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Kyle Bass kauft Land Hedgefonds-Guru will Artenschutz zur Rendite-Maschine machen

Der Hedgefonds-Guru Kyle Bass kauft Land auf, um mit Artenschutz und Biodiversität gute Renditen zu erwirtschaften. Hier die Idee dahinter.

Kyle Bass
Kyle Bass. Foto: Bloomberg

Wird Artenschutz eine neue Rendite-Maschine für diejenigen Profi-Anleger, die früh genug einsteigen? Hedgefonds-Veteran Kyle Bass, der 2008 mit Wetten gegen die Subprime-Blase bekannt wurde, verwendet in diesen Tagen einen Großteil seiner Zeit auf einen sehr speziellen Bereich des Immobilienmarktes. Statt Büros oder Wohnanlagen hat der Amerikaner in den letzten drei Jahren Land aufgekauft, das ökologisch fragile Lebensräume beheimatet. Sein Private-Equity-Haus „Conservation Equity Management“ hat dafür mehr als 125 Millionen Dollar bereitgestellt.

Ziel sind Renditen im “mittleren bis hohen zweistelligen Bereich”, sowohl auf Basis steigender Bewertungen von Grund und Boden als auch durch Einnahmen aus dem Verkauf von Umweltzertifikaten, so Bloomberg. Weiter wird berichtet: Das Konzept besteht darin, dass auf den erworbenen Arealen mit Hilfe von Experten die Lebensbedingungen für bedrohte Arten verbessert werden. Unternehmen können dann damit verbundene Zertifikate kaufen, um negative Auswirkungen eigener Wirtschaftsprojekte aufzuwiegen.

„Wir konzentrieren uns darauf, die physischen Auswirkungen auf die Umwelt zu mildern oder auszugleichen“, sagte Kyle Bass gegenüber Bloomberg in einem Videointerview, das er von seinem Haus in Dallas aus führte. „Dabei werden wir ein nettes Sümmchen verdienen.“ Laut Bass ist die Nachfrage externer Investoren mittlerweile groß genug, um ein zweites Projekt nach derselben Strategie ins Leben zu rufen. Es soll größer sein als das Erste.

Finanzinvestitionen in Bezug auf Biodiversität reichen von der Beseitigung von Bodenverschmutzung über das Management von Feuchtgebieten bis hin zum Schutz von Insektenpopulationen. Noch steht bei den sogenannten ”grünen” Investments vor allem die Bekämpfung des Klimawandels im Fokus. Dieser Kampf sei ohne den Schutz der Artenvielfalt jedoch nicht zu gewinnen, argumentieren Umweltschützer seit langem.

Ein wärmerer Planet bedeute, dass wichtige Ressourcen wie sauberes Wasser zunehmend bedroht sind. Große Teile der Flora und Fauna, die für die menschliche Gesundheit unverzichtbar sind, könnten vom Aussterben bedroht sein, so die Befürchtung. Kyle Bass hat sich vor einiger Zeit mit dem Naturschützer Terry Anderson zusammengetan. Er soll dabei helfen, auf den erworbenen Arealen Lebensräume für gefährdete Arten zu schaffen, zu schützen und Süßwasserressourcen wie Feuchtgebiete und Bäche wiederzubeleben.

Zu den von CEM erworbenen Flächen gehört zum Beispiel eine 20.000 Hektar große Ranch in Texas. Sie beherbergt die Fern Cave, eine Höhle, in der eine der letzten verbliebenen Populationen grauer Fledermäuse in den USA lebt. Auch der bedrohte Monarchfalter ist auf der Ranch immer wieder zu beobachten.

Ein weiteres Investment ist die 5.400 Hektar umfassende Chocolate Bay, Heimat einer seltenen Vogelart, der gefährdeten östlichen Schwarzralle. Sobald die Genehmigung erteilt ist, soll das Gelände eines der größten Feuchtgebiets-Schutzgebiete an der texanischen Golfküste sein.

Ein wichtiger Schlüssel für die Artenschutz-Renditepläne von Kyle Bass ist die Verbesserung der Umweltqualität der gekauften Areale. Sie wird staatlich überprüft. Die Rechte daran können dann von Unternehmen gekauft werden, die gesetzlich verpflichtet sind, ihre Umweltbelastung zu kompensieren.

Neben den Einnahmen aus den so genannten Mitigation Banking Credits will Kyle Bass auch Einnahmen aus dem Verkauf der Holz- und Wasserressourcen des Landes erzielen. Wo die Geologie stimmt, könnte er von Unternehmen auch Gebühren für die unterirdische Lagerung von eingefangenem Kohlendioxid erheben.

Bass’ Private-Equity-Firma hat nicht die Absicht, Land außerhalb der USA zu kaufen. Innerhalb Amerikas konzentriert sich Kyle Bass auf Gebiete, die er am besten kennt. Dazu gehören Florida, Tennessee und Texas. In diesen Bundesstaaten rechnet er damit, dass das Bevölkerungswachstum den Zugang zu Wasser und Land zunehmend belasten wird und der Mangel dieser Ressourcen zu einem Engpass für das Wirtschaftswachstum wird.

Im Jahr 2022 haben sich fast 200 Nationen verpflichtet, zusammen 200 Milliarden Dollar pro Jahr für den Schutz der Artenvielfalt zu mobilisieren. Ein Meilenstein, der kaum erreicht werden kann, wenn sich nicht private Investoren beteiligen. Im Oktober steht die erste internationale Konferenz seit dieser Vereinbarung an, der Biodiversitätsgipfel der Vereinten Nationen in Kolumbien.

Wenn die Natur zusammenbricht, dann “bricht auch die ganze Gesellschaft zusammen”, sagte Maria Susana Muhamad Gonzalez, Kolumbiens Umweltministerin und Präsidentin des UN-Biodiversitätsgipfels COP16 im Mai. Deshalb müssten diejenigen, die in die Energiewende investieren, auch die Biodiversität “berücksichtigen”.

Bislang gibt es nur sehr wenige Finanzprodukte, die sich der Biodiversität widmen. So genannte Debt-for-Nature-Swaps ermöglichen es Regierungen, bestehende Schulden zu günstigen Zinsen zu refinanzieren und die Ersparnisse dann in den Naturschutz zu investieren. Länder wie Belize und Gabun haben bereits Debt-for-Nature-Swaps zum Meeresschutz genutzt.

Es gibt auch einen aufstrebenden internationalen Markt für Biodiversitäts-Zertifikate, die es den Käufern ermöglichen, die von ihnen verursachten Umweltschäden durch Investitionen in den Naturschutz an anderer Stelle auszugleichen.

FMW/Bloomberg



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