China ist die Werkbank für Europa und Nordamerika, das zeigen die Handelsüberschüsse und Defizit ganz eindeutig. Und wenn Verbraucher in den USA und Europa viele Waren aus China nachfragen, sind die Standard-Containerboxen auf Containerschiffen logischerweise stark nachgefragt. Je mehr Nachfrage, desto teurer die Frachtraten für Container. Umgekehrt gilt das selbe: Wenig Nachfrage nach Waren bedeutet leere Container, und sinkende Frachtraten.
Globale Frachtraten steigen seit Dezember um 254 %
Aktuell erkennt man zumindest basierend auf den Frachtraten, wie sehr die Konjunktur in den USA auf Hochtouren läuft, und wie sie in Europa schwächelt. Die folgende Grafik zeigt das große Bild, die Preisentwicklung der globalen Frachtraten (WCI Composite Container Freight Benchmark Rate) für einen Standard-Container seit dem Jahr 2019, also vor dem Ausbruch der Coronakrise: Man sieht Preise von über 10.000 Dollar im Jahr 2021 als klare Folge der Coronakrise. Nach den Lockdowns gab es einen Nachholeffekt, auf einmal wollten alle wieder Waren in China nachfragen. Dann der Absturz auf normale Preisniveaus unter 2.000 Dollar bis ins letzte Jahr hinein. Aber ab Dezember 2023 stiegen die globalen Frachtraten von 1.500 Dollar in zwei Wellen bis jetzt auf 5.318 Dollar, ein Anstieg in einem halben Jahr um 254 %. Wichtig dabei ist aber zu beachten, dass das ein Durchschnitt von acht wichtigen Frachtrouten ist. Die Daten für Fahrten nach Europa und in Richtung USA sehen völlig unterschiedlich aus.
Frachtraten zwischen China und Europa
Zwischen Europa und China gibt es eine Referenz-Route, die Marktbeobachter im Blick haben, nämlich die Frachtraten auf der Strecke zwischen dem größten europäischen Hafen Rotterdam und Shanghai. Hier stiegen die Preise für einen Standardcontainer seit Dezember 2023 von 462 Dollar bis Ende Januar auf 1.028 Dollar, um bis jetzt wieder auf 676 Dollar zu fallen, siehe folgender Chart. Unterm Strich sehen wir seit Dezember einen Anstieg der Frachtraten zwischen Europa und China von „nur“ 46 %. Die Preise steigen also deutlich weniger als im globalen Durchschnitt, und das jüngste Abflauen der Preise spricht eher für eine maue Nachfrage nach chinesischen Waren in Europa.
USA als großer Nachfrager – Preise gehen durch die Decke
Schauen wir im folgenden Chart explizit nur auf die USA. Wie für Europa, so gibt es auch hier eine Referenzroute, nämlich zwischen Los Angeles und Shanghai. Und dort sehen wir seit Dezember 2023, wie die Frachtraten seit Dezember 2023 von 2.089 Dollar bis jetzt auf 6.673 Dollar ansteigen, ein Plus von 219 %. Daraus kann man schließen: Die Amerikaner fragen viele Waren aus China nach, die Container sind gut ausgelastet, daher werden zuletzt immer höhere Preise pro Container gezahlt. Eine Konjunkturschwäche ist in den USA zumindest bei den Konsumenten noch nicht sichtbar, basierend auf dieser Perspektive.
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