Gestern gab es einen großen Absturz bei Chipaktien. Die Ängste vor Export-Restriktionen nach Asien greifen um sich, und außerdem war ein Abverkauf als reinigendes Gewitter für die Branche überfällig? Gestern aber waren die ASML-Quartalszahlen eigentlich gut, und heute früh nun meldet auch TSMC überzeugende Daten. Die Aktie steigt heute im deutschen Handel bei Tradegate um 4,8 %. Gibt das genug gute Laune, um den Schock bei Chipaktien schnell wieder zu beenden? Schauen wir auf die aktuellen Zahlen.
Die Gewinne der Taiwan Semiconductor Manufacturing Co (TSMC) übertrafen die hohen Schätzungen der Analysten aufgrund der wachsenden KI-Investitionen in aller Welt. Die Markterwartungen waren in den Wochen vor dem heutigen TSMC-Bericht gestiegen, da der KI-Wahn und die damit verbundenen Investitionen keine Anzeichen einer Verlangsamung zeigen.
Der Chip-Hersteller für Apple und Nvidia meldete, dass der Nettogewinn auf 247,8 Milliarden NT$ (7,6 Milliarden $) gestiegen ist. Die durchschnittliche Schätzung lag bei einem Anstieg von 29 %, und viele erwarteten, dass TSMC seine Prognose für das Gesamtjahr anheben würde, nachdem der Umsatz im Juni sprunghaft angestiegen war. Wie das Unternehmen letzte Woche mitteilte, wuchs der Umsatz im zweiten Quartal so schnell wie seit 2022 nicht mehr.
Die Aktien des weltgrößten Herstellers fortschrittlicher Chips haben sich seit dem Beginn des KI-Booms Ende 2022 mehr als verdoppelt und erreichten eine Reihe von Allzeithochs, als die Marktkapitalisierung des Unternehmens kurzzeitig die 1-Billionen-Dollar-Marke überschritt.
Die unersättliche Nachfrage nach Nvidia-Chips hat die Leistung von TSMC gestützt, während der breitere Smartphone-Markt auf dem Weg der Erholung ist. Apple konnte eine Stabilisierung der Handyverkäufe verzeichnen und gab seinen Zulieferern aufgrund der potenziellen Stärke seiner neuen KI-Tools einen optimistischen Ausblick auf die Lieferungen für das kommende iPhone 16.
Was Bloomberg Intelligence sagt: Der sprunghafte Anstieg der Auftragseingänge von ASML um 23,7 % im 2. Quartal deutet darauf hin, dass die N2-Entwicklung von TSMC gut vorankommt und der Kapazitätsaufbau möglicherweise beschleunigt wird. TSMC wird voraussichtlich im zweiten Halbjahr 25 mit der Massenproduktion beginnen, zunächst mit einer monatlichen Kapazität von ca. 30.000 Wafern in Hsinchu, Taiwan. Der Preis für den N2-Prozessor wird unserer Meinung nach mindestens 15 % höher sein als der für N3.
– Charles Shum, BI-Analyst
Dennoch wurde die Euphorie der Anleger über die Aussichten von TSMC am Mittwoch gedämpft, nachdem Bloomberg Businessweek Kommentare des republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump veröffentlichte, der sagte, er sei bestenfalls lauwarm, was die Verteidigung Taiwans im Falle einer chinesischen Aggression angeht.
Darüber hinaus erwägen die USA laut Bloomberg News auch strengere Beschränkungen für Chips in China, was zu einem weltweiten Ausverkauf von Tech-Aktien führte, da die Anleger über die Folgen für die weltgrößte Halbleiterindustrie nachdachten. Und auch in anderen Bereichen des Marktes wird nun Vorsicht in Bezug auf KI geübt. In diesem Monat warnte Goldman Sachs, dass die größten US-Tech-Unternehmen möglicherweise zu viel für KI ausgeben.
Chaolien Tseng von SemiAnalysis warnte, dass die TSMC-Aktie einen Rückschlag erleiden könnte, wenn die Erwartungen an den Chiphersteller, sein Umsatzwachstum bis 2024 auf mindestens 25 % zu steigern, nicht eintreten. In der letzten Bilanzpressekonferenz bekräftigte TSMC Chief Executive Officer C.C. Wei die Schätzung des Unternehmens für den Gesamtjahresumsatz mit einer Wachstumsrate von niedrigen bis mittleren 20 % auf US-Dollar-Basis.
Kurzfristig führt der Ausbau der KI-Infrastruktur, der den Chipabsatz ankurbelt, dazu, dass TSMC seine Investitionsausgaben erhöhen muss. Die Investitionsprognose für dieses Jahr liegt bei 28 bis 32 Mrd. USD, während die Analysten 29,5 Mrd. USD erwarten.
FMW/Bloomberg
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