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Spanien: die Märkte werden unruhig vor Katalonien-Wahl

FMW-Redaktion

Es taucht in den Medien kaum auf, aber an den Märkten steigt die Nervosität wegen Spanien. Und das obwohl das Land derzeit die am schnellsten wachsende Wirtschaft in der gesamten Eurozone hat und das Haushaltsdefizit kontinuierlich sinkt. Aber sowohl die Anleihemärkte als auch der spanische Aktienmarkt beginnen seit Wochen die steigenden Risiken wegen der am 27.September stattfinden Regionalwahl in Katalonien einzupreisen. Je mehr Stimmen jene Parteien bekommen bei der Wahl, die sich für die Unabhängigkeit Kataloniens einsetzen, umso größer die Risiken für eine Abspaltung Kataloniens. Konkret bestünde dann etwa die Möglichkeit, dass Katalonien, die mit Abstand wirtschaftlich stärkste Region Spaniens, keine Steuereinnnahmen mehr nach Madrid überweist.

Am 11.September demonstrierten ca. zwei Millionen Menschen für die Unabhängigkeit Kataloniens:

https://twitter.com/raf_jaime/status/642375451348992000/photo/1

So stieg zum Beispiel die Rendite für die 10-jährige Staatsanleihe des Landes von Ende Juli 1,84% auf aktuell 2,15% – der Abstand etwa zur italienischen Staatsanleihe mit gleicher Laufzeit ist derzeit so groß wie seit zwei Jahren nicht mehr. Und auch der Aktienmarkt in Spanien entwickelt sich deutlich schwächer als in Italien und Deutschland:


(Der spanische Ibex orange, Dax schwarz, der italienische MIB40 blau)

Sollten die Befürworter einer Unabhängigkeit in Katalonien eine klare Mehrheit bekommen, könnte das starke Konsequenzen auch für die Wahlen in Gesamt-Spanien im Dezember haben. Derzeit sinken – trotz guter Wirtschaftsdaten – die Zustimmungswerte für Ministerpräsident Rajoy, dessen Partei nach Umfragen nur noch auf 28% der Stimmen kommen würde – bei der letzten Wahl hatte Rajoy noch die absolute Mehrheit. Besonders die linke Bewegung Podemos – vergleichbar mit Syriza in Griechenland – könnte mit der sozialistischen PSOE eine Koalition bilden und einen Machtwechsel in Madrid einleiten. Podemos selbst ist gegen eine Abspaltung Kataloniens – was die Lage bei einem Sieg der für die Unabhängigkeit eintretenden Parteien bei der Wahl in Katalonien nicht einfacher machen würde.

Spaniens Verteidigungsminister hatte sogar indirekt angedroht, das Militär in Katalonien einmarschieren zu lassen, wenn sich die Region abspalten wolle. Madrid lehnt jede Form der Unabhängigkeit Kataloniens unter Verweis auf die Verfassung ab – und scheint zu allem bereit, das zu verhindern. Spanien droht damit die größte politische Krise seit den 1970er-Jahren – und genau das preisen die Finanzmärkte zunehmend ein..



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