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Nachfragesorgen vs Iran-Israel-Krise Ölpreis steigt – warum das eine verdammt wacklige Nummer ist

Konjunktursorgen ließen den Ölpreis abstürzen. Die Erholung der letzten Tage und weitere Aufwärtsszenarien stehen auf wackligen Füßen.

Öltanker
Öltanker. Foto: sharpiloandrey-Freepik.com

Der Ölpreis steigt zwar seit Tagen, aber es ist eine verdammt wacklige Nummer, auf die sich die Bullen da einlassen! Wir beleuchten hier die von uns vor einigen Tagen genannten zwei großen Faktoren für den Ölmarkt, von denen einer bereits eingetreten ist.

Ölpreis steigt – Absturz durch Konjunktursorgen durchgestanden

Vorletzte Woche gab es mehrere negative Konjunkturdaten aus den USA. Sie haben die Ansicht der Börsianer eindeutig vergrößert, dass die US-Konjunktur abrutscht. Deswegen verloren die Aktienmärkte ab vorletzte Woche Donnerstag massiv bis Ende Montag letzter Woche. Quasi in perfekter Korrelation dazu sackte auch der Ölpreis ab, WTI-Öl fiel vom 1. bis 5. August von 78,55 Dollar auf 71,68 Dollar. Seit dem Tief am 5. August sehen wir einen Preisanstieg auf aktuell 77,72 Dollar. Der Chart zeigt den Kursverlauf seit Anfang Juni, den Turnaround der letzten Tage sehen wir in der roten Linie.

Chart zeigt Ölpreis-Verlauf seit Anfang Juni

Am 2. August besprachen wir die schwachen US-Konjunkturdaten, die dann auch den Preis stärker abstürzen ließen. Denn wenn Börsianer vermuten, dass sich die Konjunktur in wichtigen Öl-Verbrauchsländern abkühlt, würde dies die Nachfrage nach Öl absenken, was den Ölpreis sinken lässt. Und eben diese Angst verursachte den Ölpreis-Absturz bis Anfang letzter Woche. Der darauf folgende und bis jetzt anhaltende Preisanstieg ist erstmal als technische Erholung anzusehen. Aber der zweite von uns am 2. August besprochene Faktor spielt nun zunehmend eine Rolle.

Labile Angst vor Nahost-Eskalation

Vor allem dürfte der jüngste Anstieg im Ölpreis damit zusammenhängen, dass der Iran seit Tagen damit droht Israel anzugreifen, es aber bisher noch nicht getan hat. Aber die Tötung wichtiger Hamas-Funktionäre – einer davon in Teheran – wird von der iranischen Staatsführung sicherlich nicht unbeantwortet bleiben. Und diese Wartezeit bis zum Angriff lässt die Nervosität im Markt hängen, der Ölpreis steigt an. Aber die letzten Jahre haben immer wieder gezeigt, dass Krisen in Nahost den Ölpreis nur sehr kurzzeitig beeinflusst haben, und wenig später kamen die Preisniveaus zurück auf vorige Levels. Wie es diesmal verlaufen wird, weiß niemand. Aber bullische Öl-Trader sollten sich der bisherigen Kurzlebigkeit von Rallys bewusst sein, die auf Nahost-Krisen basieren. Denn stets wurde kurz darauf klar, dass die weltweite Versorgung mit Öl eben nicht beeinträchtigt wurde.

Bloomberg-Einordnung: Händler erwarten Vergeltung des Iran

Der Markt wartet immer noch auf die Reaktion des Iran auf die Ermordung eines Hamas-Führers in Teheran im letzten Monat, so Bloomberg aktuell. Weiter wird über relevante Umstände zum Ölpreis wie folgt berichtet: Teheran bekräftigte am Wochenende seine Entschlossenheit, Israel für die Ermordung des politischen Führers der Hamas zu bestrafen, während iranische Staatsmedien berichteten, dass eine Raketeneinheit des Militärs des Landes Übungen in der Nähe der irakischen Grenze durchführte.

„Die unmittelbare Sorge des Marktes gilt den Angriffen auf die iranische Ölversorgung und Infrastruktur“, da das Land etwa 4 % der weltweiten Ölproduktion ausmacht, so Vivek Dhar, Analyst bei der Commonwealth Bank of Australia. „Wir gehen davon aus, dass der Brent-Futures-Ölpreis kurzfristig zwischen 75 und 85 Dollar pro Barrel gehandelt wird, obwohl die Spannungen im Nahen Osten weiterhin Aufwärtsrisiken bergen“.

Am Montag stehen die monatlichen Prognosen der OPEC und am Dienstag die der Internationalen Energieagentur an – sowie die US-Inflationsdaten am Mittwoch. In der Zwischenzeit haben die Vermögenswerwalter ihre Netto-Long-Positionen bei der globalen Referenzsorte Brent auf den niedrigsten Stand seit 2011 reduziert, während sie bei Diesel zu einer Nettoposition mit negativem Vorzeichen übergegangen sind. Auch auf dem physischen Markt gibt es Warnsignale, da die US-Raffinerien aufgrund schrumpfender Gewinnspannen nur langsam arbeiten.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Momentan jedenfalls agiert der Ölpreis als Frühindikator im Zusammenhang mit der aktuellen Naher und Mittlerer Osten-Ausgangslage. Die sonstige weitere Entwicklung der Ölindustrie behält die Öl-Allianz OPEC+ im Zusammenhang mit ihren Monatsberichten auch weiterhin im Blick und reagiert ggf. mittels der Ölfördermenge.

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