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VW in der Krise: Absatzrückgänge im Detail

VW ist in der Krise und hat zu viel Kapazität, die Kosten müssen runter. Hier zeigen wir seit 2019 die Absatzrückgänge je Marke.

VW Logo
VW Logo. Foto: Michaela Stache/Bloomberg

Diese Woche ist es das Top-Thema bei deutschen Anlegern: Die Krise bei VW ist nicht mehr zu ignorieren, nachdem das Unternehmen öffentlich verkündete, dass man vor hat erstmals Fabriken in Deutschland zu schließen – das wäre eine Zäsur! Dazu will man auch Arbeitsplatzgarantien in Deutschland kündigen. Ein regelrechtes Erdbeben für die Aufsichtsratsetage in Wolfsburg! Das VW-Management sagte heute sogar, man habe nur noch zwei Jahre Zeit um grundsätzlich etwas zu ändern, also die Kosten zu senken. Umgerechnet auf Standorte produziert der Konzern aktuell so wenig, dass zwei Fabriken eigentlich überflüssig sind.

Wird es daher auch zwei komplette Standorte in Deutschland treffen bei der Kernmarke VW? Das wäre ein Desaster für den Industriestandort Deutschland, weil VW nun mal der Autogigant schlechthin ist. Der Blick auf die Detaildaten zeigt das große Problem bei VW. Wir reden hier nämlich nicht über Kleinigkeiten, sondern über massive Rückgänge bei den Stückzahlen. An dieser Stelle konzentrieren wir uns nur auf die Einzelmarken des Konzerns, die große Stückzahlen bei Pkw absetzen.

VW in der Absatzkrise – rückläufige Stückzahlen je nach Marke

Wir nehmen das Jahr 2019 als Ausgangspunkt, um das Corona-Ausnahmejahr 2020 zu ignorieren. VW als Kernmarke hat im Jahr 2019 6,28 Millionen Pkw abgesetzt, 2023 waren es nur noch 4,87 Millionen – ein Rückgang um 1,41 Millionen Autos oder 22,45 %. Für das aktuell laufende Jahr 2024 liegen die Markterwartungen bei 4,31 Millionen Stück, ein weiterer Rückgang.

Skoda hat als VW-Tochter im Jahr vor der Corona-Krise 1,24 Millionen Pkw verkauft, 2023 waren es 867.000 – ein Rückgang um 30 %. Für 2024 liegen die Erwartungen bei 732.000 Stück, ein weiterer Rückgang.

SEAT in Spanien hat vor Corona noch 574.000 Pkw verkauft, 2023 waren es 519.000. Für 2024 liegen die Erwartungen bei 509.000.

Und schließlich die wichtige Tochter Audi: 2019 verkaufte man 1,85 Millionen Pkw, 2023 waren es 1,89 Millionen. Man konnte also das Vor-Corona-Niveau halten im Premium-Segment. So weit, so gut. Aber für 2024 liegen die Absatzerwartungen des Marktes bei 1,64 Millionen, ein spürbarer Rückgang.

Der VW-Konzern insgesamt mit allen anderen Bereichen inkludiert verkaufte 2023 9,2 Millionen Fahrzeuge im Vergleich zu 10,9 Millionen im Jahr 2019.

Fazit

Was also tun, wenn es massive Überkapazitäten gibt? Einzelne Fabriken schließen, oder erstmal weiterhin alle völlig unter-ausgelasteten Standorte massiv subventionieren, und auf Dauer damit den ganzen Konzern gefährden? VW muss nun intern klären, wie es weitergehen soll. Nun kommt es wohl auf die Gewerkschaften und das Land Niedersachsen an, die eine gewichtige Blockademacht haben. Dieser gigantische Konzern ist zwar aktuell noch in der Gewinnzone und auch die nahe Zukunft verheißt noch Gewinne, aber die Konzernbosse schauen wohl das entscheidende Stück weiter in die Zukunft, und sehen die Probleme, die jetzt angegangen werden müssen.

Chart vergleicht Performance von VW-Aktie mit Dax Chart zeigt Vergleich von VW-Aktie mit Dax: Die Aktie verlor seit Anfang 2020 – kurz vor Ausbruch der Corona-Krise – bis heute 44,87 %. Der Dax stieg seitdem um 40,61 %. Die Anleger haben bei VW den „Braten“ schon seit geraumer Zeit gerochen.

FMW mit Daten aus Bloomberg Terminal



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14 Kommentare

  1. Die Menschen sind einfach nicht mehr bereit (zumal bei diesen Wirtschaftsaussichten unter der Ampel)
    für ein Auto 40.000 Euro (und aufwärts) zu bezahlen, das nach den ersten 3 Jahren etwa 40% vom Neuwert verloren hat, und nach etwa 6 Jahren unverkäuflich ist. Jetzt wird Flatterstrom als Lösung für die unsichere Stromversorgung propagiert, nach der sich sogar die Industrie richten soll. Sollen die E- Autobesitzer auch an den Ladesäulen auf Strom warten? Oder haben die Ladesäulen immer Strom und nur die Industrie nicht, und die Wärmepumpen auch nicht immer.
    Das E-Auto also laden, wenn kein ausreichender Strom vorhanden ist, damit dann, wenn ausreichen Strom für die Fabriken in den Leitungen ist, der E- Autobesitzer zu seinem Arbeitsplatz fahren kann.
    Geht es noch irrer?
    Haltet die Menschen doch nicht für blöde.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. Man bekommt jetzt 5 Jahre alte Teslas um wenig Geld und noch sehr guter Batteriekapazität.
      Die Laufleistung der E-Mechanik ist ohnehin kein Problem.
      Letzthin wurde ein Model 3 mit 300.000 km getestet. Der Tesla hatte kaum Reparaturen gehabt und war in noch unglaublich gutem Zustand, auch die Batterie.
      Ein moderner hochgezüchteter Verbrenner hätte in dieser Zeit schon längst einen neuen Turbolader, Partikelfilter oder in nicht wenigen Fällen ein neues Automatikgetriebe gebraucht.
      PS: Von 30jährigen Dieseln möchte ich jetzt aber zum tausendsten Mal bitte, bitte nichts hören. Diese Geschichten kenne ich auswendig, danke.

      1. @ Columbo, Fazit: Der Verkäufer des günstigen Autos hatte einen grossen Abschreiber und der Käufer dieser E- Karre muss in 3bis 4 Jahren auf Null abschreiben weil der Batteriewechsel aus Kostengründen unverhältnismässig ist. D. h. ganze Karre in ca.10 Jahren Nullwert und fortwerfen. Das passt überhaupt nicht in eine grünversiffte Zukunft. Das müsste eigentlich das nächste Verbot der Grünen Politiker sein.

        1. @Diesel Fritz

          Nein, man kann einen gebrauchten Tesla für ca. 20.000€ noch sehr, sehr lange fahren.
          Danach ist er nichts mehr wert, ok.
          Aber wieviel bitte ist noch ein zweimal gebrauchter Golf wert?

        2. Hallo Diesel- Fritz
          Ob so ein E-Auto es wohl jemals schaffen wird, dass es nach 30 Jahren als Oldtimer zugelassen wird, und dann noch 15 der 20 Jahre weitergefahren wird?

          Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. man kann ja wieder Kurzarbeit beantragen um dann Gewinne zu maximieren und die Boni wieder zahlen

  3. Interessant wäre eine tiefere Analyse dahingehend wo der Konzern beliebte Modell einfach vom Markt genommen hat, um die Kunden zum Umstieg auf ungeliebte E-Modell zu zwingen. Wer kann (und nicht in Gruppenverträgen an die Marke gebunden ist) wechselt dann eben zur Konkurrenz.

    Es werden ja für die beliebten Verbrenner auch keine neuen Motoren etc. entwickelt…

    Das ist das Ergebnis von sozialistischer Planwirtschaft!

  4. Moin, moin,

    stimmt so ist es Helmut.

    Die Leute halten ihr Geld zusammen. Vor allem, wenn man überlegt, was ein „VW“, also ein VOLKS-wagen kostet. Nicht jeder bekommt große Gehaltserhöhungen und diejenigen, die noch das große Geld bekommen, wissen nicht wie lange noch (inklusive der VW-Beschäftigten). Ergo wird doch lieber der Skoda Fabia (Benziner) für ca. 15.000 Euro gekauft. Der fährt auch.

  5. Statt endlich bezahlbare Kleinwagen zu produzieren, wo der E-Antrieb Sinn macht, werden Produktionskapazitäten abgebaut. Intelligent (ob künstlich oder nicht) ist das nicht!

    1. Vom Autobauer zum Iphone-auf-vier Rädern-Hersteller…schon eher schwierig.
      Wenn Rolex von jetzt auf gleich Smartwatches aus Plastik herstellen müßte…auch schwierig…furchtbarer Gedanke.

      1. @Columbo, wer so gute Abgas-Schummelsoftware programmieren kann, wird hoffentlich doch auch ein bezahlbares E-Auto zum Laufen bringen 😉

        Nicht alles, aber sehr vieles vom „iPhone auf vier Rädern“ ist doch ohnehin eher unspezifisch und von der Antriebsart unabhängig. Dazu zählen u. a. Infotainment (Unterhaltung und Information), Gestensteuerung, Fahrzeug- und Komfortfunktionen, Fahrassistenten sowie automatisiertes Fahren.
        Mancher würde sagen, einiges an Schnickschnack, über den man durchaus geteilter Meinung sein darf.
        „So solle künftig zum Beispiel die App der Video-Plattform YouTube in den Autos verfügbar sein. Anwendungen der Videokonferenzdienste Webex und Zoom sollen ebenso integriert werden wie der Spieleanbieter Antstream.“
        https://www.dw.com/de/die-software-strategien-der-deutschen-autobauer/a-64794300

        „Damit wird auch klar, dass das eigentliche Problem, das hier aufgezeigt wird, eigentlich nicht E-Autos per se sind. Allerdings dienen diese oft als Experimentierfeld, die Hersteller stopfen immer mehr Software in ihre Gefährte, womit sich eben auch die Fehler häufen.“
        https://www.derstandard.de/story/3000000226582/das-groesste-problem-bei-e-autos-ist-die-viele-software

        „Entscheidend ist daher nicht die Art des Antriebs, sondern der Grad der Digitalisierung und der Vernetzung, den das jeweilige Auto aufweist – ablesbar zum Beispiel am Stand der Technik von Assistenz- oder Infotainment-Systemen.“
        https://www.enbw.com/blog/elektromobilitaet/trends/connected-car/

        Ich persönlich bin mir nicht so sicher, ob es eine gute Idee ist, hintern Steuer Videokonferenzen abzuhalten, NiUS und das Vermietertagebuch für neue Anti-Deutschland-Hetzkommentare auf YouTube zu glotzen 😄 oder Spiele zu spielen, während die vielen inkompatiblen Betriebssysteme derweil verzweifelt versuchen, sich mit anderen Autos und mit Infrastruktur zu vernetzen und zu synchronisieren.
        Dem Durchschnittsbürger dürfte es wichtiger sein, mit einem bezahlbaren Auto von A nach B zu gelangen.

        1. @Leftutti, stimmt, E-Autos bauen wird immer einfacher und billiger. Und immer mehr können das.
          Swatch trägt, E-Auto fährt jeder.
          ROLEX, VW, BMW, MERCEDES nur sehr wenige. Diese dürfen dafür höchste schweizerische/deutsche handwerkliche Uhrmacher- bzw. Verbrennerkunst genießen und müssen dafür sehr viel Geld ausgeben.
          Ein E-Auto bekommt man in Zukunft aus jedem Kaugummiautomaten, für einen VW kommt man auf eine jahrelange Warteliste (wie bei Rolex).
          Das Auto wird schließlich von Hand zusammengebaut.
          Reinster Luxus!
          Nur so kann sich VW retten…😀.

  6. @ Bergdoktor, wieder nichts begriffen, beim Kauf einer 5 – 6 jährigen E- Karre wird die Batterie nach 3bis 4Jahren fällig und somit kann sie nicht mehr lange gefahren werden weil sich ein Batterietausch aus Preisgründen nicht mehr lohnt . Beim kommenden Wärmepumpen und E- Auto – Boom wird auch Strom viel teurer werden. Die raren Grundstoffe für die Batterien werden auch nicht billiger werden ,und wer hat sie ? Natürlich die Chinesen und die Russen. BEI EINER EHRLICHEN VOLLKOSTENRECHNUNG SIND DIE E- AUTOS NICHT KONKURRENZFÄHIG. Zudem haben fahrende Computer wie auch Handys nur eine kurze Lebensdauer . Wenn’s keine Verbrenner mehr gäbe, müssten dann auch die Strassenkosten noch auf die Stromer abgewälzt werden. Der grösste Wahnsinn ist natürlich der Betrieb dieser Autos mit Kohlestrom.
    ( Siehe Vorzeigeland China)

    Ä

    1. @dieselfritz,so schaut es aus . Die langfristigen Entscheidungen über was oder wen fallen in den Hinterhof-Werkstätten und bei mobile.de.
      Und nicht bei den Neuwagen ,die die mittelständischen Außendienstmitarbeiter per Leasingvertrag temporär ala Carte bestellen.

      Vollkostenrechnung :-DDD, der war gut. Nirgends wird eine Vollkostenanalyse bis zum optimalen Grenzertrag gemacht,sonst würde man ja merken das vieles Nonsens ist.

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