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Gerichtsurteil mit Vorsicht genießen Bayer-Aktie: Ist das die große Wende?

Ein wichtiges Gerichtsurteil in den USA lässt die Bayer-Aktie heute um 11 % ansteigen. Aber zu viel Euphorie wäre verfrüht.

Roundup von Bayer
Roundup von Bayer. Foto: Scott Olson/Getty Images North America

Die Bayer-Aktie steigt heute um 11,28 %. Ist das die große Wende nach einem jahrelangen Absturz, einem jahrelangen Desaster, ausgelöst von Milliarden-Klagen und Kosten? Denn der Unkrautvernichter Roundup der eingekauften Tochter Monsanto soll angeblich Krebs verursachen. Ein Urteil in den USA gibt den Bullen, die in der Aktie schon lange dick im Minus liegen, heute neue Hoffnung. Der Chart zeigt das (bisherige) große Desaster: Seit 2015 verlor die Bayer-Aktie 80 % an Wert, während der Dax um 47 % zulegte.

Chart vergleicht jahrelange Entwicklung der Bayer-Aktie mit dem Dax

Bayer erringt in Roundup-Berufung wichtigen Sieg

Im Rechtsstreit um den glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup hat Bayer einen wichtigen Sieg errungen: Ein US-Berufungsgericht fällte laut Bloomberg eine Entscheidung, die ein zentrales Argument zu Fall bringen könnte, das vor den Gerichten der Bundesstaaten immer wieder vorgebracht wird. Ein aus drei Richtern bestehendes Gremium in Philadelphia entschied am Donnerstag, dass die Bundesgesetze, die die Warnhinweise auf dem Herbizid regeln, Vorrang vor den Gesetzen von Pennsylvania haben. Ein Roundup-Nutzer aus dem Bundesstaat hatte seine Klage auf das Argument gestützt, die Bayer-Tochter Monsanto hätte ihn vor den Krebsrisiken warnen müssen.

Die meisten anhängigen Klagen gegen das Unternehmen werden vor den State Courts verhandelt. Die Geschworenen der State Courts haben Monsanto im Fall Roundup zu Schadenersatz in Milliardenhöhe verdonnert. Die Entscheidung vom Donnerstag könnte es Bayer nun erleichtern, gegen tausende solcher Klagen vorzugehen, in denen Monsanto vorgeworfen wird, Gesundheitsrisiken von Roundup verschleiert zu haben. Voraussetzung dafür ist, dass die Sichtweise der Richter in Philadelphia auch in weiteren Berufungsverfahren Bestand hat.

Bayer hat im Zusammenhang mit Roundup für mehr als 100.000 Rechtsfälle bis zu 16 Milliarden Dollar zurückgestellt. Der Konzern sieht sich bezüglich des Unkrautvernichters mit einer zweiten Welle von Klagen konfrontiert, bei denen vielfach argumentiert wird, der Konzern hätte am Produkt Warnhinweise aufdrucken müssen. Diese Sicht war die Basis für viele der Geschworenenurteile gegen das Unternehmen.

In seiner Entscheidung wies das US-Berufungsgericht darauf hin, dass die Bundesgesetzgebung vorschreibt, dass die Gesundheitswarnungen auf den Etiketten von Pestiziden den von der Umweltschutzbehörde EPA genehmigten entsprechen müssen. Mit dem Urteil wird der Fall nun möglicherweise vom Obersten Gerichtshof der USA überprüft. Im Februar hatte ein Bundesberufungsgericht in Atlanta das Bayer-Argument zurückgewiesen, dass Bundesrecht Vorrang vor den Gesetzen der Bundesstaaten haben, die festlegen, welche Warnhinweise auf Pestiziden angebracht werden müssen.

Das Urteil schafft eine „Uneinigkeit zwischen den Bundesberufungsgerichten und macht eine Überprüfung durch den Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten erforderlich“, erklärte ein Bayer-Sprecher per E-Mail. Klägeranwalt Tom Kline antwortete nicht umgehend auf eine Bloomberg-Anfrage um Stellungnahme. Sein Mandant in dem Fall führt seine Erkrankung am Non-Hodgkin-Lymphom auf Roundup zurück.

In einem anderen Roundup-Fall wurden einem Mandaten von Kline von einem Geschworenengericht in Philadelphia mehr als 2 Milliarden Dollar zugesprochen. Im Juni wurde die Summe allerdings auf 400 Millionen Dollar reduziert. Aktienzeichen Schaffner vs Monsanto Corp., 22-3075, US Court of Appeals for the Third Circuit (Philadelphia).

Kommentar

FMW: Der Blick auf die Details zeigt, dass für Bayer noch längst keine große Entwarnung gegeben werden kann mit Blick auf die Klagewellen. Offenbar muss man erst eine richtige höchstrichterliche Klärung abwarten. Das heutige anständige Plus in der Bayer-Aktie sollte nicht zu viel Euphorie auslösen. Auch der aktuelle Blick auf Analysten-Reaktionen ist eher ernüchternd. 3 Analysten haben sich heute neu zur Bayer-Aktie geäußert, nämlich von den Häusern Morgan Stanley, Stiefel und Barclays. Alle behalten ihre vorigen Kursziele von 35, 30 und 26 Euro bei (aktueller Kurs 29,27 Euro). Und bei allen drei sind es keine Kaufempfehlungen, sondern neutrale Einstufungen zur Aktie.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Bayer kommt von knapp 150 Euro im Frühjahr 2015,Dax damals bei knapp 12 400…

    Mehr muss man wohl nicht sagen….

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