahlen für sehr wahrscheinlich“, so sagte es Mike Wilson am Montag in einem Interview mit Bloomberg TV. Das dritte Quartal wird „unruhig sein“.

Der S&P 500 Index eröffnete die Woche auf einem Allzeithoch. Die Erwartung, dass die US-Notenbank die Zinsen in diesem Jahr zweimal senken wird, und die Begeisterung für künstliche Intelligenz haben den Leitindex seit Januar um 17 % steigen lassen, nachdem er im Jahr 2023 um 24 % gestiegen war. In der Tat hat selbst ein langjähriger Bär wie Wilson seinen Ton der letzten Jahre gemildert.

Doch immer mehr Wall Street-Profis werden zu Beginn des dritten Quartals, einer saisonal turbulenten Periode, vorsichtig, vor allem angesichts der Anzeichen einer Überhitzung der Rallye der Aktienmärkte. Scott Rubner von Goldman Sachs sagte am Montag, er rechne mit einer schmerzhaften zweiwöchigen Phase ab August, wenn die Unternehmensgewinne enttäuschen. Andrew Tyler vom Trading Desk von JPMorgan sagte, er sei optimistisch, aber aufgrund der jüngsten schwächeren Wirtschaftsdaten „etwas weniger überzeugt“. Und Scott Chronert von der Citigroup schlug wegen eines möglichen Rückschlags Alarm.

Geringe Wahrscheinlichkeit für weitere Anstiege bis Jahresende

„Die Wahrscheinlichkeit, dass die Aktienkurse von jetzt bis zum Jahresende steigen, ist sehr gering, viel geringer als normal“, sagte Mike Wilson und bezifferte die Wahrscheinlichkeit, dass die Aktienmärkte zum Jahresende über dem aktuellen Stand liegen, auf 20 bis 25 %. Der Stratege – dessen bärische Prognose für 2023 nicht eintraf – gab Anfang des Jahres etwas nach und hob sein Ziel für den S&P 500 von 4.500 Punkten bis Dezember auf 5.400 Punkte bis Mitte 2025 an. Obwohl der Index diese Marke bereits überschritten hat, war die Verschiebung dramatisch, da seine Prognose damals zu den niedrigsten an der Wall Street gehörte.

Die bärischen Ansichten sind für Aktienstrategen gefährlich geworden, da die US-Aktienmärkte immer neue Rekorde aufstellen. „Zu Beginn des Jahres waren wir nicht mehr zu pessimistisch. Aber letzten Endes ist das ein hartes Geschäft“, sagte Mike Wilson. „Das ist keine Entschuldigung, dafür werden wir bezahlt. Manchmal machen wir es richtig, manchmal falsch. Das setzt mich nicht unter Druck, meinen Job anders zu machen.“

„Die Art und Weise, wie wir von institutionellen Kunden bezahlt werden, besteht darin, ihnen eine gute Analyse, einen guten Rahmen zu liefern, damit sie ihre Entscheidungen darüber treffen können, wie sie investieren sollten, und dieser Prozess wird sich nie ändern“, fügte er hinzu. In diesem Sinne ist Mike Wilson der Meinung, dass die Anleger nicht besonders besorgt über einen Rückzug von diesen Niveaus sein sollten. Vielmehr könnte dies Gelegenheiten bieten, sich in die Aktienmärkte einzukaufen. Im Moment empfiehlt er, sich eher auf einzelne Aktien als auf Indizes zu konzentrieren.

Mike Wilson und sein Team empfehlen weiterhin qualitativ hochwertige Wachstumswerte und Qualität im Allgemeinen: Large Caps, Unternehmen mit guten Bilanzen und solche, die Gewinne erzielen können. Die Dynamik wird sich fortsetzen, aber das Problem ist, dass es schwierig ist, in diesen Kategorien billige Aktien zu finden, sagte er. „Wenn sie um 10 % fallen würden, wären wir wahrscheinlich wieder interessiert“, sagte er.

FMW/Bloomberg



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21 Kommentare

  1. 10% runter wär ja schon mal ein netter Anfang, ich könnte endlich nachkaufen.

  2. Ich halte das Szenario eines plötzlichen Einbruchs für nicht unmöglich. Insbesondere der Nasdaq ist inzwischen
    auf fast allen Zeitebenenen derartig überdehnt, dass es dort aus meiner Sicht sogar recht ausgeprägt passieren kann. Ich habe heute, mit Erreichen der 20’500er Future-Marke, damit begonnen Shorts an bestimmten Hochpunkten zu setzen. Alles natürlich mit Bedacht, Geduld und in der richtigen Dosis. Auch die dominierenden Einzelwerte zeigen, dass es in den letzten Wochen Anstiege fast ohne nennenswerte Korrekturen gegeben hat. Das wird sich irgendwann entladen müssen.

    1. Wenn man sich nicht in der Lage sieht „irgendwann“ zu timen (so wie es bei mir der Fall ist), kann die einzige Strategie nur sein auf einem kleinen Pulverberg auf „irgendwann“ zu warten und wenn „irgendwann“ dann eintritt peu-a-peu das Pulver in den Markt zu drücken. Sollte der Effekt dann widererwartend größer und das Pulver verschossen sein, würde ich auf dem Weg nach unten mit neu reinkommendem Geld,das nicht benötigt wird, einfach weiterkaufen bis der Markt irgendwann dreht. So klappts auch mit der Rendite, jedenfalls besser als 15+ Jahre auf den großen Crash zu warten ;-) Zentraler Punkt: Immer positiv bleiben!

      1. @ Goldlöckchen

        Das stimme ich Ihnen völlig zu. Bleibt die Frage, was kaufen? In diesen Zeiten halte ich es besonders mit Warren Buffet: Anteile von soliden Firmen die auch der größte Idiot als CEO nicht kaputtkriegt, zu vernünftigen Preisen.
        Wobei ich befürchte, dass Warren Buffet, als er das sagte, sich nicht vorstellen konnte, wie idiotisch manche Menschen sein können.

        1. Ja, das stock picking ist dann auch ein Stück weit Glückssache, aber es gibt auch jetzt schon einige Aktien, die ordentlich unter der Konsumflaute gelitten haben. Eine Nike z.B. steht auf dem Stand von 2018 bzw. des Coronatiefs. Da kann man man meiner Meinung nach schon mal über eine erste Position nachdenken ohne sich längerfristig große Sorgen machen zu müssen. Aber es gibt eigentlich ziemlich viele Aktien von eigentlich starken Unternehmen, die von ihren Tops recht weit entfernt und selbst wenn es dann doch noch weiter runtergeht, fühle ich mich da langfristig orientiert nicht unwohl!

      2. Ich habe natürlich auch meine Langläufer. Die Schwächephasen versuche ich aber immer möglichst gut zu nutzen, um Risiken zu eliminieren und um ein wenig zusätzliches Cash zu generieren. Man kann aber auch einfach vorübergehend an der Seitenlinie stehen. Kaufen würde ich jedenfalls im Tech-Bereich momentan nicht. Ich gehe situativ und selektiv vor. Verstehe null die Leute hier, die z.B. in den letzten beiden Jahren fast täglich ihre Bärenhymnen und Weltuntergangsszenarien vortragen, obwohl übergeordnet keinerlei Short-Signale vorliegen.

  3. Einen Sparer oder auch Investor interessieren 10% Plusminus doch gar nicht. Wenn man solide Aktien gekauft hat, betrachtet man die wie eine Immobilie, in der man wohnt. Wieviel die gerade bei einem Verkauf bringen würde ist in der Regel völlig uninteressant.

    Allenfalls würde man sich fragen, ob ein Nachkauf sinnvoll erscheint? Was wiederum von so vielen individuellen Überlegungen abhängig ist, dass es den Rahmen eines Kommentares hier sprengt.

    1. „…Wenn man solide Aktien gekauft hat, betrachtet man die wie eine Immobilie, in der man wohnt. Wieviel die gerade bei einem Verkauf bringen würde ist in der Regel völlig uninteressant…“

      So denke ich auch. Ich lass die Aktien liegen, jahrzehntelang, wie guten Wein und kassiere Dividenden.
      Wenns mal runtergeht, freue ich mich und kaufe ich nach.
      Ansonsten halte ich es mit Kostolany: Stichwort Schlaftablette.
      Insofern ist diese Strategie mit Goldanlegern vergeichbar, es muß halt das Verhältnis Gold zu Aktien stimmen. Für mich darf die Goldquote 20% nicht überschreiten.
      Hat ausgezeichnet funktioniert und funktioniert noch immer.
      Ausnahme: Die Welt geht unter☺️.

  4. Fallhöhe zu gross für Fed-Put

    Die von den Notenbanken in der dreissigjährigen Zinsfall-Ära gezüchtete Anlegerklasse schliesst wohl über 10jährige Quer-oder Abwärtsbewegungen der Börsen aus.In einem solchen gut möglichen Fall würden sich Nachkäufe fatal auswirken. Gehebelte Anleger werden schon bei einer 30%Korrektur die Buchgewinne der letzten Jahre ausbuchen müssen.
    Buchgewinne sind keine echten Gewinne und verarschen die Permabullen, denn wenn nur ein Teil der Buchgewinnler Kasse macht wird die Fata Morgana ersichtlich und die lange verhöhnten Bären werden die echten Gewinner sein.

    1. @Fallhöhe….Typischer Bärenkommentar. Der Optionsmarkt ist ein Nullsummenspiel, der Verlierer hat einen Gewinner als Counterpart. Der große Aktienmarkt ist in den Händen des Großkapitals. 70 % liegen fest und eine Korrektur von 10 % im Jahr ist Part of the Game. Es können jetzt natürlich auch minus 20% werden, aber der breite Markt hat seit Ende 2022 auch 60 Prozent gewonnen. Schön zum Nachlegen. Es bleibt dabei: Der größte Fehler für Langzeitanleger ist – nicht im Markt zu sein. Dieser Fehler ist normalerweise nicht wieder gut zu machen. Denn Aussteigen im Hoch ist schon nicht so schwer, aber wann wieder einsteigen? Mein Vorbild Columbo weiß es: Time in the Market ist besser als Timing the Market.

      1. @Columbo-Fan

        Da sind schon eher Sie mein Vorbild.
        Ihre Kommentare zeigen mir immer wieder, dass Sie um ein Vielfaches mehr von der ganzen Sache verstehen.

        1. Danke Columbo. Aus Ihren Kommentaren entnehme ich mit viel Freude die Gedankenstruktur eines Mannes, der in seinem Leben als Arzt sehr viel erlebt hat und grundoptimistisch geblieben ist, sehr geerdet auf die hektische, von ständigen Schlagzeilen getriebene Zeit reagiert und etwas offenbart, was nur die ganz Alten und Erfolgreichen in der Finanzbranche auszeichnet: Demut. Vieles von dem, was wir erarbeitet haben, beruhte auf Glück. Und nicht auf die sensationelle Eigenleistung, die wir dann täglich in die Öffentlichkeit blasen müssen.😜

  5. @ Felix, auch ein Buffett wurde schon auf dem falschen Fuss erwischt und seine Absicherungsstragie wie auch seine Diversifikation wird von Fachleuten kritisiert.
    Beim Corona- Crash hat er immerhin in einem Quartal ca. 40% seines in 60Jahren angehäuften Vermögens verpulvert.

    1. Vollkommener Unsinn. Buffett hat in der Krise nichts verloren. Weil er nur ein paar kleine Positionen verkauft hat (Fluggesellschaften), aber zum Beispiel nicht eine einzige Apple Aktie abgestoßen hat. Ein Jahr nach dem Corona-Crash lag Berkshire Hathaway schon wieder auf einem neuen Rekordhoch.

    2. @Derivateur

      „…wird von Fachleuten kritisiert…“

      Sind diese Fachleute so reich wie Buffett geworden?

    3. @Derivateur. Das scheint Ihnen nicht in den Kopf zu gehen, dass Buffet das Vermögen nur verpulvert hätte, wenn er auch wirklich auf dem Tiefpunkt verkauft hätte.

      Kurse Berkshire-Aktie

      Vor dem Corona Crash im Januar 2020:
      230 USD

      Tiefpunkt im Crash März 220:
      160 USD

      Aktueller Wert:
      409 USD

      Sorry, aber Ihre Argumente sind leider für die Mülltonne und an Einfältigkeit kaum zu überbieten.

  6. @ Perma 90% der normalen Anleger hätten hätten mit gleichem Verhalten verkaufen müssen.Sind sie Anfänger und haben noch nie etwas von Margin- Call gehört?

    1. Beim Halten von Aktien mit Eigenkapital entsteht kein Margin Call.
      Sie weichen jetzt aus von Ihrem ursprünglichen Statement beszüglich Buffet auf den „normalen Anleger“. Auch bei dem entsteht kein Margin Call mit dem Halten normaler Aktien. Wahnsinn was Sie hier verbreiten und wie Sie sich damit blamieren!

  7. Ja die Halter von US -Anleihen haben beim Bond-Crash auch nichts verloren weil sie in dreissig Jahren wieder zu 100% zurückbezahlt werden.Meine Immobilie die 30% weniger wert ist ist auch kein Verlust weil ich sie nicht verkaufen kann und will.Betrüger werden eingelocht, Selbstbetrüger freuen sich an nicht realisierten Verlusten und hoffen auf Zeit.

  8. Arme Geschöpfe verehren Reichtum

    @ Columbo, Reichtum ist wohl ihr einziges Kriterium für die Einschätzung einer Person, darum ist die Verhöhnung des „Armen Helmut“ wohl auch verständlich. Da könnten sie wohl auch Fan von Berlusconi, Trump und des grössten Manipulators Musk und vieler Oligarchen sein.

    1. @Geschöpf

      Warum sind Sie eigentlich auf dieser Seite? Um arm zu werden?

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