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Volkswagen kassiert seine ambitionierten Elektroauto-Pläne

Der Absatz von Elektroautos ist in der Krise, die Branche sucht nach Lösungen. Volkswagen beendet jetzt seinen bisherigen Ansatz.

Volkswagen Autostadt in Wolfsburg
Volkswagen Autostadt in Wolfsburg. Foto: Krisztian Bocsi/Bloomberg

Kaum strich die Bundesregierung die Förderung für Elektroautos im Dezember 2023, brach die Nachfrage der Verbraucher ein. Es ist eben ein Problem, wenn sich ein Produkt ohne staatliche Unterstützung bei den Nachfragern nicht wirklich in breiter Masse durchsetzen kann. Haben die deutschen Autobauer zu viel ihrer Produktionskapazität bereits umgestellt auf Elektroautos? Und nun fehlt die Nachfrage? Das wäre ein echtes Problem. Jetzt sehen wir, dass Volkswagen reagiert und seine Ausrichtung ändert.

Volkswagen wendet sich ab vom kompletten Elektroauto-Ansatz

Der Plan von Volkswagen, alles auf Elektroautos zu setzen, ist vom Tisch. Die Kernmarke des gleichnamigen Wolfsburger Konzerns, die ihre Elektroauto-Familie ID als Schlüssel für ihre Zukunft angepriesen hatte, räumte letzte Woche ein, dass sie mehr Plug-in-Hybride brauchen werde, um den nachlassenden Verkauf von reinen Elektroautos auszugleichen, so berichtet Bloomberg aktuell. Dies ist nur die jüngste Anpassung, die Volkswagen an seiner Elektrifizierungsstrategie vornimmt. Zuvor hatte der Autobauer schon mehrere Modellneuheiten verpatzt und ist in China, wo mittlerweile heimische Marken dominieren, ins Hintertreffen geraten. VW hat auch die Suche nach externen Investoren für seine Batteriesparte eingestellt und Pläne für eine 2 Milliarden Euro teure Elektroautofabrik in Deutschland aufgegeben.

Verbrenner werden gut nachgefragt

Tatsächlich verkauft Volkswagen noch so viele Verbrenner, dass er auf dem besten Weg ist, seine Emissionsgrenzwerte im nächsten Jahr zu überschreiten. Das hat den Vorstandsvorsitzenden Oliver Blume dazu veranlasst, die europäischen Regulierungsbehörden um Nachsicht zu bitten. Sein Vorgehen ist eine drastische Kehrtwende im Vergleich zu vor nur drei Jahren, als VWs aggressives Lobbying für Elektroautos in der Europäischen Union eine Kluft zwischen dem Unternehmen und einigen seiner Konkurrenten aufriss.

Volkswagen hatte kaum eine andere Wahl, als sich auf seine Elektrifizierungsbotschaft zu stützen, nachdem das Unternehmen stark auf “saubere” Dieselmotoren gesetzt hatte. Diese Wette ging schief, als das Unternehmen beim Betrug bei Abgastests ertappt wurde, was einen harten Schwenk zu batteriebetriebenen Fahrzeugen erzwang. Noch 2019 kündigte der damalige CEO Herbert Diess an, in den nächsten zehn Jahren bis zu 75 vollelektrische Modelle auf den Markt zu bringen.

Seine Elektroautos-oder-Pleite-Strategie – Diess argumentierte, dass die Autohersteller sich schnell umstellen müssten, wenn sie überleben wollten – verärgerte Führungskräfte von Turin bis Tokio, die sich mehr Zeit und Flexibilität für die Umstellung von Verbrennungsmotoren wünschten. Der Vorstandsvorsitzende sah für Volkswagen damals den Vorteil des Vorreiters.

Die Elektromobilität “hat das Rennen gewonnen”, sagte Diess bei der Vorstellung der VW-Batteriestrategie 2021. “Viele in der Branche haben unseren Ansatz in Frage gestellt. Heute ziehen sie nach, während wir die Früchte ernten.” Auch wenn diese Früchte nicht so üppig ausfielen wie von VW erhofft, wendet sich das Unternehmen nicht völlig von Elektroautos ab.

Etablierte Hersteller suchen Kooperationen

Blume geht Partnerschaften mit Unternehmen wie Xpeng ein und bereitet eine neue Elektromarke in China vor, die mit Gadgets ausgestattete Modelle anbietet, um junge, an BYD und Tesla verlorene Kunden zurückzugewinnen. Volkswagen hat auch mit europäischen Unternehmen wie Renault Gespräche über die Entwicklung preiswerterer E-Fahrzeuge geführt, um den Massenmarkt für sich zu gewinnen.

Volkswagen ist nicht der einzige Konzern, der sich aufgrund der Abkühlung der Elektromobilität neu orientieren muss. Länder wie Deutschland und Schweden haben die Subventionen für Elektroautos, die in der Regel immer noch teurer sind als Verbrennungsfahrzeuge, gestrichen oder gekürzt, was der gesamten Branche schadet. Auch die Lücken in den öffentlichen Ladenetzen schrecken potenzielle Käufer weiterhin ab.

Stellantis kündigte am Dienstag an, ab September gemeinsam mit einem chinesischen Partner entwickelte Autos in Europa zu verkaufen, um die Kosten für seine Elektroautos zu senken. Mercedes-Benz hat die Entwicklung einer Plattform für neue elektrische Luxuslimousinen gestoppt, um Geld zu sparen, und will länger als geplant benzinbetriebene Autos verkaufen. BMW, das beim Verkauf von Elektroautos erfolgreicher ist als seine deutschen Konkurrenten, warnte diese Woche, dass der Plan der EU, den Verkauf von Neuwagen mit Verbrennungsmotor bis 2035 zu verbieten, der Branche schaden werde. Die europäischen Regulierungsbehörden werden diese Politik 2026 überprüfen.

Der Abschwung hat selbst Tesla einen schweren Schlag versetzt. Der US-Autobauer hat in diesem Jahr 235 Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung verloren, mehr als das Dreifache der aktuellen Bewertung von Volkswagen. CEO Elon Musk hat dennoch die Autohersteller für ihren Rückzieher kritisiert. “Die Akzeptanz von Elektroautos steht weltweit unter Druck, und viele andere Autohersteller ziehen sich bei Elektroautos zurück und setzen stattdessen auf Plug-in-Hybride”, sagte Musk letzten Monat bei der Vorstellung der Ergebnisse des ersten Quartals von Tesla. “Wir glauben, dass dies nicht die richtige Strategie ist und dass Elektrofahrzeuge letztendlich den Markt dominieren werden.”

FMW/Bloomberg



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15 Kommentare

  1. Man sollte hier auch Toyota (zB Prius) erwähnen, die von Anfang an auf Hybride gesetzt hatten und richtig lagen. Übrigens, anders als die deutschen Hersteller auf Hybride für Privatkunden und nicht für Firmenautos. Dort war das im Wesentlichen nur Alibi, weshalb die jetzt auch nicht mehr laufen. Übrigens, Hybride sind auch für Mieter in Städten OK, die ihr Auto am Straßenrand parken.

    Zu Stellantis: Ich bin mir nicht sicher ob das klug ist chinesische Autos hier zu bauen. In China gibt es das Problem das dort täglich eAutos in Flammen aufgehen, weil man dort an der Sicherheit spart. Sollte das bei so einem importierten Wagen passieren, würde das sehr PR-mäßig teuer werden für Stellantis.

    1. Woher haben Sie die Info von brennenden chinesischen Autos?

      1. Aus dem Internet.

        1. Das sind dann wohl Fake News oder alte Meldungen.

    2. @Robert
      Das ist natuerlich ein sehr zuverlaessige Quelle. In CHina geht alles moegliche andauernd in Flammen auf. Z.B. Tankstellen. So hat man in vielen Staedten das Selbsttanken verboten. Weil die Leute zu doof sind, ihr Auto ohne Glimstengel im Mund zu betanken. So ne Tankstelle in Flammen kommt super gut in Wohngebieten.
      Ach ja, die allgegenwärtigen e-Roller gehen auch des oefteren in Garagen in Flammen auf, weil an der Elektrik rumgepfuscht wird. Kann man immer wieder beobachten.
      Trotzdem ist es so, dass eAutos weit weiniger in Flammen aufgehen als Verbrenner – auch in China.

  2. Die Menschen werden entscheiden was sie haben wollen.
    Subventionen, aber auch Sanktionen, können das Verhalten der Menschen nicht langfristig ändern.
    Subventionen nehmen die Menschen mit, die sie oft gar nicht bräuchten.
    Und bei Sanktionen wehren sich die Menschen, indem sie sich auf ihre eigene Stärke zurückziehen und innovativ werden.
    Beides kostet dem „Herausgeber“ viel Geld, nutzt aber niemandem. Denn z. B. werden die E- Auto Besitzer auf den Boden der Tatsachen zurückkommen, wenn das Auto mit 3 Jahren verkauft werde soll, oder mit 10 Jahren reif für die Schrottpresse ist.
    Ich persönlich habe mir mit meinem 20 Jahre alten Diesel mind. eine neue Batterie eingespart, wenn nicht sogar 2.
    Auch die Sanktionen gegen den Diesel haben da langfristig nichts genutzt.
    Sondern eher zum Weiterbetreiben meines Diesels beigetragen.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  3. Hallo zusammen,

    sehr guter Artikel, der die Schwierigkeiten und Herausforderungen einer neuen Technologie bei der Marktetablierung zusammenfasst. Man muss neidlos anerkennen, dass die technische Entwicklung der Elektromobilität in den letzten 10 Jahren atemberaubend war und das man heute mehr als 500 km elektrisch fahren kann, ist schon eine Meisterleistung.

    aber:

    Die versprochene Nachhaltigkeit ist noch lange nicht gegeben. Weder in der eigentlichen Herstellung der Fahrzeuge und Batterien noch in der Stromversorgung der E-Fahrzeuge im Betrieb. (siehe https://youtu.be/MjwTVZa4lcY?feature=shared)

    Am Ende entscheidet der Kunde, welche Fahrzeuge mit welcher Technologie er verwendet und für ihn in der wirtschaftlichen Gesamtheit am besten passen. Wieso glaubt eine Regierung eigentlich immer, es besser zu wissen, als der Kunde/Bürger selbst?

    Irgendwelche Verbote bewirken aufgrund von Reaktanzverhalten genau das Gegenteil … siehe Heizungsgesetz.

    Die Elektromobilität wird sich weiterentwickeln, es wird viele tolle neue Innovationen geben und das Markt wird sich weiter etablieren und irgendwann sind Verbrennerfahrzeuge nur noch Liebhaberstücke, genau wie Dampfloks und Pferdkutschen. Ob das Ganze bis 2035 oder 2050 oder 2065 dauert, ist vollkommen irrelevant. Ich kann die ganze emotionale Aufgeregtheit um irgendwelche Jahreszahlen nicht nachvollziehen.

    Und bis es soweit ist, werden die Menschen mit dem Fahrrad, mit Benzin und Diesel, mit Hybriden und mit Elektroantrieben durch die Weltgeschichte düsen….

    Beam me up Scotty…

    Viele Grüße Euch
    Andi

  4. Ich verstehe zwar das übliche Lobbytheater der Autobranche, nicht jedoch die Käufer von Autos. In Deutschland wird kein Öl gefördert.

    Die ganze Ölförderung ist Umweltverschmutzung vom Feinsten. Dann muss alles transportiert werden (CO2). Dann raffiniert, was ein thermischer Prozess ist (+CO2). Dann wird es wieder transportiert (+CO2) und ins Auto getankt. Worin dann der Verbrennungsmotor 75% der Energie in Wärme (+CO2) verwandelt und nur 25% zum Vorankommen nutzen kann.
    Diese ganze Kette ist so dermaßen ineffizient, dass sie verboten werden sollte. Für eine Spezies wie uns ist das einfach nur noch übelst peinlich. Zumal wir direkt dafür verantwortlich sind, dass unser eigenen Kinder mit dem ganzen Dreck und einer Klimaerwärmung leben müssen, die wegen überschrittener Kipppunkte kaum mehr aufzuhalten ist.

    Ich mache da nicht mehr mit und fahre seit 2012 konsequent elektrisch. Immer Kleinstwagen, die mittlerweile ca. 300km Reichweite haben. Geladen wird immer schön mit PV vom Dach, sodass die „Spritkosten“ auch nur bei 1€ pro 100km liegen.

    Auch das Das bei der Herstellung der Batterie verursachte CO2 hat ein kleines Auto nach 30.000km wieder aufgeholt und ist fortan umweltfreundlicher unterwegs als Verbrenner.

    Ich brauche keine Ölwechsel, die Werkstattkosten sind gering, zahle keine Kfz-Steuer und tanke meinen eigenen Strom. Kurzstrecken lassen nichts verrußen. Mit den direkt anliegenden Elektro-PS geht das Auto ab wie Schmitt`s Katze. Es macht einfach Spaß!

    Also Leute, hört auf, auf die gekauften Nachrichtenartikel zu hören, die E-Autos schlecht reden. Das ist einfach totaler Blödsinn. Macht ne Probefahrt und kauft ein Gebrauchtes. Die sind gerade relativ günstig zu haben.
    Danach noch PV auf Dach, wenn man eins hat und nur noch freuen, dass man auf seine Intelligenz gehört hat und nicht auf Lobbyverarsche.

    1. Sie haben Recht, in Deutschland wird kein Öl gefördert, Lithium aber auch nicht!
      Außerdem lebt der Großteil der deutschen Bevölkerung nunmal in einer Mietwohnung und hat nicht die Möglichkeit, sich eine PV-Anlage zu installieren? Oder welches E-Auto kann ich mit 600W aus dem Balkonkraftwerk laden? Apropos, mein Vermieter hat schon vor Jahren eine hochsubventionierte Anlage auf dem Dach installieren lassen. Glauben Sie, dass mein Strom jetzt auch nur einen Cent günstiger ist oder wir weniger Nebenkosten für den Fahrstuhl zahlen? Leider nicht.
      Grünes Gewissen gut und schön, aber leider bezahlt das weder meine Miete, noch meine Brötchen.

      1. Die Bezinherstellung ist so „ineffizient“ das der Staat dem Bürger noch über 100% Steuern und Abgaben draufschlagen kann. Wo ist der Fehler?

        1. Genau Thomas.
          Aber irgendwo von muss ja auch die Steuer finanziert werden, die für E- Autos nicht bezahlt werden müssen. Die steigenden KFZ- Versicherungen gleichen dann auch noch die höheren Repetaturkosten aus, die nach einem Unfall bein E-Autos entstehen.
          Aber generell nichts gegen E-Autos. Oft können sie sinnvoller eingesetzt werden als Verbrenner.
          Oft, aber nicht immer.

          Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  5. @Harald. Dann aber jetzt noch schnell den Parteieintritt bei dieser grünen Spinnertruppe beantragen.

    1. @AlterSchwede Die Grünen, insbesondere Herr Habeck, machen ganz hervorragende Arbeit. Die haben in kürzester Zeit die Energiekrise gemeistert und den Zubau von Erneuerbaren mehr als verdoppelt.
      KEINE andere Partei hätte das hinbekommen.
      Den ganzen Jahrzehnte lang verbockten Mist von CDU, CSU, FDP und teils der SPD so schnell zu wenden, ist das Bundesverdienstkreuz wert!

      1. @Harald: Sarkasmus bitte zukünftig kennzeichnen, es könnte sonst mit stupider Propaganda verwechselt werden.

  6. Leider konnten wir hier in Spanien auf dem Land (im Jahre 2000) keinen Einspeisepunkt für eine PV- Anlage bekommen, als wir unsere Immobilie aufgebaut haben.
    Damals hätte aber eine Anlage mit 10 KW Batterie, etwa 40.000 Euro als Insellösung gekostet.
    Da ich 2000 reichlich Gold für die private Altersversorgung eingelagert habe, konnten ich also 40.000 Euro mehr einlagern.
    Daraus sind bis heute etwa 320.000 Euro geworden. Allerdings mussten wir in den ganzen Jahren pro Monat etwa 50 bis 70 Euro Strom bezahlen.
    2019 stand ich kurz davor ein Elektroauto zu kaufen; geschätzte 40.000 Euro.
    Aber dann habe ich doch meinen alten Diesel weiter gefahren.
    Da sich der Goldpreis seit 2019 etwa verdoppelt hat, sind jetzt 80.000 mehr in dem Tresor, denn ich musste ja keine Unzen für den Kauf eines E- Autos entnehmen.
    Also sind nun etwa 400.000 Euro (minus Stromkosten) mehr im Tresor, weil ich 2000 die PV Anlage nicht gekauft habe und 2019 kein E- Auto.
    Aber, mein 20 Jahre alter Diesel wird auch nur 5 bis 6.000 km im Jahr gefahren.
    Und da es in Südspanien kaum Rost am Auto gibt, würde er auch noch 20 Jahre halten. Ich denke, dass ich der Umwelt auch einen Gefallen getan habe, weil ich den alten Diesel weiter fahre, und kein E- Auto gekauft habe.
    Einzige Reparatur bis heute:
    Die Abgasrückführung musste für etwa 400 Euro erneuert werden.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

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