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Anstieg nicht nachhaltig? Ölpreis steigt – Markt blick auf Iran und Saudi-Arabien

Der Ölpreis steigt, der Markt blickt auf aktuelle Ereignisse im Iran und in Saudi-Arabien. Wirklich wichtig wird der 1. Juni als OPEC-Termin.

Öltanker
Öltanker. Foto: Ali Mohammadi/Bloomberg

Der Ölpreis steigt spürbar. Vom Tief Mitte letzter Woche bei 76,70 Dollar ging es bis Freitag Abend bergauf bis auf knapp unter 80 Dollar, und heute sahen wir im Hoch bereits 80,36 Dollar im amerikanischen WTI-Öl. Der Ölpreis konnte seine Gewinne weiter ausbauen, da der Markt auf mögliche Auswirkungen der politischen Turbulenzen in zwei der weltweit wichtigsten Rohölproduzenten wartete.

Ölpreis steigt – Blick auf Iran-Absturz und Saudi-König

Der iranische Präsident Ebrahim Raisi und Außenminister Hossein Amirabdollahian kamen bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben, während man sich Sorgen um den Gesundheitszustand des saudischen Königs macht, so ordnet Bloomberg die aktuelle Gemengelage am Ölmarkt ein. Saudi-Arabien ist der größte Produzent der OPEC und der Iran der drittgrößte, aber es gibt keine unmittelbaren Anzeichen dafür, dass die jüngsten Entwicklungen die Ölversorgung beeinträchtigen werden. Der Oberste Führer des Irans, Ayatollah Ali Khamenei, erklärte, dass es infolge des Vorfalls „keine Unterbrechung der Angelegenheiten des Landes“ geben werde.

Grafik zeigt Entwicklung der Long-Positionen auf den Ölpreis

Zu den weiteren Ereignissen, die zu einer unruhigeren geopolitischen Landschaft beitragen, gehören die fortgesetzten Drohnenangriffe der Ukraine auf russische Raffinerien, während ein mit China verbundener Öltanker am Samstag im Roten Meer von einer Rakete der Houthi getroffen wurde.

Märkte abgestumpft – Warten auf den 1. Juni

„Der Markt ist gegenüber geopolitischen Entwicklungen zunehmend abgestumpft, und die große OPEC-Reserveproduktion trägt wahrscheinlich dazu bei“, sagte Warren Patterson, Leiter der Rohstoffstrategie bei ING Groep in Singapur. „Wir müssen möglicherweise auf weitere Klarheit der OPEC+ über ihre Förderpolitik warten, um aus der Spanne auszubrechen.

Der globale Referenz-Ölpreis Brent ist in diesem Jahr aufgrund der Angebotskürzungen der OPEC und ihrer externen Partner (OPEC+) um etwa 9 % gestiegen, aber die Preise haben sich seit Mitte April abgekühlt, als die geopolitischen Spannungen nachließen. Die Marktbeobachter richten ihre Aufmerksamkeit auf das bevorstehende Treffen der Erzeugergemeinschaft am 1. Juni, erwarten aber weitgehend eine Verlängerung der bestehenden Drosselungen.

Bei den Hedgefonds ist eine zunehmende Baisse zu beobachten, da die Geldmanager ihre Netto-Long-Positionen beim Brent-Ölpreis in der zweiten Woche reduziert haben. Sie sind nun so wenig optimistisch wie seit Januar nicht mehr. Auch die Wetten auf steigende Benzinpreise im Vorfeld der Sommerfahrsaison in den USA wurden zurückgenommen.

Kommentar

FMW: Die letzten Jahre und auch die letzten Monate gerade mit Blick auf den iranischen Raketenangriff auf Israel zeigten: Der Terminmarkt für Öl ist ziemlich entspannt bei geopolitischem Stress. Der Ölpreis würde wohl nur massiv ansteigen bei solchen Ereignissen, wenn dadurch wirklich eine reale Versorgungsverknappung mit Öl für den Weltmarkt entstehen würde. Daher kann der Ölpreis nun auch kurzfristig wieder fallen. Und der Markt braucht wie gesagt die Gewissheit am 1. Juni, ob die OPEC ihre Fördermenge weiter verknappen wird. Falls ja, wäre das womöglich ein Kaufsignal für die Bullen.

FMW/Bloomberg



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5 Kommentare

  1. Wir sind entspannt und in einem resignierten LMAA ZUSTAND. da muss uns schon der himmel auf dem Kopf fallen.Biedermeierzeit. lasset den Königen ihr König sein. Sie werden es richtig machen.
    Tun wir weiter so als wären wir Zuschauer.

  2. Im OPEC+-Mitgliedsland Königreich Saudi-Arabien würde wohl Kronprinz Mohammed bin Salman al-Saud entgültig ans Ruder kommen. Und im OPEC+-Mitgliedsland Islamische Republik Iran muß innerhalb von 50 Tagen ein Nachfolger von Staatspräsident Ebrahim Raisi gewählt werden. Der Ölpreis könnte also, wie im obigen Bericht erwähnt, demnächst wieder sinken.

    1. Die im obigen Bericht genannte Entwicklung des Ölpreises unmittelbar nach dem Tod von Staatspräsident Ebrahim Raisi zeigt, wie wichtig es nunmehr ist, daß in dem OPEC+-Mitgliedsland Islamische Republik Iran stabile politische Verhältnisse vorhanden sind. Dies gilt sowohl für den Nachfolger von Staatspräsident Ebrahim Raisi, als auch für den Nachfolger von Religionsführer Ajatollah Khamenei. Ein JCPOA-Deal muß in Teheran einen entsprechenden Stellenwert besitzen. Außenminister Hossein Amirabdollahian engagierte sich in Sachen letzterem entsprechend. Dies wäre ohne die Zustimmung von Religionsführer Ajatollah Khamenei und Staatspräsident Ebrahim Raisi sicherlich nicht möglich gewesen. Staatspräsident Ebrahim Raisi war als Nachfolger von Religionsführer Ajatollah Khamenei im Gespräch. Einem aktuellen Bericht der Naher und Mittlerer Osten-Plattform mena-watch muß man entnehmen, daß die Nachfolge von Religionsführer Ajatollah Khamenei nunmehr strittig diskutiert werden könnte. Somit ist zumindest nicht 100%ig auszuschließen, daß der Iran in eine politische Krise geraten könnte.

      1. Ex-Präsident Mahmud Ahmadineschad wollte es noch einmal wissen und Nachfolger von Ebrahim Raisi werden. Religionsführer Ajatollah Khamenei winkt jedoch ab/Quelle: n-tv-Fernsehtext.

  3. @ Holger Voss
    DIe „stabilen politischen Verhältnisse“ werden durch Geheimpolizei, Sittenwächter und einer Menge Repression hergestellt.z.b. in dem Menschen an Kränen an Straßenkreuzungen erhängt werden. Dabei wird sichergestellt, dass die zu erhängenden nicht durch Geknickbruch sterben, sondern langsam ersticken. Es ist doch beruhigend, wenn Sie ein solches Land als Vorbild loben.

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