Konjunkturdaten

Reaktion der Wall Street Aktienmärkte steigen nach frischen Daten zum US-Arbeitsmarkt

Aktienmärkte steigen nach frischen Daten zum US-Arbeitsmarkt
Trader an der NYSE. Foto: Bloomberg

Die Futures auf die US-Aktienmärkte steigen, nachdem frische Daten zum Arbeitsmarkt dazu beigetragen haben, die Befürchtungen über eine stärkere Abkühlung der Konjunktur zu zerstreuen. Der US-Leitindex S&P 500 klettert vorbörslich zeitweise bis auf 5.255 Punkte. Damit notiert er rund 50 Punkte im Plus – der gestrige Schlusskurs lag bei 5.199 Zählern. Die Aktienmärkte erholten sich deutlich, nachdem die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung in den USA so stark gesunken waren wie seit fast einem Jahr nicht mehr. Die Erstanträge gingen in der Woche zum 3. August um 17.000 auf 233.000 zurück und lagen damit unter den Prognosen, wie aus den am Donnerstag veröffentlichten Daten des Arbeitsministeriums hervorgeht. Auch die europäischen Aktienmärkte wie der Deutsche Aktienindex (Dax) erholten sich im Anschluss an die Veröffentlichung von ihrem heutigen Rücksetzer.

Arbeitsmarkt trotz Abkühlung solide

Wie Bloomberg berichtet, sind die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA in der vergangenen Woche so stark zurückgegangen wie seit fast einem Jahr nicht mehr.

Mit dem Abklingen der wirtschaftlichen Ängste in den USA fielen die Staatsanleihen über die gesamte Kurve hinweg, bevor der Markt einen Verkauf von 30-jährigen Anleihen im Wert von 25 Mrd. USD am späteren Donnerstag überstehen muss.

Für Ian Lyngen von BMO Capital Markets werden die Daten zu den Erstanträgen auf Arbeitslosenunterstützung als Beweis dafür gewertet, dass der Arbeitsmarkt trotz des Arbeitsmarktberichts vom Freitag, der eine Abkühlung zeigte, weiterhin solide ist.

„Insgesamt war das Fehlen von Informationen, die auf eine weitere Verschlechterung der Beschäftigungslage hindeuten, die wichtigste Erkenntnis aus der heutigen Datenveröffentlichung“, so Lyngen. „Die Auktion langlaufender Anleihen ist nun das letzte bedeutende Ereignis dieser Woche. Wir sind nach wie vor der Ansicht, dass die Renditekurve in Erwartung des Angebots steiler wird.“

Auch an der Unternehmensgewinnfront ist immer noch viel los. Eli Lilly stieg in die Höhe, nachdem das Unternehmen zum zweiten Mal in diesem Jahr seine Umsatzprognose für 2024 aufgrund der Stärke seines Blockbuster-Medikaments zur Gewichtsreduktion Zepbound angehoben hatte. Under Armour meldete Ergebnisse, die die Erwartungen der Analysten übertrafen. Das Unternehmen hob ebenfalls seine Prognose an, da die Sportartikelmarke unter dem zurückgekehrten Gründer Kevin Plank umstrukturiert wird. Die guten Zahlen halfen dabei die Aktienmärkte zu stützen. Die S&P 500-Futures stiegen um 0,8 %, während die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen um fünf Basispunkte auf 4 % zulegte.

Arbeitsmarkt: Aktienmärkte steigen nach Erstanträgen
S&P 500: Schlusskurs am Mittwoch 5.199 Zähler – aktuell 5.246 Punkte

Reaktion der Wall Street auf die Daten

Skyler Weinand bei Regan Capital:

Die am Donnerstag veröffentlichten Daten zu den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe waren nicht ganz so schwach wie erwartet, was dazu beiträgt, die Befürchtungen hinsichtlich der Gesundheit des Arbeitsmarktes zu mindern. Nur weil sich der Arbeitsmarkt abkühlt, bedeutet das nicht, dass wir in eine Rezession eintreten. Die Sorgen um den Arbeitsmarkt sind zwar wieder aufgekommen, aber wir halten sie für übertrieben. In den letzten vier Jahren gab es einige unglaubliche exogene Schocks auf dem Arbeitsmarkt. Zum Beispiel haben wir in letzter Zeit einen enormen Zustrom von Einwanderern erlebt, der jetzt abebbt.

Während einige Marktteilnehmer die Federal Reserve anflehen, die Zinsen entweder sofort um einen Viertelpunkt oder um 50 Basispunkte im September zu senken, ist es eine Tatsache, dass die US-Wirtschaft immer noch gut dasteht und der Wohlstand der Verbraucher so hoch ist wie nie zuvor. Vieles spricht dafür, die Zinsen auf dem derzeitigen Niveau zu belassen. Warum sollte die Fed jetzt ihren Kurs ändern?

Bret Kenwell bei eToro:

Alle Daten, die darauf hindeuten, dass die Fed im Hinblick auf ihre wahrscheinliche Zinssenkung im September nicht hinter der Kurve ist, sind willkommene Nachrichten für Investoren.

Das Hauptaugenmerk für den Arbeitsmarkt wird auf dem nächsten monatlichen Beschäftigungsbericht Anfang September liegen. Bis dahin dürften jedoch die wöchentlichen Anträge auf Arbeitslosenhilfe die Aufmerksamkeit der Anleger auf sich ziehen. Arbeitsplätze ernähren den Verbraucher, und der Konsum ist das Lebenselixier der US-Wirtschaft. Die Anleger hoffen also auf eine gewisse Stabilisierung am Arbeitsmarkt.

Jeff Roach von LPL Financial:

Die Anleger müssen aufpassen, dass sie nicht zu viel in einen einzigen Bericht hineininterpretieren, wie sie es kürzlich mit dem letzten Lohnbericht getan haben. Eine ganzheitliche Interpretation des Arbeitsmarktes besagt, dass sich die Neueinstellungen für den Rest des Jahres wahrscheinlich verlangsamen werden, was ein gewisses Abwärtsrisiko für das Einkommenswachstum darstellt. Sollten sich die Daten ab hier schnell verschlechtern, könnte die Fed im September entschlossener handeln und die Zinsen um ein halbes Prozent senken, was die Märkte etwas beruhigen würde.

Win Thin, weltweiter Leiter der Marktforschung von Brown Brothers Harriman, sagt bei Bloomberg-Television, dass jetzt nicht die Zeit für Panik ist. Seiner Meinung nach wird es in den USA in diesem Jahr keine Rezession geben und die Wirtschaft ist in „solider Verfassung“.

FMW/Bloomberg



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5 Kommentare

  1. Boah, 17000 weniger Anträge in einem 330 Millionen Einwohner Land. Was ein Bullshit.

    Zudem wurde die Vorwoche auf 250000 nach oben revidiert, 1Jahreshoch.

    Die Wallstreet Schwachmaten haben wieder was gefunden.

  2. Zumindest im Kapitalmarkt wurde die Katastrophe innerhalb von 4 Tagen abgearbeitet! War da was?? …und nun lasst uns wieder Gewinne feiern,…gerne noch extremer, denn wir kriegen alles wieder hingebogen. Täglich wird von den gleichen Experten genau das Gegenteil vom Tag zuvor erklärt…das ist die Philosophie der „Gewinner“. Iran wird einknicken, Gaza wieder aufgebaut, die Ukraine soll sich Mal nicht so haben und endlich Mal aufhören mit diesen Spielchen, die Wirtschaft mit neuem Geld versorgt (das alte war ja am Vortag schlecht geworden) und der Aufschwung wird politisch alimentiert. Noch Fragen? Und jedes Mal wenn es so läuft Frage ich mich, warum wir weiter mit „Irrlehren“ in VWL und BWL zu gepflastert werden, weil doch diesmal alles anders ist…

  3. …wie immer:
    die sogenannten „Experten“ finden für jedes evente: „Absturz oder Aufstieg“
    im Nachhinein die plausible Erklärungen.
    Es lassen sich immer Gründe aus dem Hut zaubern!
    Dazu barauht man nicht „Experte“ zu sein!

  4. Ich denke auch es gibt andere Erklärungen für die schnelle Erholung.

    Es gibt da einen Reflex, dass Aktien steigen sollten, wenn der Dollar fällt. Und das tat er (vor allem gegenüber Yen) als Carrytrades nicht mehr rentierten. So wurde viel Kapital abgezogen mit Auflösung der Carrytrades, aber es gibt dadurch auch die Hoffnung, dass Amerikas Firmen mehr exportieren können mit schwächerem Dollar.

    Dass die japanische Notenbank sich entschuldigt, wohl auch einflussreiche Carrytrader so böse überrascht zu haben, deutet doch auf ein Weiterlaufen des Carrytrade hin, wenn auch vielleicht nicht mehr ganz so lukrativ.

    Der vorherige Abverkauf hat die Shortwetten wieder zum Leben erweckt. Aber Shortwetten erfordern auch Käufe, nur finden die verzögert statt. Dadurch kann der Markt gar nicht bodenlos fallen, weil irgendwann die Shorties (bzw. ihre Buchmacher) kaufen müssen und den Preis sich gegenseitig wieder hochtreiben. Das macht den Bärenmarkt äußerst volatil, wenn alle meinen, dass er fallen sollte, es aber nicht kann, weil jene, die denken dass er fällt selber fleißig Einkäufe verursachen.

  5. Mückenschiss kann zum Misthaufen werden

    Es gibt m.M. zwei Effekte für die starken Rallys.
    1. Die Permas, die zu spät absichern und dann bei der normalen Gegenbewegung die Shorts eindecken müssen, sie sind in einer misslichen Lage.
    2. Die dummen ? Bären, die verhöhnt wurden nehmen bei der ersten Erholung Gewinne mit und verstärken die Erholung, sie steigen dann erst wieder ein wenn die wilde Erholung zum Erliegen kommt. Sie sind dadurch in einer komfortablen Lage. Die schlauen Bären sind früher gestuft Short gegangen, weil jedermann wissen müsste, dass der Wendepunkt immer unvorhergesehen kommt und dass niemals alle am Hoch verkaufen können. Wer hatte denn diesmal die Dummheit der Yapser Notenbank mit der Yen -Zerstörung
    auf dem Schirm? Ja ein Yen Anstieg von 13% und ein Nikkei Fall von 20% in wenigen Tagen wird das Finanz-Kartenhaus noch länger erschüttern. Da war doch die Leemann- Pleite nur ein Mückenschiss dagegen.

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