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Ölpreis steigt sprunghaft – drei Gründe – Libyen aktuell im Fokus

Der Ölpreis steigt heute Mittag sprunghaft an. Neben Risk On-Modus und Hisbollah-Angriffen auf Israel steht jetzt Libyen plötzlich im Fokus.

Öl-Pumpe
Grafik: Who-Is-Danny-Freepik.com

Der Ölpreis steigt seit Freitag Abend an von 74,94 Dollar im WTI-Öl auf 75,76 Dollar vor wenigen Minuten. Aktuell aber springt der Preis nach oben auf 76,74 Dollar. Schauen wir auf drei Gründe für den Preisanstieg. Libyen steht bei aktuell im Fokus der Anleger am Terminmarkt.

Ölpreis steigt – Libyens rivalisierende Regierung stoppt Ölproduktion

Libyens Regierung im Osten des Landes hat die Einstellung der gesamten Ölproduktion und des Ölexports angekündigt, nachdem ihr Rivale in Tripolis die Führung der Zentralbank ausgetauscht hat, so meldet es aktuell Bloomberg. Die „höhere Gewalt“ gelte für alle Felder, Terminals und Öleinrichtungen, teilten die Behörden vor wenigen Minuten einer Erklärung auf Facebook mit. Dazu unsere Schnelleinschätzung: Der Terminmarkt sagt sich über den steigenden Ölpreis aktuell ganz einfach, dass weniger Öl für den Weltmarkt das Angebot verknappt, also lässt man den Preis ansteigen.

Seit über einer Woche schwelt ein Streit über die Führung der Zentralbank, die Milliarden von Dollar an Energieeinnahmen verwaltet, der die politischen Spaltungen vertieft und ein von den Vereinten Nationen vermitteltes Friedensabkommen bedroht. Die international anerkannte Regierung im Westen des Landes bemüht sich um die Ablösung des Gouverneurs Sadiq Al-Kabir, der sich weigert, sein Amt niederzulegen. Nach Angaben lokaler Medien hat eine Regierungsdelegation heute die Büros der Aufsichtsbehörde betreten, um das Amt zu übernehmen.

Nach Angaben von Bloomberg förderte das Land im vergangenen Monat insgesamt rund 1,15 Millionen Barrel Öl pro Tag. Seitdem wurde das größte Ölfeld namens Sharara, das täglich fast 270.000 Barrel förderte, stillgelegt. Im Osten befindet sich das Sirte-Becken, in dem sich die meisten libyschen Ölreserven und vier der Ölexportterminals des Landes befinden. Ein Rückgang der Exporte könnte den Brent-Ölpreis vorübergehend in die Mitte der 80-Dollar-Marke pro Barrel treiben, so ein Analyst der Citigroup in einer aktuellen Notiz.

Chart zeigt Verlauf im WTI-Ölpreis in den letzten vier Wochen

Hisbollah gegen Israel

Am letzten Wochenende hat die Hisbollah zahlreiche Raketen auf Israel abgefeuert, von denen offenbar die meisten abgefangen wurden. Und auch hat Israel offenbar viele Abschussrampen im Libanon noch rechtzeitig zerstört. Für den Ölpreis heißt das: Mehr Nervosität im Nahen Osten, mehr Angst vor Versorgungsknappheit bei Öl, aber eben noch keine totale Eskalation der Lage.

Risk On hilft Öl

Die letzten Tage sind Anleger am Kapitalmarkt allgemein risikofreudiger geworden. Dies sah man an tagelang stark steigenden Aktien-Indizes in Europa und Nordamerika. Der Risk On-Modus erhöht auch die Denkweise, dass die Konjunktur besser laufen könnte. Für den Ölpreis heißt das vereinfacht gesagt: Mehr Ölnachfrage treibt den Ölpreis nach oben (als Szenario), was man am Terminmarkt für Öl seit Donnerstag eingepreist hat, wo WTI-Öl noch unter 72 Dollar notierte. Es ist aber ein wackliger Anstieg, denn gerade Probleme in Libyen kommen und gehen, und die Nervosität im Nahen Osten allgemein kann auch schnell ansteigen, und auch wieder schnell abfallen. Und Risk On am Gesamtmarkt kann schnell wieder in Rezessionsangst umschlagen, was den Ölpreis wieder fallen lassen könnte. Man kann also bezweifeln, ob der aktuelle Preisanstieg ein starkes Fundament hat.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Der Faktor Risk On in Sachen aktuelle Ölpreisentwicklung ist zumindest nicht übermäßig wackelig. Da wäre eben neben den aktuellen politischen Risiken im OPEC+-Mitgliedsland Lybien das Thema Israel-Hisbollah, welches mit einem Hisbollah-Raketenangriff auf Israel-Golan-Höhen begann, der ausbleibende Durchbruch in Sachen Gazastreifen nach dem Angriff auf Hamas-Politbürovertreter Ismail Haniyya, und die aktuelle Bekräftigung des neuen iranischen Außenministers Seyed Abbas Araghchi, daß der Iran auf den israelischen Angriff auf Hamas-Politbürovertreter Ismail Haniyya, der den 07.10.23 nicht zu verantworten hatte, auf iranischem Hoheitsgebiet, reagieren werde. Für eine solche Ausgangslage gibt es für Rohölanbieter das Finanzprodukt Rohstoffsicherungsgeschäft/Hedgefonds.

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