Märkte

Sieht der Markt das Ende der Energiekrise? Kohle mit großem Preisrutsch am Weltmarkt – Lage entspannt sich

Kohle zeigt seit Wochen einen großen Preisrutsch am Weltmarkt. Die Verknappungsangst scheint erst einmal verflogen zu sein.

Der europäische Gaspreis fällt heute auf den tiefsten Stand seit 17 Monaten, und notiert mit aktuell unter 50 Euro sogar gut 30 Euro tiefer als kurz vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs am 24. Februar 2022 (wir berichteten heute). Was das mit dem Thema Kohle zu tun hat? Die Energiekrise scheint sich (zumindest aktuell) zu entspannen. Genug Lieferungen von Brennstoffen kommen aus Übersee und Norwegen als Ersatz für Lieferungen aus Russland. Und wenn genug Öl und Gas verfeuert werden kann für die Energiegewinnung, und wenn derzeit genug Wind weht, dann kann die Nachfrage nach Kohle auch nachlassen – entsprechend kann der Kohlepreis am Weltmarkt fallen. Und man bedenke auch: Der Winter neigt sich dem Ende entgegen, die Heizperiode damit auch.

Preise für Kohle am Weltmarkt sacken kräftig ab – Verknappungsangst weicht der Entspannung

Und wenn dazu noch die Nachfrage nach Kohle in Asien geringer ausfällt als erwartet, hilft das dem Kohlepreis am Terminmarkt nur noch mehr dabei, weiter zu fallen. Der Bloomberg-Energieexperte Javier Blas führt nämlich die geringer als erwartet ausgefallene Nachfrage in Asien dafür an, dass die Preise für Kohle so deutlich fallen. Und wie sie fallen! Alleine seit Jahresanfang ist der Newcastle-Kohlepreis um 45 % gesunken. Und damit ist nicht die Stadt Newcastle in Großbritannien gemeint, sondern der gigantische Verladehafen Newcastle an der Westküste Australiens, der riesige Mengen an Kohle auf die Weltmeere bringt, die nicht weit entfernt im Landesinneren abgebaut werden. Newcastle-Kohle ist für Asien der entscheidende Referenzwert.

Man schaue auf den ersten Chart. Er zeigt in den letzten zwölf Monaten die Preisentwicklung für Newcastle-Kohle in blau, und von Rotterdam-Kohle in orange. Beide haben ihre Kursgewinne, die seit dem Start des Ukraine-Kriegs entstanden, wieder komplett verloren. Der Newcastle-Kohlepreis lag im Sommer 2022 bei über 450 Dollar – er fällt jetzt auf unter 200 Dollar. Rotterdam lag im Sommer 2022 bei 400 Euro, jetzt um die 150 Euro.

Kohlepreis in den letzten 12 Monaten

Im folgenden Chart sehen wir das größere Bild, nämlich den Newcastle-Kohlepreis im Verlauf der letzten fünf Jahre. Nach der großen Verknappungsangst rund um Brennstoffe – weil Russland als großer Lieferant für den Westen nicht mehr erwünscht ist – tritt nun zunehmend Entspannung ein, und die Preise für Kohle sacken wieder ab.

Im folgenden Chart sehen wir zum Vergleich den europäischen Terminmarkt-Gaspreis Dutch TTF im Verlauf der letzten fünf Jahre. Hier sehen wir (ganz grob gesagt) das selbe Bild. Erst die große Panik wegen der Versorgungsangst. Russland als großer wichtiger Lieferant für Europa fällt weg. Aber inzwischen weicht die Angst mehr und mehr der Gewissheit, dass durch Einsparen von Gas und Lieferungen aus Übersee eine echte Verknappung vermieden werden kann.

Fazit

Zumindest Stand heute kann man sagen: Die Terminmärkte lassen Preise für Gas und Kohle in den letzten Wochen deutlich abrutschen, weil die Verknappungsangst zurückgeht. Auch die schwächere Nachfrage aus Asien hilft offenbar bei der Entspannung, vor allem weil China lange in strikten Lockdowns lebte, und deswegen weniger Brennstoffe auf dem Weltmarkt nachfragte. Aber dies ist ein Risikofaktor für die nächsten Wochen und Monate. China fährt seine Wirtschaft nun wieder hoch. Steigt damit die Nachfrage nach Gas und Kohle, und damit auch wieder die Terminmarktpreise für diese Brennstoffe?Noch ist davon nichts zu sehen. Wie Bloomberg erst diese Woche berichtete, zeigen auch chinesische Kohlepreise Schwäche, weil die konjunkturelle Erholung bislang schwächer verlief als gedacht. Auch wird eine gedämpfte Nachfrage Chinas nach ausländischer Kohle daran liegen, dass man die Kohleförderung im Inland kräftig erhöht.



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1 Kommentar

  1. Zum Kommentar von Frau Prof. Schnabel: Die EZB handelt u. hat viele Experten … Fakt: Die EZB hat den Inflationstrend verschlafen, schon vor dem Ukrainekrieg Rußlands stiegen die Preise. Die Realzinsen waren jahrelang negativ, es gab Minuszinsen. Alles Erscheinungen, die Blasen befördern. Jetzt stellt sie sich, die EZB, als intelligente Institution dar, na, Vorsicht, viele Förderprogramme waren kontraproduktiv. Angst, daß hochverschuldete Staaten, mit geringem BSP kollabieren, war Treiber vieler Aktionen. Vorausschauend? Noch ist selbst der Euro nicht sicher. Massive Stützungen seitens der EZB, siehe die extreme EZB-Bilanz, zeigen ein riskantes Bild. Also EZB, nicht so auch den Putz hauen. Angstgeleitet ist zutreffend. – Und Charts über CPI, dept, …. haben andere auch und wir können auch lesen u. interpretieren.

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