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Inflation kühlt sich auf breiter Front ab US-Inflation: Gute Argumente für bald sinkende Fed-Zinsen

US-Inflation: Gute Argumente für bald sinkende Fed-Zinsen
Sinkende Fed-Zinsen. Grafik: diloka107-Freepik.com

Die Inflation in den USA hat sich stärker als erwartet abgekühlt, wie die eben veröffentlichten US-Verbraucherpreise für Juni gezeigt haben. Angesichts der Fed-freundlichen Daten wird eine Senkung der Zinsen auf der Sitzung im September immer wahrscheinlicher. Eine erste Zinssenkung im September ist an den Märkten nun fast vollständig einpreist, wobei die Fed-Swaps sogar eine weitere Lockerung in diesem Jahr vorhersagen. Im Anschluss an die Inflationsdaten fielen die Renditen von US-Staatsanleihen über die gesamte Kurve hinweg. Die Benchmark-Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen ging von 4,28 % auf 4,17 % zurück. Der Rückgang der Renditen verhalf dem Goldpreis und den US-Aktienmärkten zu weiteren Kursgewinnen.

Inflation kühlt sich auf breiter Front ab

Wie Bloomberg berichtet, kühlte sich die US-Inflation im Juni auf breiter Front ab, angetrieben von einer lang erwarteten Verlangsamung der Immobilienkosten. Der nachlassende Preisdruck dürfte der Fed eine weitere Dosis Zuversicht bringen, dass sie die Zinsen bald senken können.

Die Inflation verlangsamte sich im Juni auf 3,0 % nach 3,3 % im Mai, Analysten rechneten hingegen mit einer Teuerungsrate von 3,1 %. Im Monatsvergleich fiel der Wert sogar um 0,1 % – der erste Rückgang seit Beginn der Pandemie, der durch billigeres Benzin verursacht wurde. Ökonomen betrachten jedoch den sogenannten Kernindex als besseren Indikator für die zugrunde liegende Inflation als den Gesamt-VPI.

Der Kern-Verbraucherpreisindex – der Lebensmittel- und Energiekosten ausschließt – stieg gegenüber Mai um 0,1 % (Prognose 0,2%), der geringste Anstieg seit August 2021, wie die Zahlen des Bureau of Labor Statistics (BLS) zeigen. Im Jahresvergleich stieg die Kernrate um 3,3 % und damit so langsam wie seit mehr als drei Jahren nicht mehr. Die US-Inflation liefert damit gute Argumente für die Fed, die Zinsen bald zu senken.

US-Inflation kühlt sich auf breiter Front ab - Sinkende Fed-Zinsen jetzt wahrscheinlich
US-Inflationsdaten für Juni

Fed vor Senkung der Zinsen

Die Zahlen sind ein weiterer Beleg dafür, dass die Inflation nach einem Aufflackern zu Beginn des Jahres ihren Abwärtstrend wieder aufgenommen hat, während sich die Wirtschaftstätigkeit im Allgemeinen zu verlangsamen scheint. Nach einem Bericht von letzter Woche, der den dritten Monat in Folge einen Anstieg der Arbeitslosigkeit verzeichnete, dürften die Daten zur Inflation nun den Weg für eine Zinssenkung der Fed noch in diesem Jahr bereiten.

Der Vorsitzende der US-Notenbank, Jerome Powell, vermied es in dieser Woche in einer Anhörung vor dem US-Kongress, den Zeitpunkt wahrscheinlicher Zinssenkungen zu nennen, und betonte, dass sich die Geldpolitik von den eingehenden Daten leiten lassen werde. Nach dem VPI-Bericht halten Händler eine Senkung der Zinsen durch die Fed im September weiterhin für sehr wahrscheinlich. Die Wahrscheinlichkeit liegt nun bei fast 85 %, vor den Daten lag sie noch bei 68 %. Die Aktienfutures als auch Treasuries stiegen nach den Zahlen, während die Renditen nachgaben. Die Notenbanker der Fed treffen sich noch in diesem Monat, eine Senkung der Zinsen im Juli ist aber so gut wie ausgeschlossen.

Während die Zahlen vom BLS mit einer Dezimalstelle angegeben werden, schauen die Währungshüter genauer hin, um ein umfassenderes Bild der Inflationsrichtung zu erhalten. Auf dreistelliger Basis stieg der Kern-VPI um 0,065 %.

Inflation im Wohnungswesen

Die Preise für Unterkünfte (Shelter), die größte Kategorie innerhalb der Dienstleistungen, stiegen um 0,2 %, der geringste Anstieg seit August 2021. Die Owners‘ equivalent rent (OER) – eine Untergruppe von Shelter, die die größte Einzelkomponente des VPI ist – stieg um 0,3 %, ebenfalls der geringste Anstieg seit drei Jahren.

Den Berechnungen von Bloomberg zufolge sind die Preise für Dienstleistungen (ohne Wohnen und Energie) einen zweiten Monat lang gesunken. Die Zentralbanker haben zwar betont, wie wichtig es ist, bei der Beurteilung der Inflationsentwicklung auf diese Messgröße zu achten, aber sie berechnen sie auf der Grundlage eines separaten Indexes.

Dieses Maß, der sogenannte Preisindex für persönliche Konsumausgaben (PCE), legt nicht so viel Gewicht auf Shelter wie der Verbraucherpreisindex. Dies erklärt, warum sich der PCE-Index (im Mai bei 2,6%) schneller dem 2 %-Ziel der Fed angenähert hat.

Die PCE-Messung, die Ende des Monats veröffentlicht wird, basiert auf dem Verbraucherpreisindex sowie auf bestimmten Kategorien des Erzeugerpreisindex, der am Freitag veröffentlicht wird. Die Erzeugerpreise könnten die Erwartungen an eine Zinssenkung im September untermauern.

Auch die jüngsten Ergebnisse von Delta Air Lines deuten darauf hin, dass sich die Inflation bei den Dienstleistungen etwas abkühlen könnte. Die Umsatzprognosen der Fluggesellschaft fielen schwächer aus als erwartet, da der Wettbewerb auf dem Inlandsmarkt die Ticketpreise nach unten treibt.

„Das Überangebot hat zu starken Preisnachlässen geführt“, sagte Delta CEO Ed Bastian in einem Interview. „Wie jeder andere auch, ist man davon betroffen.“

FMW/Bloomberg



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2 Kommentare

  1. zurückgehende Preise /zurückgehende Inflation ?
    #
    Meiner Meinung nach ein Zeichen,dass sich Verbraucher die aktuell hohen Preise nicht mehr leisten
    können.Das heisst ein zwangsläufiger Rückgang der Nachfrage.
    Manche würden behaupten somit verbinden wir uns in einer Stagflation.
    Denn was passiert wenn jetzt eine zweite,noch größere Inflationswelle kommt verursacht durch einen Anstieg der Kosten
    für Rohstoffe und Energie.
    Warum hat z.b.China Rohstoffe und Lebensmittel gebunkert..
    Eine zunehmende Verbesserung der KI baut zuerst extrem Arbeitsplätze ab.
    Einen Hauskredit über 30-40 Jahre bei über 2000 Eur/mtl ,+ Kosten für Lebenshaltung.
    Wo bleibt da Geld für Urlaub,Flüge,Autos und natürlich Altersvorsorge + Aufwendungen für den medizinischen
    Bereich ? Ganz zu schweigen für Anschaffungen für Einrichtungen oder persönliche Träume Ich weiß – Du sollst nichts besitzen und glücklich sein.Wenn man dem Leben eines Mönchs folgt,heisst das Du hast gerade einmal 5 Besitztümer.Wenn Du Essen oder Obdach suchst-eine Gemeinschft wird es Dir ermöglichen.Nur musst Du auf familiäre Bande verzichten.Es ist Deine ganz persönliche Entscheidung.

  2. warum heute keine party – eigentlich erstaunlich, nicht?

    ich denke auch, das deflation (wenn auch auf monatsbasis und mit den mehr als fragwürdigen statistiscehn methoden der amis erhoben) als schlechtes zeichen interpretiert wird. es ist defacto unmöglich ist ein softlanding szenario in so einem extremen zinsumfeld zu timen. daten sind immer nachlaufend und niemals perfekt die realität abzubilden und die zehnjährige historie von perversen nullzinsen verzerren sowohl das verhalten als auch die wahrnehmung der wirtschaftssubjekte.

    es wird wie bisher sein. die ersten zinssenkungen werden der startschuss für die korrektur sein. umso mehr als diese abartige ki-blase so weit laufen konnte wie es vermutlich sogar profis nie für möglich gehalten haben.

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