Man sieht konjunkturelle Schwäche in China und Europa, und auch zunehmend in den USA? Dies würde eine sinkende Nachfrage nach Öl bedeuten, was der Terminmarkt offenbar seit einiger Zeit einpreist. Morgan Stanley hat seine Prognosen für den Brent-Ölpreis jetzt zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen gesenkt, da die Nachfrageprobleme zunehmen, während das Angebot reichlich vorhanden ist.
Morgan Stanley senkt Ölpreis-Prognose erneut
Die globale Benchmark wird im vierten Quartal durchschnittlich 75 Dollar pro Barrel betragen, so laut Bloomberg die Analysten um Martijn Rats in einer Notiz. Dies steht im Vergleich zu einer früheren Prognose von 80 Dollar für den Brent-Ölpreis für den Zeitraum von Oktober bis Dezember, die erst im vergangenen Monat veröffentlicht wurde, und die von der vorherigen Prognose von 85 Dollar abwich. Auch die Prognosen für den größten Teil des nächsten Jahres wurden leicht zurückgenommen.
Der Brent-Ölpreis fiel kürzlich auf den niedrigsten Stand seit Ende 2021, als anhaltende Sorgen über eine schwächere chinesische Nachfrage nach Öl mit Signalen einer möglichen Verlangsamung der US-Wirtschaft zusammenkamen. Gleichzeitig ist die Fördermenge nach wie vor hoch, so dass die OPEC+ gezwungen war, einen Plan zur Lockerung ihrer eigenen Produktionsbeschränkungen zu verschieben.
„Die jüngste Entwicklung der Ölpreise weist Ähnlichkeiten mit anderen Perioden mit erheblicher Nachfrageschwäche auf“, so Rats und seine Kollegen in ihrem heutigen Bericht. Die Zeitspannen – Preisvergleiche entlang der Terminkurve – deuteten auf einen „rezessionsähnlichen Aufbau der Lagerbestände“ hin, obwohl es noch zu früh sei, um dies zum Basisfall der Bank zu machen, so Rats.
Aussagen anderer Banken und Händler
Das Umdenken von Morgan Stanley hinsichtlich der Aussichten wurde von anderen führenden Banken aufgegriffen. Goldman Sachs änderte seine Einschätzung für den Brent-Ölpreis im letzten Monat, während die Citigroup vor kurzem erklärte, dass der Markt überversorgt sei und die Preise im Jahr 2025 durchschnittlich 60 Dollar pro Barrel betragen könnten, wenn die OPEC+ nicht stärker kürzt. Die Sorte Brent, die in der vergangenen Woche um fast 10 % gesunken ist, wird aktuell bei 72 Dollar pro Barrel gehandelt. Der große Rohstoffhändler Trafigura erklärte auf einer Branchenkonferenz in Singapur, dass der Brent-Ölpreis in naher Zukunft in den Bereich von 60 Dollar fallen werde.
Kommentar
Die OPEC hat erst letzte Woche ihre für Oktober anstehende Fördermengenerhöhung abgesagt, eben weil der Ölpreis bereits schwächelt. Geht es im Preis weiter bergab, könnte passieren, was in der Vergangenheit schon passiert ist: Allen voran Saudi-Arabien könnte völlig außerplanmäßig die eigene Fördermenge runtersetzen, um dem Ölpreis einen mächtigen Aufwärtsimpuls zu verleihen.
FMW/Bloomberg
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Die Investmentbanking-Analysten von Goldman Sachs verfügen über entsprechende Kenntnisse in Sachen Finanzmärkte und Ölindustrie. Die Goldmänner haben ihre Prognose für den Ölpreis im letzten Monat geändert, und die Öl-Allianz OPEC+ hat mittlerweile eine geplante Ölfördermengeerhöhung abgesagt. Sollte in Sachen Ölfördermenge weiterer Handlungsbedarf bestehen, spricht die Öl-Allianz OPEC+ hoffentlich erneut mit einer Stimme.