Eine gute Formulierung: Der Aktienmarkt in den USA ist schneller als die Prognosen der Strategen, in der Tat! S&P 500 und Co sind so gut gelaufen, dass man über den Kurszielen liegt. Und nun müssen neue, höhere Kursziele her, damit die Erwartung auch ein Gewinnpotenzial aufzeigt? Hier zeigen wir eine Übersicht von hochgesetzten Prognosen von großen Wall Street-Namen.
Höhere Kursziele für US-Aktienmarkt
Vom Markt genau beachtete Analysten von BMO Capital Markets, Goldman Sachs Group und UBS haben im vergangenen Monat ihre Jahresendprognosen für den S&P 500 Index nach oben korrigiert und erwarten, dass der Referenzindex für den amerikanischen Aktienmarkt seinen Gewinn, der ihn bereits 2024 um 22 % steigen ließ, weiter ausbauen wird.
Diese Bewegungen spiegeln wider, wie sehr die Rallye am Aktienmarkt in diesem Jahr die Erwartungen übertroffen hat, da sich die Wirtschaft und die Unternehmensgewinne als überraschend widerstandsfähig erwiesen haben und die Anleger weiterhin in Technologieaktien strömten, von denen erwartet wird, dass sie von Durchbrüchen im Bereich der künstlichen Intelligenz profitieren werden, so die Auführung von Bloomberg. Weiter wird berichtet: Der S&P 500 ist zu diesem Zeitpunkt des Jahres nicht mehr so stark gestiegen wie zuletzt 1997, als sich die Dotcom-Blase aufbaute.
Das Ausmaß des Anstiegs veranlasst Wall-Street-Prognostiker dazu, ihre Prognosen für die letzte Etappe des Jahres 2024 anzuheben – ein sogenannter „strategist short squeeze“, ähnlich wie bei einem raschen Aktienmarkt-Anstieg, der Händler dazu zwingt, ihre Baisse-Wetten zu einzudecken. Dies erinnert an das letzte Jahr, als der Anstieg des S&P 500 um 24 % die Strategen ebenfalls überraschte.
UBS mit vierter Anhebung der Prognose in einem Jahr
Während der S&P 500 derzeit das Niveau über 5.800 Punkte hält, waren Jonathan Golub und Patrick Palfrey von UBS gestern die letzten Strategen, die ihre Jahresendprognose für den Index anhoben. Sie hoben ihn von 5.600 auf 5.850 an und erhöhten gleichzeitig ihre Prognose für 2025 von 6.000 auf 6.400. Obwohl ihre Schätzung für 2024 keine weiteren Gewinne impliziert, sehen sie den Leitindex für den US-Aktienmarkt in den nächsten 15 Monaten um weitere 9 % steigen. Die Anhebung ist die vierte der UBS-Strategen seit der Veröffentlichung ihres Jahresausblicks Ende letzten Jahres.
Goldman und BMO mit 6.000 und 6.100 Punkten
Anfang dieses Monats erhöhte David Kostin, Chef-Aktienstratege von Goldman Sachs, seine S&P 500-Prognose auf 6.000 Punkte bis Dezember. Es war auch seine vierte Erhöhung seit den letzten Monaten des Jahres 2023 und machte ihn zum zweithöchsten unter den von Bloomberg erfassten Prognostikern. Brian Belski von BMO ist der größte Optimist für den amerikanischen Aktienmarkt, nachdem er im September erklärt hatte, dass der Index bis zum Jahresende auf 6.100 steigen könnte. „Wir sind weiterhin von der Stärke der Marktgewinne überrascht und haben erneut beschlossen, dass mehr als eine schrittweise Anpassung gerechtfertigt ist“, sagte Belski seinen Kunden, als er seine Prognose nach oben korrigierte.
Risiken
Der Optimismus kommt, obwohl die Händler mit brodelnden Marktrisiken konfrontiert sind: Eine knappe US-Präsidentschaftswahl im nächsten Monat, ein Krieg im Nahen Osten und Unsicherheit über den Kurs der geldpolitischen Lockerung der Federal Reserve nach heißeren als erwarteten Arbeitsmarktdaten und Inflationsdaten im letzten Monat. Der S&P 500 fiel am Dienstag leicht, nachdem er in der letzten Handelssitzung seinen 46. Schlussrekord verzeichnet hatte.
„Die Unsicherheit in der Finanz- und Geldpolitik und mögliche Wahlergebnisse machen die Renditen für 2025 alles andere als sicher“, schrieb Golub am Dienstag. Das hinderte ihn nicht daran, darauf zu wetten, dass der Aktienmarkt weiter zulegen kann, und er wies darauf hin, dass die Risiken nach oben tendieren, mit einer moderaten Inflation, Zinssenkungen der Fed, einer Verbesserung der Konsum- und Geschäftstätigkeit im Niedrigpreissegment und einer breit angelegten Gewinnstärke.
Aktienmarkt: Robustheit immer wieder unterschätzt
Das Vertrauen, dass Aktien den drohenden Unsicherheiten trotzen können, kommt aus der Erfahrung. Immer wieder haben viele Strategen unterschätzt, wie stark der Aktienmarkt steigen würde. Im Januar lag die durchschnittliche S&P-500-Prognose zum Jahresende bei 4.867 – vor einer Reihe von Schätzungsanhebungen – etwa 17 % unter dem Handelswert des Index am Dienstag. Zu Beginn des Jahres 2023 lag er bei 4.050, was einem Rückgang von 15 % gegenüber dem Stand des S&P 500 zum Jahresende entspricht.
FMW/Bloomberg
Kommentare lesen und schreiben, hier klicken
