Charttechnisch war in den letzten Wochen der Weg für den Ölpreis nach oben offen, egal ob für WTI oder Brent. Das hat sich seit Mittwoch geändert aufgrund der Nachrichtenlage. Drei Faktoren möchten wir ansprechen, warum es seit Mittwoch wieder abwärts geht. Der WTI-Ölpreis ist seit Mittwoch von über 72 auf jetzt 69,26 Dollar abgerutscht, Brent von 79 auf 77,28 Dollar.
Ölpreis reagiert auf Öl-Lagerbestände
Mittwoch Nachmittag deutscher Zeit wurden die Öl-Lagerbestände in den USA mit +5,8 Millionen Barrels bekanntgegeben, obwohl ein Rückgang erwartet wurde. Das gab dem Markt einen ersten kleinen Stoß für die Abwärtsseite, die von da an begannn einzusetzen (mehr Lagermenge bedeutet mehr Ölangebot).
Gerücht über OPEC-Output
Gestern dann kamen die Gerüchte vermehrt auf, dass wichtige OPEC-Staaten konkret darüber sprechen, dass man beim regulären OPEC-Meeting am 22. Juni in Wien beschließen wolle die Öl-Fördermenge spürbar zu erhöhen. Es geht nämlich darum die Einbrüche bei der Produktion in Venezuela zu kompensieren – und vor allem geht es darum vorzusorgen, weil der Iran demnächst dank der neuen US-Sanktionen deutlich weniger Öl auf den Markt bringen wird. Der Ölpreis rutschte daraufhin weiter ab.
Gespräche zwischen Russen und Saudis
Heute nun wurden diese Gerüchte konkreter. Der russische Ölminister Novak ist in konkreten Gesprächen mit seinem Kollegen Al-Falih aus Saudi-Arabien. Es geht wohl nur noch darum, wie stark die OPEC-Anführer aus Saudi-Arabien und ihre direkten Nachbarn in Kooperation mit Russland die Fördermenge hochfahren werden. Eine kurzfristige Erhöhung von 1 Million Barrels pro Tag ab Juli wäre eine konkrete Möglichkeit.
Novak and al-Falih have declined to comment on how much the increase will be in June, saying all numbers are under consideration #OOTT #Opec
— Amena Bakr (@Amena__Bakr) May 25, 2018
Denn diese Menge ist zügig realisierbar, weil dieses Volumen seit Anfang 2017 durch die Födermengenkürzungen als Produktionsreserve vorhanden ist. Das könnte also in wenigen Wochen deutlich mehr Angebot bedeuten, womit man die Iran-Ausfälle kompensiert, bevor sie entstehen. Das sorgt natürlich für ein kurzfristiges Überangebot am Ölmarkt, wenn die Erhöhung denn beschlossen wird. Deshalb erfolgt heute der stärkste Abrutsch im Ölpreis während der Abwärtsbewegung, die seit Mittwoch läuft.
Der WTI-Ölpreis seit dem 16. Mai.
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