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"Grenzenlose Freundschaft" eher brüchig China: Handel mit Russland verliert an Dynamik

China verstärkt abhängig von EU als Absatzmarkt

China Handel mit Russland verliert an Dynamik
Foto: tomasragina - Freepik.com

Im Juni zeigte sich Chinas Außenhandel auf den ersten Blick erneut stark und übertraf die Erwartungen – aber der Handel mit Russland verliert an Dynamik.

China und seine Handelsbilanz

Die Handelsbilanz Chinas lag bei 99,05 Milliarden Dollar, was deutlich über den erwarteten 85,3 Milliarden Dollar des Vorjahresmonats liegt. Im Jahresvergleich stiegen die Exporte um 8,6%, was ebenfalls über der Prognose von 8,0  lag. Die Importe hingegen verzeichneten einen Rückgang von 2,3 % gegenüber dem Vorjahr, während ein Anstieg von 2,5% erwartet wurde. Damit erreicht der Außenhandelsüberschuss seinen höchsten Stand seit 1990.

Auf den zweiten Blick offenbaren sich aber auch die Schwächen der chinesischen Wirtschaft. Die Importe gingen weiter zurück, was die Unausgewogenheit zwischen Exporten und heimischer Nachfrage unterstreicht. Einer der Haupttreiber der Exporte war die Ausfuhr von Autos, die im Monatsvergleich um 18,5% auf 486.000 Einheiten zunahm. Hier war der Treiber die bevorstehende Anhebung der Zölle in verschiedenen Staaten und Regionen, insbesondere der EU. In den kommenden Monaten dürften diese Exporte wieder zurückgehen.

Im ersten Halbjahr 2024 stiegen Chinas Exporte im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2023 um 4,2 % während die Importe um 2.9% zunahmen. Damit stieg der chinesische Außenhandel eher moderat und weiter unterhalb des voraussichtlichen Wachstums des BIPs von etwa 5.1%.

China und das Ungleichgewicht im Handel

Ein Blick auf die Handelsblöcke, mit denen China Handel betreibt, offenbart ebenfalls ein großes Ungleichgewicht. Nach wie vor ist der Westen, also die EU+ und die USA, der mit Abstand wichtigste Handelspartner. Mehr als 30% der gesamten Exporte gehen in den Westen. Zudem steigen die Exporte nach Mexiko stark an, da viele dieser Waren letztendlich in den USA landen.

China Handel mit Mexiko

Die ASEAN-Länder sind der Block mit dem ausgeglichensten Außenhandel mit China. Knapp 17% der Exporte und 15% der Importe entfallen auf die asiatischen Nachbarländer. Die BRICS-Länder dienen hauptsächlich als Lieferanten für Rohstoffe für China, was die Abhängigkeit Chinas von diesen Ländern für seine industrielle Produktion unterstreicht.

China Handelspartner mit Russland

Es fällt auf, dass der Handel im ersten Halbjahr 2024 im Vergleich zu der letztjährigen ersten Jahreshälfte sowohl mit den BRICS-Staaten als auch mit dem Westen leicht rückläufig ist, während der Anteil am Handel mit den ASEAN-Ländern stabil bleibt bzw. leicht ansteigt. Diese Betrachtung lässt die Exporte nach Mexiko allerdings außen vor. Hier zeigt sich, wie sowohl Mexiko als auch die ASEAN-Staaten als Pufferstaaten zwischen USA und China eine immer wichtigere Rolle spielt.

Gleichzeitig scheint es keine signifikante Änderung zum Handel mit den BRICS-Verbündeten zu geben. Im Gegenteil, es ist ein leichter Rückgang zu verzeichnen, obwohl sie in den letzten Jahren verstärkt daran gearbeitet, ihre wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zu vertiefen. Diese Bemühungen umfassen die Schaffung neuer Finanzinstitutionen, die Förderung des Handels in lokalen Währungen und die Entwicklung gemeinsamer wirtschaftlicher Strategien. Zumindest kurzfristig scheint es hier keine Erfolge gegeben zu haben, die sich in der chinesischen Handelsbilanz niederschlägt.

Der Außenhandel mit der EU ist im Jahresvergleich um 3.7% zurückgegangen, wobei der sich der Export in die EU nur um 2.6% abschwächte, während die Importe um 5.7% abfielen. Dabei vergrößerte sich der Außenhandelsüberschuss mit Deutschland, da China nur 0.9% weniger Waren und Dienstleistungen nach Deutschland exportierte, aber gleichzeitig 12.9% weniger einführte.

China: Handel mit Russland verliert Dynamik

Zwar hat sich der Außenhandel zwischen China und Russland in den ersten sechs Monaten dieses Jahres verdoppelt, aber die Dynamik lässt in den letzten Monaten stark nach. Seit April gehen die Exporte nach Russland leicht zurück. Im Juni des vergangenen Jahres war noch eine fast 92% monatliche Steigerung der Ausfuhren zu verzeichnen. Bei den Importen schwächt sich ebenfalls die Dynamik ab. Nur im April waren die Zuwächse bei den Importen noch zweistellig. Mit einem Zuwachs von nur noch 3.9% bei den Importen lag der Zuwachs auf dem niedrigsten Niveau seit dem russischen Angriff auf die Ukraine. Die Grafik zeigt deutlich, dass sowohl die Exporte als auch die Importe nach einem starken Anstieg zu Beginn des Jahres seit April eine abnehmende Tendenz aufweisen.

China Handel mit Russland verliert Schwung

Hier scheinen im Wesentlichen zwei Effekte zum Tragen zu kommen. Zum einen dürften chinesische Marken mittlerweile die wesentlichen Marken in Russland ersetzt haben. Zum anderen behindern die westlichen Sanktionen immer mehr den Warenverkehr zwischen China und Russland. Besonders betroffen ist das Transportsystem, das die meisten Waren befördern kann: die Eisenbahn. Seit Mai verweigert China rund die Hälfte aller Zahlungen, die russische Unternehmen für per Bahn aus China importierte Waren leisten. Im Juni hatte der russische Ableger der Bank of China die Abwicklung von Yuan-Geschäften zwischen China und russischen Banken eingestellt.

Diese Entwicklungen haben zu erheblichen Verzögerungen und Unsicherheiten im Handel geführt. Russische Unternehmen sind zunehmend gezwungen, alternative Zahlungswege zu suchen, was das Risiko von Betrug erhöht. Zudem haben kleinere regionale Banken in den Grenzregionen begonnen, spezielle Konten für russische Unternehmen einzurichten, um die Sanktionen zu umgehen. Diese Maßnahmen zeigen, wie komplex und fragil der Handel zwischen China und Russland geworden ist.

Schwache Binnenkonjunktur im China

Insgesamt zeigen die Außenhandels Daten für das erste Halbjahr 2023 einige interessante Entwicklungen auf. Es bestätigt, was auch andere Daten deutlich zeigen: China hat eine schwache Binnenkonjunktur, die es mit verstärkten Exporten zu kompensieren sucht, was wiederum zu immer größeren politischen Problemen führet.

Zwar langsam, aber kontinuierlich leiten sich die Handelsströme zwischen China und dem Westen, namentlich den USA um. Aber es ist kein wirkliches De-Coupling zu erkennen, vielmehr etablieren sich Mexiko und die ASEAN-Staaten als Puffer zwischen den beiden Mächten. Die Chimäre „Chimerica“ ist also weiterhin intakt, auch wenn sozusagen Sicherheitsventile eingebaut werden. Der Anteil am Außenhandel mit den BRICS-Staaten nimmt nicht, wie man vermuten könnte zu, sondern stagniert eher.

Die EU sollten diese Tatsache als Verhandlungspfand nehmen. China ist verstärkt auf die EU als Absatzmarkt abhängig, um seine Wirtschaft zu stützen. Die Transformation Russlands von einem Absatzmarkt westlicher zu einem Absatzmarkt für chinesische Produkte scheint abgeschlossen zu sein. Gleichzeitig zeigen die Androhung von sekundären Sanktionen gegen chinesische Institutionen Wirkung. Für China ist dies ein zu vernachlässigen Problem. Denn der Handel mit Russland beträgt nur 3,9% am gesamten Außenhandel. Daher ist die „grenzenlose Freundschaft“ zwischen China und Russland eher brüchig..



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14 Kommentare

  1. …Zwar hat sich der Außenhandel zwischen China und Russland in den ersten sechs Monaten dieses Jahres verdoppelt, aber die Dynamik lässt in den letzten Monaten stark nach…

    Ja klar, nach einer Steigerung von 100%, da geht es schon einmal „stark“ zurück.
    Selbst wenn er bis Ende des Jahres auf NULL geht, dann sind es immerhin noch etwa 50% mehr an Außenhandel.
    Ich sehe selbst die 50% als gigantisch an.
    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. @Helmut
      der Außenhandel mit Russland macht für China unter 5% aus. Das ist also ziemlich wenig. Für Russland wiederum ist China der größte Handelspartner mit etwas über 30% gesamten Außenhandels.
      Gut der Autor hätte das fur Helmut vielleicht deutlicher schreiben können. Sie sehen also, selbst eine 100% Steigerung kann absolut gesehen klein sein.
      A propos: Schrieben Sie nicht dereinst, der Westen könne nicht den Handel zwischen Russland und China beeinflussen? Kann er offensichtlich.
      Und wieder irrt sich umser Russland -/China -/BRICS-Experte aus Andalusien.

      1. Wenn China verhältnismäßig wenig nach Russland liefert, dann wäre es doch der Beweis dafür, dass Russland seine Waren hauptsächlich im eigenen Land selber produziert.

        …Im Ukraine-Krieg fest an Putins Seite: Chinas Handel mit Russland wächst weiter…

        https://www.merkur.de/politik/ukraine-krieg-china-russland-handel-xi-jinping-waffen-dual-use-gueter-putin-zr-93188350.html

        Außerdem wird Russland nicht nur China als Handelspartner haben.

        …Schau dir „10. BRICS-Parlamentsforum“ auf YouTube an…

        https://youtu.be/WHJEY0kngdk?si=rojFalleR846cG4_

        Schau dir „Russland hat gerade 5 neue hypersonische Waffen enthüllt und die Welt SCHOCKIERT!“ auf YouTube an

        https://youtu.be/fvSwjaOuH_w?si=UHAYRXHwa6pZrlen

        1. @Helmut
          Natuerlich ist Ihre Annahme mal wieder falsch. Dass China IM VERHAELTNIS ZU SEINEM (!!!) AUSSENHANDEL wenig nach Russland liefert, sagt lediglich aus, wie klein die russische Volkswirtschaft ist. Ein Fakt, den Sie bis heute nich verstanden haben.
          Wenn Russland HAUPTSAECHLICh selber produzieren wuerde, dann wuerde man das nur in den RUSSISCHEN Importzahlen sehen. Allerdings duerfte das schwierig sein, weil der Wert eines BMW’s nun mal hoeher ist, als der eines chinesischen BYDs. Wenn Russland HAUPTSAECHLICH selber produzieren wuerde, dann wuerde der chinesische Automarkt nicht von chinesischen Marken dominiert werden, sondern da wuerden russischen Marken den Markt dominieren. Dann wuerden am russischen Himmel russische Flugzeuge rumfliegen, anstatt, dass immer weniger Boings und Airbusse nicht mehr fliegen und der Superjept nicht abstuerzen.
          Allein an Ihrer Fragestellung sieht man, wie wenig Sie verstehen.

          Zu Ihrem 2. Post:
          „Die BRICS können nur funktionieren, wenn eine strickte Nichteinmischung beibehalten wird, ein eigenes Bezahlsystem vorhanden ist, und wenn man sich auf eine Handelswährung geeinig hat.“
          Ich schaetze mal, dass Sie hier einige Begriffe durcheinanderbringen:
          Wenn Russland das Prinzip der Nichteinmischen beherzigt haetten, waere Russland nicht in die Ukraine einmarschiert (und kommen Sie mir erst gar nicht von wegen „die Nato hat aber“ Nichts hat Sie).
          Wie Sie aus den im Artikel gezeigten Zahlen sehen, funktioniert fuer China das Prinzip nicht, nur Handel mit den BRICS-Staaten zu treiben (was Sie vermutlich meinten): Ueber 30% der Exporte (womit China GELD VERDIENT) gehen DIREKT in den Westen. Worauf der Autor explizit hinweisst, gehen noch mehr Waren via Mexiko in die USA. Dasselbe gilt fuer die Exporte Chinas via der ASEAN-Staaten. Die gehen zum grossen Teil entweder nach Europa oder in die USA.
          Wie der Autor sehr gut darlegt, funktioniert Chimarika nach wie vor, allerdings mit umwegen.

  2. Trump wird den Krieg zeitnah beenden.

    1. Es wäre interessieren zu erfahren wie das funktionieren soll? Du als offenbar Putler und Trump Fanboy wirst wohl die Antwort haben, oder?

      1. @Woody XXL
        Trump wird den Krieg genauso schnell und effektiv beenden, wie er in seiner ersten Amtszeit die Vereinigung zwischen Nord- und Suedkorea bewerkstelligt hat oder den Nahost-Konflikt geloest hat. Fuer Super-Duper-Trump kein Problem. Mit ihm haette es natuerlich auch nie ein Invasion Russlands in die Ukraine gegeben.

    2. @Peter

      Falsch und kurzsichtig.
      Trump kommt dieser Krieg sehr gelegen, kann er damit doch die EU erpressen.

      1. Wenn die EU unbedingt den Ukraine-Krieg fortsetzen will, dann wird Trump sie zur Kasse bitten. Ich sehe darin allerdings keine Erpressung, sondern ganz normales Geschäftsverhalten.

  3. Sanktionen wirken immer, aber falsch

    Der Titel ist wie oft auch bei Zeitungen verwirrend oder tendenziös. Ob es gewollt ist oder nicht, beides ist schlecht.Zum Glück gibt es einen Aufpasser in Andalusien.
    An Horstl, gleich wie gross oder klein der Handel China mit Russland ist, DIE SANKTIONEN HABEN AUF JEDEN FALL DIE BRICS GESTÄRKT, und das ist wohl ein riesiger Bumerang.

  4. Netter Versuch China in ein Appeasment mit der G7 und speziell der EU zu schreiben. Alldieweil diskutiert der Westen, chinesisches Eigentum in Europa zu konfiszieren:

    https://edition.cnn.com/2024/07/11/politics/nato-chinese-owned-infrastructure-europe/index.html

    Das baut Vertrauen auf und kommt bestimmt gut in Beijing.

  5. Hallo Sanktionen wirken immer, aber falsch.
    Ich glaube, wir können alle nicht abschätzen, was die BRICS für Veränderungen mit sich bringen werden.
    Heute zeigen einige Menschen Empörung darüber, dass Staaten sich nicht an Sanktionen gegen Russland beteiligen. Aber diese Staaten haben auch nicht Sanktionen gegen die USA verhängt, als die USA völkerrechtswidrige
    Angriffskriege geführt haben.
    Die BRICS können nur funktionieren, wenn eine strickte Nichteinmischung beibehalten wird, ein eigenes Bezahlsystem vorhanden ist, und wenn man sich auf eine Handelswährung geeinig hat.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  6. Gibt es einen Link dem man entnehmen kann, dass Trump als Präsident die Wiedervereinigung von Korea bewerkstelligen wollte und den Nahost-Konflikt lösen wollte?

    1. „… Gibt es einen Link dem man entnehmen kann, dass Trump als Präsident die Wiedervereinigung von Korea bewerkstelligen wollte und den Nahost-Konflikt lösen wollte?…“

      Mein Gott @Helmut🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣, eine solche humoristische Ader hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut.
      You made my day👍

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