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Saisonale Effekte und Ukraine-Flüchtlinge rausrechnen Arbeitsmarkt besser als vor einem Jahr – keine Krise in Sicht

Der deutsche Arbeitsmarkt steht aktuell besser da als vor einem Jahr. Es ist keine Krise in Sicht, die sich in Arbeitslosenzahlen zeigt.

Bundesagentur für Arbeit

Die offiziell dargestellte Arbeitslosigkeit in Deutschland lag im Dezember um 20.000 Personen höher als im Vormonat (auf 2,454 Millionen) und um 124.000 höher als im Dezember 2021. Also hat sich der Arbeitsmarkt in Deutschland ein wenig verschlechtert? Nein, die Lage ist besser. Von der konjunkturellen Krise, von massenhaft Schließungen von Unternehmen, die die hohen Energiekosten nicht verkraften konnten, ist bei den Arbeitslosenzahlen nach wie vor keine Spur. Sorgt der massive Demografiewandel dafür, dass die neuen Arbeitslosen umgehend woanders neue Jobs finden? Die offizielle Arbeitslosenquote steigt im Monatsvergleich von 5,3 % auf 5,4 % – im Dezember 2021 lag sie noch bei 5,1 %.

Warum die gestiegene Arbeitslosigkeit tatsächlich eine gesunkene Arbeitslosigkeit ist

Warum steht der Arbeitsmarkt besser da, trotz steigender Arbeitslosenzahlen? Zum einen, so betont es die Bundesagentur für Arbeit in ihrer heutigen Veröffentlichung für Dezember, ist unter Berücksichtigung saisonaler Einflüsse ein Rückgang der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen, statt einem nominalen Anstieg von 20.000 Personen im Monatsvergleich. Noch wichtiger: Mit Blick auf den Jahresvergleich muss man die große Masse an ukrainischen Flüchtlingen bedenken, die inzwischen in die Arbeitsmarktstatistik einfließen. Rechnet man die Ukrainer raus, haben wir derzeit weniger Arbeitslose als vor einem Jahr! So sagt die Agentur dazu aktuell: „Ohne die Berücksichtigung ukrainischer Geflüchteter infolge des russischen Angriffskrieges wäre die Arbeitslosigkeit im Vorjahresvergleich gesunken.“

Blick auf die Kurzarbeit

Wird – wie in vorigen Krisen – viel Arbeitslosigkeit im Instrument der Kurzarbeit „versteckt“? Schauen wir auf die aktuellen Aussagen der Bundesagentur für Arbeit. Aktuelle Daten zur tatsächlichen Inanspruchnahme stehen bis Oktober 2022 zur Verfügung. Hier dazu die Agentur mit ihrer Original-Aussage: Nach vorläufigen hochgerechneten Daten der Statistik der Bundesagentur für Arbeit wurde in diesem Monat für 163.000 Arbeitnehmer konjunkturelles Kurzarbeitergeld gezahlt, nach 101.000 im September und 77.000 im August. Damit hat sich die Inanspruchnahme zuletzt wieder merklich erhöht, nachdem sie von Februar bis August durchgängig gesunken war. Hauptursache für den Anstieg dürften die wirtschaftlichen Belastungen infolge der unsicheren und verteuerten Energieversorgung sein. Im Vorjahresmonat Oktober 2021 hatte es noch 762.000 konjunkturelle Kurzarbeiter gegeben.

Aktuelle Daten zu den geprüften Anzeigen4 liegen bis zum 28. Dezember 2022 vor. Demnach wurde vom 1. bis einschließlich 28. Dezember für 91.000 Personen konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt, nach 101.000 im November und 98.000 im Oktober, aber „nur“ 57.000 bzw. 44.000 im September und August. Damit blieb die angezeigte Kurzarbeit auch im Dezember deutlich erhöht. Dabei entfielen 66 Prozent der angezeigten Kurzarbeit im Dezember auf Beschäftigte aus dem Produzierenden Gewerbe.

Erwerbstätigkeit deutlich angestiegen

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist die Zahl der Erwerbstätigen im November 2022 saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat um 50.000 gestiegen. Mit 45,99 Millionen Personen fiel sie im Vergleich zum Vorjahr um 498.000 höher aus. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nahm saisonbereinigt von September auf Oktober 2022 um 9.000 zu. Im Vergleich zum Vorjahr ist sie im Oktober nach Hochrechnungen der BA um 531.000 auf 34,90 Millionen Beschäftigte gestiegen. 7,44 Millionen Personen hatten im Oktober 2022 eine geringfügig entlohnte Beschäftigung, 190.000 mehr als im Vorjahresmonat. Darunter waren 4,16 Millionen ausschließlich und 3,28 Millionen im Nebenjob geringfügig entlohnt beschäftigt. Das Plus gegenüber dem Vorjahr geht weit überwiegend auf die im Nebenjob geringfügig entlohnt Beschäftigten zurück.



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