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Superbillige Verlierer-Aktien.. Volkswagen, Lufthansa, Vale: Schnäppchen-Jagd am Abgrund

Konträre Freigeister aufgepasst..

Volkswagen Lufthansa Vale
Foto: Bloomberg

Konträre Freigeister aufgepasst: In diesem Artikel möchte ich in aller Kürze drei Unternehmen – Volkswagen, Lufthansa und Vale – beleuchten, die mit der Aufmachung „verhasste Verlierer“ nicht gerade falsch umschrieben wären. Die Gründe für die schwachen Kursentwicklungen dieser Aktien sind im Detail sehr verschieden, doch werden sie unweigerlich auch etwas mit der realen Wirtschaftslage, die abseits der Finanzmärkte angeblich existieren soll – sowie der Ablenkung der Investoren durch die große US-Tech-Party-  zu tun haben.

Dass es an den Märkten eine irrationale Übertreibung nach oben geben kann, hat uns die Geschichte und die Gegenwart wohl zur Genüge gelehrt. Es ist demnach nicht auszuschließen, dass dasselbe Phänomen auch die Unterseite betreffen könnte. Ob das in den drei Fällen von Volkswagen, Lufthansa, und Vale zutrifft, bleibt natürlich abzuwarten.

Für die Chartanalyse der nachfolgenden Aktien, bei denen es sich um Dividendentitel handelt, empfehle ich nach Möglichkeit einen Total Return Chart heranzuziehen. Zwar ist die Dividende das einzig wahre Asset einer Aktienposition, doch in der heutigen Zeit ist sie eher als Strafe zu verstehen: Die Dividende muss sofort versteuert werden, zerstört den nominalen Chart und verkompliziert die Derivatbepreisung. Der Umstand, dass unsere drei Unternehmen die Dividende etwa dem wesentlich populäreren, „smarteren“ und wesentlich trügerischen Aktienrückkauf vorziehen, trägt wohl auch seinen Teil zur deren Unbeliebtheit bei. Da die Dividende allerdings die Freiheit des Unternehmens konstruktiv beschneidet und die Diversifizierungsentscheidung in die Hände der Aktionäre zurückführt, erachte ich sie in fast allen Fällen als ein gutes Zeichen und als ein Bekenntnis zu langfristig definiertem Fokus.

Volkswagen (VOW3 oder VW)

Volkswagen weist derzeit eine Marktkapitalisierung von rund 50 Milliarden Euro auf. Laut dem unlängst veröffentlichten Halbjahresbericht entfällt auf die Aktionäre eine Eigenkapitalposition in der Höhe von 164 Milliarden Euro. Wenn man der Buchhaltung von Volkswagen trauen will, so kauft man mit jedem Euro Aktie, 3,28 Euro an Firmenkapital eines (noch) profitablen Betriebs. Darüber hinaus verfügt der Konzern über 50 Milliarden Euro in Barmitteln und Äquivalenten.

Die operative Seite des Unternehmens stagniert seit einigen Quartalen, doch sind die Gewinne bisher robust. Die Nettomarge von rund 4,5% lässt zwar nicht viel Spielraum übrig, allerdings ist das bei einem KGV von 3,3, einem EV/EBITDA von 8,8 und einer Dividendenrendite von fast 10% mit einer Payout-Ratio von unter 30% auch zu verkraften.

Selbst der strauchelnde E-Auto Markt dürfte den Konzern nicht in die Knie zwingen, da der Anteil dieser Fahrzeuge an der Gesamtproduktion von VW weiterhin deutlich unter 10% liegt. Die Dimension der vermeintlichen globalen Rezession wird wohl das Hauptkriterium für die Zukunft des Unternehmens. Was Volkswagen allerdings wohl tatsächlich benötigen würde, ist ein marktüblicher Trickbetrüger an der Spitze des Konzerns – doch in Wahrheit wünsche ich Ihnen so jemanden nicht.

Lufthansa (LHA)

Die Lufthansa hat letzte Woche unter geringem Beifall ihre Zahlen für das erste Halbjahr präsentiert. Geplagt von Rezessionssorgen, den Auswirkungen des Klima-Fanatismus, hoher Schuldenbelastung und einer alternden Flotte, hat die einst prestigeträchtige und nunmehr hoch subventionierte Airline durchaus etwas an Glanz verloren.

Für mutige Investoren gibt es allerdings vielleicht etwas zu holen: KGV von 3,6; EV/EBITDA 3,3; 5,3% Dividendenrendite; ein leichter Aufwärtstrend der Profitabilität; robuster operativer Geldfluss und eine geringfügige Verbesserung der absoluten und relativen Verschuldung. Sogar Insider, wie unlängst Vorstandsvorsitzender Carsten Spohr, konnten diesen Preisen nicht widerstehen. Für schwächelnde, deutsche Unternehmen gehört es anscheinend mittlerweile zum guten Ton, dass sie trotz eines profitablen Kerngeschäfts unter dem Wert ihres Eigenkapitals handeln – und da will sich die Lufthansa natürlich nicht ausnehmen. Wird die Trendwende kommen? Hoffnungslos erscheint mir die Situation nicht.

Vale (NYSE:VALE)

Der brasilianische Bergbauriese ist in vielerlei Hinsicht das (noch billigere) Pendant zu Unternehmen wie Rio Tinto oder BHP. Im Gegensatz zu seinen Konkurrenten leidet es nicht nur an der derzeit etwas schwächeren Nachfrage nach Rohstoffen insbesondere aus China, sondern auch an politischen Querelen und der undankbaren Bezeichnung als „Emerging Market Unternehmen“.

Die Zahlen sprechen jedoch für sich: KGV von 5; EV/EBIDTA von 3,7; eine Nettomarge von fast 28% in Q2 und rund 15% Dividendenrendite in den letzten 12 Monaten bei einer Payout-Ratio von unter 40%. Eine grundsolide Bilanz verfeinert noch das Gesamtbild. Aus dieser geht nämlich hervor, dass die Gesamtverschuldung zu fast 50% allein mit Barmitteln und Äquivalenten gedeckt werden könnte. Sowohl die bisher anhaltende, chronische Unterinvestition in den Rohstoffsektor, als auch die langfristig steigende Nachfrage nach Metallen, könnten diesem verschmähten Unternehmen über kurz oder lang neuen Aufschwung verleihen.



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2 Kommentare

  1. Danke für diesen wertvollen Beitrag. Deutsche Aktien meide ich, solange diese Regierung im Amt ist, aber Vale stocke ich sporadisch auf. Politik ist überall ein Problem, aber suizidal ist sie derzeit vor allem In Deutschland.

    1. @Felix
      Kann es sein, dass dich bereits die drei ersten Worte derart getriggert haben, dass du als Libertärer nur noch begeistert das übliche Polit-Bashing kommentieren konntest? „Konträre Freigeister aufgepasst:“ 😂

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