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Adyen stürzt 27 % ab – eine Kaufgelegenheit?

Die Aktie des Zahlungsdienstleisters Adyen stürzt 27 % ab - eine Kaufgelegenheit? Hier ein Blick auf aktuelle Halbjahreszahlen.

Der niederländische Zahlungsdienstleister Adyen hatte massiv profitiert von dem großen Wirecard-Debakel, weil viele Kunden zu dem Konkurrenten gewechselt waren. Heute stellt sich die Frage: Ist die Aktie eine Kaufgelegenheit? Der Aktienkurs fällt heute um 27 % nach der heutigen Veröffentlichung der Halbjahreszahlen. Was ist passiert? Umsatzrückgäng, Gewinneinbruch? Nein, nichts dergleichen.

Adyen mit robusten Finanzkennzahlen – aber Marge schmilzt

Das abgewickelte Finanzvolumen steigt im ersten Halbjahr im Jahresvergleich um 23 % auf 426 Milliarden Euro. Der Firmenumsatz bei Adyen steigt im Jahresvergleich um 21 % auf 739,1 Millionen Euro. Der operative Gewinn (EBITDA) sinkt um 10 % auf 320 Millionen Euro. Die EBITDA-Marge sinkt um 16 Prozentpunkte auf 43 %. Das scheint den Markt wohl immens enttäuscht zu haben, aber vor allem auch das deutlich verlangsamte Umsatzwachstum (siehe weiter unten dazu eine Erläuterung).

Kaufgelegenheit?

In diesem TradingView Chart sehen wir den Kursverlauf der Aktie seit dem Jahr 2018. Man sieht, wie der heutige Absturz die Adyen-Aktie zurückbringt auf das Kursniveau aus Mai 2020. Wer an die Zukunft von Adyen glaubt, und an eine negative Übertreibung am heutigen Handelstag, könnte hier einsteigen? Entscheiden Sie selbst.

Kursverlauf der Adyen-Aktie seit dem Jahr 2018

Einordnung

Bloomberg ordnet die aktuellen Daten von Adyen wie folgt ein: Der Nettoumsatz stieg im Berichtszeitraum um 21 % auf 739,1 Millionen Euro, verglichen mit einer Schätzung von 776,5 Millionen Euro in einer Bloomberg-Umfrage unter Analysten. Das Umsatzwachstum in Nordamerika, das in diesem Zeitraum ein Viertel des Unternehmensumsatzes ausmachte, hat sich im ersten Halbjahr mit 23 % mehr als halbiert. Die digitalen Kunden von Adyen haben sich mehr auf die Rentabilität als auf das Wachstum in den USA konzentriert, sagte Chief Financial Officer Ethan Tandowsky in einem Telefoninterview.

„Das hatte einen gewissen Einfluss auf das Wachstum, das wir gesehen haben“, sagte er. „In einem Markt wie diesem entscheiden sich einige Kunden dafür, einen kostengünstigeren Anbieter zu finden, der die gleiche Funktionalität bietet.“ Es wird für Adyen schwierig sein, das Wachstum in der zweiten Jahreshälfte zu beschleunigen“, da der Wettbewerb und die Währungsschwankungen ein Faktor bleiben werden, sagte Hannes Leitner, Analyst bei Jefferies, in einer Notiz.

Deutlich sinkendes Umsatzwachstum bei Adyen

Das sagt Bloomberg Intelligence: Die enttäuschenden Nettoeinnahmen von Adyen im ersten Halbjahr – eine Verfehlung von 5 % gegenüber dem MODL-Konsens – sowie ein sich abschwächendes Nordamerika-Segment (25 % des Gesamtvolumens) und digitales Volumen verstärken die Befürchtung, dass die EBITDA-Marge die Schätzungen erneut nicht erreichen wird (eine Verfehlung von 6 Prozentpunkten), da der Einstellungsdruck weiter anhält. Dies deutet darauf hin, dass das wiederholte langfristige Ziel einer EBITDA-Marge von 65 % auf größere Skepsis stoßen wird, was die Schätzungen der Analysten von 49 % in diesem Jahr und 28 % Nettoumsatzwachstum als sehr hoch erscheinen lässt – Tomasz Noetzel, BI Financials-Analyst

Die Gewinnmarge von Adyen hat die Erwartungen verfehlt, was auf den branchenweit einmaligen Einstellungsschub und den Inflationsdruck zurückzuführen ist. Die Gewinnspanne vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen – ein Maß für die Rentabilität – lag in den ersten sechs Monaten des Jahres bei 43 %. Damit lag das Unternehmen unter den von Bloomberg befragten Analysten im Durchschnitt bei 48,6 %.

Adyen hat im vergangenen Jahr rund 1.150 neue Mitarbeiter eingestellt und wird nach eigenen Angaben im Jahr 2023 eine ähnliche Anzahl von Mitarbeitern einstellen, um sich auf die nächste Wachstumsphase vorzubereiten. Mit den Neueinstellungen hebt sich das Zahlungsunternehmen von größeren Unternehmen ab, die angesichts steigender Zinssätze und wirtschaftlicher Unsicherheit einen Stellenabbau angekündigt haben, um die Kosten zu senken.

Das Unternehmen sagte, es erwarte, dass man zu Beginn des nächsten Jahres weniger Mitarbeiter einstellen werde. Adyen, das Transaktionen für Unternehmen wie McDonald’s und Hennes & Mauritz abwickelt, bekräftigte seine Prognose für die EBITDA-Marge von langfristig über 65 %. Adyen erwartet weiterhin ein mittelfristiges Wachstum der Netto-Umsätze zwischen den mittleren 20er und den niedrigen 30er-Prozentpunkten.

FMW/Bloomberg



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