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609.000 neue Arbeitsplätze in nur 12 Monaten – die Kehrseite der Medaille sieht nicht schön aus

Man kann verblüffende Parallelen ziehen zwischen dem jahrlang anhaltenden Jobwunder in den USA und dem in Deutschland. Vor allem in den acht Obama-Jahren boomte der US-Arbeitsmarkt, was sich unter Trump fortsetzte. Aber gerade unter Obama entstanden größtenteils neue Jobs im Dienstleistungssektor – und dort auch größtenteils bei schlecht oder sehr schlecht bezahlten Jobs. Bei Trump hat sich dies etwas geändert – vor allem der Öl-Boom und die Abschaffung von Umweltgesetzen bringen schon jetzt spürbar mehr Industriejobs, die gut bezahlt werden – was natürlich nicht heißen soll, dass Deutschland diesem Vorbild nacheifern sollte!

Aber die Entwicklung verläuft hierzulande ähnlich wie in den USA – aber so richtig scheint es niemand zu merken. Denn die Regierung verkündet (wie sollte es auch anders sein) regelmäßig, dass doch alles bestens laufe. In der jetzigen Hochkonjunktur könne wirklich jeder einen Job bekommen, der auch arbeiten wolle. Das mag sein – nur die Frage ist „Was für einen Job“ bekommt man, und kann man davon auch leben? Und kann man basierend darauf auch einen anständigen Rentenanspruch aufbauen? Das ist eine tickende Zeitbombe für die Altersarmut – es ist jetzt nicht greifbar – aber man kann es erahnen, wenn man genau hinschaut.

Konkret hat die Erwerbstätigkeit in Deutschland vom 1. Quartal 2017 zum 1. Quartal 2018 um 609.000 Stellen oder um 1,4% zugenommen. Das ist natürlich mehr als erfreulich. Aber das Statistische Bundesamt erwähnt es in seinem Erläuterungstext genau, woher dieses Jobwunder kommt. Zitat auszugsweise:

Dienstleistungsbereiche haben am stärksten zum Anstieg beigetragen

Der Anstieg der Erwerbstätigenzahl gegenüber dem Vorjahresquartal war auch im ersten Vierteljahr 2018 überwiegend auf die Dienstleistungsbereiche zurückzuführen. Die größten absoluten Beschäftigungsgewinne innerhalb der Dienstleistungsbereiche gab es bei den Öffentlichen Dienstleistern, Erziehung, Gesundheit mit einem Plus von 210 000 Personen (+ 1,9 %), gefolgt von den Unternehmensdienstleistern mit + 131 000 Personen (+ 2,2 %) sowie dem Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe mit + 102 000 Personen (+ 1,0 %). Dagegen sank die Erwerbstätigkeit im Bereich Finanz- und Versicherungs­dienstleister um 18 000 Personen (– 1,5 %).

Im Produzierenden Gewerbe (ohne Baugewerbe) stieg die Zahl der Erwerbstätigen im ersten Quartal 2018 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 107 000 Personen (+ 1,3 %) und im Baugewerbe um 45 000 Personen (+ 1,9 %). In der Land- und Forstwirtschaft, Fischerei sank die Erwerbstätigenzahl um 18 000 Personen (– 3,1 %).

Pflegeberufe, Wachschutz, Amazon-Hochregal-Lager, Gastronomie uvm – alles ehrenwerte Berufe, mit denen man sich aber kaum mal Geld für einen Urlaub ansparen oder onstige Wünsche finanzieren kann – von einer auskömmlichen Rente braucht man da gar nicht zu sprechen. Man muss sich die Posten im obigen Zitat nur grob zusammen addieren. Dann sieht man, dass den neuen Industriejobs in Deutschland gut das vierfache an neuen Dienstleistungsjobs gegenüber steht. Genau so sah das grobe Missverhältnis in den USA auch jahrelang aus. Und wie wir es schon seit Monaten predigen: Eine neue Karriere im Bereich Finanzdienstleistungen ist wenig ratsam – hier wird mehr als in allen anderen Branchen schon heute weg-automatisiert – binnen 12 Monaten gibt es einen Rückgang der Arbeitsplätze von 18.000.



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1 Kommentar

  1. „Aber gerade unter Obama entstanden größtenteils neue Jobs im Dienstleistungssektor –“

    Das wird nicht wahrer, wenn es laufend wiederholt wird. Von 2010 bis Ende 2016 wuchs die Beschäftigung im verarbeitenden Gewerbe um über 600 Tsd., im Baugewerbe nahm die Beschäftigung um 1,3 Mio. zu.

    Im gesamten Bereich der Rohstoffförderung sind hingegen ohnehin nur 730 Tsd. Menschen beschäftigt und auch dort wuchs die Beschäftigung unter Obama.

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