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Naher Osten: Der böse Bube wird zum Musterschüler

Im Nahen Osten, da ist nicht nur der Iran der „böse Bube“. Auch ein gewisser Scheich Tamim bin Hamad al-Thani, seines Zeichens Herrscher des winzigen Katar, ist in den Augen von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten der böse Bube. Aber so richtig. Die massive Feindschaft mündete 2017 sogar in einer totalen Land, Luft- und Seeblockade gegen Katar, die bis heute anhält. Um ein Haar wären die Nachbarn sogar in Katar einmarschiert. Offenbar hatte Donald Trump stillschweigend durch Passivität seine Erlaubnis dazu gegeben, bevor er im letzten Moment darauf hingewiesen wurde, dass die USA in Katar eine riesige Luftwaffenbasis unterhalten, und enger Partner von Katar sind.

Schauen Sie für diese mehr als spannenden Zusammenhänge bitte nochmal auf diesen Artikel vom 1. Juli, wo auch ein ausführliches Arte-Video die Lage erklärt. Mehr als sehenswert!!!

Tamim bin Hamad al-Thani und Wladimir Putin
Foto: Kremlin.ru CC BY 4.0

Wie auch immer. Noch in 2017 bezeichnete Donald Trump den Herrscher von Katar unter anderem als Finanzier des Terrorismus. Ob das so genau stimmt oder mal gestimmt hat? Wir halten uns da raus. Auf jeden Fall veranstaltet Scheich Tamim bin Hamad al-Thani demnächst solche Mini-Events wie die Fußball-WM, und wird damit gefühlt noch unantastbarer. Denn je mehr Aufmerksamkeit er weltweit bekommt, desto schwieriger wird es für Saudis und VAE „mal eben“ nebenbei in Katar einzumarschieren.

Und jetzt? Scheich Tamim bin Hamad al-Thani erschien vor Kurzem im Weißen Haus, und verstand sich offensichtlich bestens mit Donald Trump. Warum wohl? Mit „Business“ kann man immer für gute Laune sorgen! Das gilt ja nicht nur für die USA. Nein, auch so sanftmütige Länder wie Deutschland sind ja fleißige Lieferanten für die Golfstaaten!

https://twitter.com/realDonaldTrump/status/1148679238431793152

Aktuell bezeichnet Donald Trump Scheich al-Thani als Freund. Lauf offiziellem Text aus dem Weißen Haus (immer schon gute Freunde gewesen) liest sich das so, Zitat auszugsweise:

The United States and Qatar share a history of friendship based on common efforts and mutual respect. For decades, the bonds between our great nations have strengthened, reinforcing an increasingly close strategic and defense relationship focused on countering threats to our security, peace, and prosperity.

Und wie wurde der Scheich nun letztlich zum super netten Buddy von Donald Trump? Mit seinen gigantischen Überschüssen aus dem Gas-Export (Katar teilt sich ein riesiges Gasfeld vor seiner Küste mit dem Iran) geht er in den USA auf Shopping-Tour, was auch pressewirksam zum Besuch bei Donald Trump verkündet wurde. Das kann Trump dann natürlich seinen Wählern als eigenen Erfolg verkaufen. So kauft Katar zum Beispiel mit seiner Staats-Airline fünf Frachtflieger bei Boeing. Ebenso will Qatar Airways Turbinen bei General Electric kaufen.

Chevron-Phillips Chemical Company und Qatar Petroleum wollen in Katar ein Projekt gemeinsam voran treiben. Wichtiger ist aber, dass Qatar Petroleum gestern bestätigte, dass man in den USA mit Chevron eine Fabrik für 8 Milliarden Dollar bauen will. Auch will Katar beim US-Rüstungskonzern Raytheon Raketen kaufen. Also, da ist doch kreuz und quer für die US-Industrie was dabei. Aber was regen wir uns über solche öffentlichkeitswirksam inszenierten Geschäftsabschlüsse auf? Frankreich, Deutschland und Co machen es ja genau so!

Auf jeden Fall reicht diese Einkaufstour dazu aus, dass der böse Schein al-Thani nun auch öffentlichkeitswirksam zum Musterschüler wird. Das dürfte es Saudi-Arabien und den VAE schwieriger machen, sich weitere harte Maßnahmen gegen Katar einfallen zu lassen. Sind welche geplant gewesen? Wir wissen es nicht. Auf jeden Fall dürfte es wohl zwischen Katar auf der einen und Saudis/VAE auf der anderen Seite erstmal keine neue Eskalation geben, wenn Donald Trump sich öffentlich zu dieser „Freundschaft“ bekennt. Für die USA ist diese Situation fast schon „genial“, auch für eine Zeit nach Donald Trump. Man ist gleichermaßen gut befreundet mit allein drei Staaten, auch wenn die untereinander verfeindet sind.



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1 Kommentar

  1. Ja, die Amis freuen sich, haben schon immer verstanden, an beide Seiten im Krieg Waffen zu verkaufen, und am besten die Kredite dazu auch noch.
    Aber es wird schon weiter spannend bleiben da unten. Mich wundert allerdings, dass die Kataris noch neue Gas KW bauen, statt inbs. Photovoltaik dazu zu bauen. Haben die keine geeignete Fläche dafür?

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