Wer die letzten Jahre als Anleger auf das Thema Energiewende gesetzt hat, schaute in die Röhre. Sehen wir jetzt die große Wende? Die Entscheidung der Federal Reserve aus der letzten Woche, den Leitzins zu senken, hat das Interesse der Investoren an der Clean-Tech-Branche laut der größten US-Bank wiederbelebt, einem Sektor, der den größten Teil des Jahres 2024 in der Flaute verbracht hat.
Das sagt laut Bloomberg Lucy Brash, Geschäftsführerin und Leiterin der North American Energy, Power and Renewables Equity Capital Markets Group von JPMorgan mit Sitz in New York. Brash hat es in dem Unternehmen weit gebracht, seit sie 2010 ihre Karriere als Analystin begann. Sie ist Teil des Teams, das die Praxis für erneuerbare Energien von JPMorgan aufgebaut hat, und beaufsichtigte eine Reihe großer Börsengänge und Emissionen während der jüngsten Blütezeit des Sektors, die 2020 begann und 2023 ihren Höhepunkt erreichte. Zu ihrem Aufgabenbereich gehört auch die Beschaffung von Geldern für die fossile Brennstoffindustrie.
Seitdem hat sich die Aktivität der Investoren deutlich verlangsamt, wobei die Finanzierung von Aktien der Klimatechnologie laut Daten von BloombergNEF um 50 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurückgegangen ist. Die Finanzierung schrumpfte weltweit auf 22 Milliarden US-Dollar im ersten Halbjahr 2024, wobei Unternehmen in den USA 6,7 Milliarden US-Dollar aufbrachten. Dies ist zum Teil auf die höheren Kreditkosten, die Inflation und die Unterbrechungen der Lieferkette zurückzuführen, die sich auf die Investitionslandschaft im Allgemeinen ausgewirkt haben.
Der Sektor der Energiewende wurde besonders hart getroffen, da Unternehmen oft mit hohen Kapitalkosten, neuartigen Technologien, die oft als riskant wahrgenommen werden, sowie einer unsicheren Nachfrage nach ihren Angeboten zu kämpfen haben. Aber das könnte sich ändern. „Meiner Meinung nach gibt es Anzeichen für eine Stimmungsaufhellung, und wir stehen vielleicht kurz davor, dass die Investoren beginnen, sich aus der Reserve zu wagen“, sagte Brash. “Ich bin recht optimistisch, was die fundamentale Nachfrage und die Aussichten angeht.“
Auf einer Konferenz für Investoren und Unternehmen für saubere Technologien, die am Donnerstag in New York City stattfand, einen Tag nach der Entscheidung über die Zinssenkung, war die Stimmung „angeregt“. Die Clean Tech Stars-Konferenz brachte eine Reihe von Investoren zusammen, von Risikokapital über Wachstumskapital bis hin zu Private Equity, sowie Unternehmen aus verschiedenen Bereichen wie Batterien, erneuerbare Kraftstoffe und Kohlenstoffabscheidung. Die Senkung der Fed-Zinsen um 50 Basispunkte hat die Aussichten für schwächelnde Sektoren im Bereich der Energiewende bereits verbessert.
Vor kurzem führte die Bank eine Investorenumfrage mit etwa 50 leitenden Portfoliomanagern und Kapitalmarktchefs durch und fragte sie, ob sie in unrentable Börsengänge investieren würden, wenn die Zinssenkungen im September wie vom Markt prognostiziert eintreten würden. 87 % von ihnen gaben an, dass sie in diesem Szenario ein unrentables Unternehmen in Betracht ziehen würden, was „ganz anders“ ist als die Aussagen, die Brash zu Beginn des Jahres vom Markt gehört hatte, nämlich dass Unternehmen, die an die Börse gehen wollen, rentabel sein müssen.
Diese Stimmungsänderung hat positive Auswirkungen auf den Bereich der sauberen Technologien, der sich größtenteils aus wachstumsstarken Start-ups zusammensetzt, die noch keine Gewinne erwirtschaften. „Wir sehen allmählich diese Entwicklung, und das ist sehr positiv“, sagte Brash.
Am deutschen Aktienmarkt sticht beim Thema Energiewende Siemens Energy derzeit zunehmend hervor. Der Chart zeigt seit Jahresanfang: Die Aktie steigt um 181,5 %, der Dax nur um 12 %.
FMW/Bloomberg
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