Allgemein

Aktuelle IW-Studie „Autoindustrie wird weiter schrumpfen“ – Analyse des Niedergangs

Die Autoindustrie in Deutschland ist kräftig angeschlagen, und es soll noch weiter bergab gehen. Dies sagt eine aktuelle Studie.

VW-Zentrale in Wolfsburg
VW-Zentrale in Wolfsburg. Foto: Yen Duong/Bloomberg

Heute steht der Autogipfel bei Minister Habeck auf der Tagesordnung. Vertreter der Autoindustrie treffen sich mit dem Wirtschaftsminister, um die Krise der Hersteller zu besprechen. Meine Vermutung: Die Ausrichtung von Habeck´s Aussagen dürfte klar sein: Ihr Hersteller seid viel zu spät auf Elektroautos umgeschwenkt, und jetzt rennt ihr der Entwicklung hinterher. Aber das ist genau die falsche Herangehensweise. Bevor wir zur einer aktuellen Analyse von Ökonomen kommen, an dieser Stelle erstmal meine persönliche Meinung.

Autoindustrie unter politischer Beeinflussung

Die Politik hatte sich ja eine „elegante“ Lösung ausgedacht: Verbrennermotoren werden nicht verboten. Sie sind auch nach 2035 weiterhin zugelassen, sie dürfen eben nur kein CO2 mehr ausstoßen. Was für ein Witz. Natürlich ist es de facto ein Verbrennerverbot, das ab 2035 gilt. Damit hat man die europäische Autoindustrie regelrecht in die von Habeck und Co gewollte „Transformation“ hin zu Elektroautos getrieben, ganz vorbei am Nachfrageverhalten der Verbraucher. Gerade bei VW hat man voll auf Elektroautos gesetzt, was sich jetzt rächt. Nur dank staatlicher Zuschüsse – die im Dezember 2023 wieder gestrichen wurden – gab es eine künstliche Nachfrage nach Elektroautos, die aber inzwischen wieder kollabiert. Im August sank der Absatz nämlich im Jahresvergleich um 69 %!

Reichweiten, Ladeinfrastruktur, Preise – die Kunden in Europa wollen (noch) nicht wirklich auf Elektroautos umsteigen. Aber die Autoindustrie hat voll auf dieses Pferd gesetzt, was nun zu Überkapazitäten führt. Gerade VW hat das Problem, dass eine grüne Ministerin, die von Autos grundsätzlich nichts hält, für das Land Niedersachsen im Aufsichtsrat sitzt. Die Autoindustrie sollte aber besser ohne äußere Beeinflussung die besten Autos bauen und sich auch nach dem richten, was die Nachfrager wollen! Erst müssen Preise, Ladeinfrastruktur etc stimmen, und dann könnten mehr Kunden umsteigen. Die Politik aber hat in Europa den zweiten vor dem ersten Schritt gemacht!

Auf der anderen Seite ist China natürlich ein großes Problem. Dort hat der Staat die Infrastruktur für Elektroautos massiv ausgebaut und auch die dortige Autoindustrie umfassend gefördert, um weltweit an die Spitze zu kommen. Dies verleiht den dortigen Herstellern eine Vorteil, den beispielsweise europäische Hersteller nicht so einfach aufholen können. Hier müssen die Hersteller einen Weg finden, damit umzugehen. Eine Lösung des Problems sind aber auch die beschlossenen europäischen Einfuhrzölle, um die europäische Autoindustrie vor den vom chinesischen Staat bevorzugten eigenen Herstellern zu schützen. Jetzt bauen die Chinesen vermehrt Fabriken in der EU. Hier muss die EU-Politik nach-justieren und prüfen, ob dies nicht nur Orte sind, wo fertige chinesische Bauteile lediglich zusammengesetzt werden, damit man die EU-Zölle umgehen kann.

Warum die Autobranche weiter schrumpfen wird

Die deutschen Autohersteller stehen unter Druck – aber nicht erst seit einigen Wochen, sondern bereits seit 2018. Eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) beschäftigt sich mit den Gründen, und sagt auch, dass es in Europa weiter bergab gehen soll. Arbeitsplätze fallen weg, Werkschließungen drohen – die deutsche Autoindustrie steht aktuell unter massivem Druck. Dabei kämpfen die Unternehmen am Standort Deutschland schon länger mit schwerwiegenden Problemen. Seit Jahren schrumpft die Produktion hierzulande, inzwischen ist sie im Vergleich zu 2018 rund 25 Prozent niedriger.

Dafür gibt es zahlreiche Gründe. Zum einen basierte der Erfolg der Branche jahrelang darauf, ins Ausland zu exportieren, mit Fokus auf China. Im Jahr 2023 wurden gut 75 Prozent der in Deutschland gebauten Autos exportiert, davon etwa 40 Prozent international. Zum anderen hat sich die Branche auf hochpreisige Premiumfahrzeuge konzentriert – beide Strategien kommen inzwischen an ihre Grenzen, so das IW.

Stärker werdende Wettweber, vor allem aus China, setzen laut IW die deutsche Autoindustrie unter Druck. Im Jahr 2018 löste China die Bundesrepublik als wichtigsten Produktionsstandort der deutschen Autoindustrie ab. Zur Jahrtausendwende hatte China nur rund zwei Millionen Kraftfahrzeuge produziert, im vergangenen Jahr waren es mehr als 30 Millionen. Fast ein Drittel der weltweit gebauten Kraftfahrzeuge kommen inzwischen aus chinesischen Fabriken, die weitaus billiger produzieren als es hierzulande möglich wäre.

Beim technologischen Wandel hin zu Elektroautos stehen die deutschen Autohersteller wie VW und BMW hinter Herstellern wie Tesla und BYD zurück. Vor allem in China haben sich mit Unternehmen wie BYD und CATL neue Wettbewerber etabliert, die aus der Elektroindustrie stammen und daher einen Vorsprung bei Batterie und Batteriezelle haben, so das IW. Zudem fördert China den Absatz von Elektroautos stark. Daher produziert etwa BYD seit 2023 ausschließlich Elektroautos und hat damit seinen Absatz innerhalb eines Jahres auf gut drei Millionen Fahrzeuge fast verdoppelt. Das sind mehr als doppelt so viele Elektroautos, wie im vergangenen Jahr in Deutschland gebaut wurden. Und Deutschland ist nach China der weltweit größte Produktionsstandort für Elektroautos.

Der Export von Autos wird zunehmend durch Zölle erschwert. Das bedroht ein wichtiges Geschäftsfeld der deutschen Autoindustrie: Hierzulande verkaufen die deutschen Hersteller gerade einmal 13 Prozent ihrer Produktion. Der Standort Deutschland gerät laut IW auch durch die hohen Energiekosten und langfristigen Genehmigungsverfahren immer weiter unter Druck. In Deutschland zahlen Produzenten von energieintensiven Grundstoffen wie Aluminium und Stahl bis zu 15 Prozent mehr für Energie als Wettbewerber in den USA oder in China. Und auch die Löhne seien hierzulande sehr viel teurer als anderswo.

Wichtiger Treiber für die deutsche Autoindustrie ist laut IW der technologische Wandel. „Die Transformation muss gelingen, sonst wird die Autoindustrie am Standort Deutschland in den kommenden Jahren weiter schrumpfen“, sagt Studienautor Thomas Puls. „Wenn die Politik die Produktion und den Absatz von Elektroautos in Deutschland fördern will, braucht es zudem dringend Investitionen in den Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur. Andernfalls bleibt die Nachfrage niedrig.“

Chart zeigt Kursentwicklungen der deutschen Autoindustrie

FMW: Der Chart zeigt an, dass die Börse den „Braten“ schon seit längerer Zeit gerochen hat. Alleine in den letzten zwölf Monaten sank der Aktienkurs von VW um 18,78 %, bei Mercedes waren es -19,38 %, und bei BMW -26,54 %. Die KGV-Werte sind spottbillig, was schon längere Zeit ein Warnzeichen war.



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

3 Kommentare

  1. Nicht nur die Autoindustrie wird schrumpfen.
    Es wird die Stahlindustrie folgen, Maschinenbau usw.
    Die Anzahl der Arbeitslosen wird gewaltig steigen.
    Aber– das ist der normale Weg hin zu einer Deindustrialisierung.
    Anders geht es nicht.
    Warum jetzt noch hunderte von Milliarden in Industrien investieren, die sowieso nicht mehr im internationalen Wettbewerb bestehen können?
    Lieber millionen an Lastenfahrräder subventionieren, denn das Heer der Arbeitslosen wird sich keine E-Autos mehr leisten können.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. Einen nicht unwesentlichen Faktor für den Einbruch der Autoverkäufer darf ich hinzufügen. Seit 2021 oder noch früher befindet sich Europa in der Stagnation, real schrumpft das BIP – in Deutschland über minus 10% dank der Ampelpolitik. Das bedeutet für breite Bevölkerungsschichten erhebliche reale Einkommensverluste. Die 10 Millionen de facto Arbeitslose in Deutschland fördern den PKW-Absatz wohl nicht.

  3. Unfreiheit und Unsicherheit.
    Manch einer kauft lieber gar nicht, wenn er nicht kaufen kann, was er will. Wieder andere überlegen, was sie sich für den Fall einer neuen P(l)andemie kaufen? Die modernen Autos informieren über ihren Standort – Ungeimpften, die eine Grenze überfahren, drohen Strafen.
    Das Auto ist nach dem Haus die zweitgrößte Investition im Leben der Menschen und wenn man dort an den Rahmenbedingungen herumfummelt und Unsicherheit verbreitet, dann wird eben weniger gekauft und mehr auf Sicherheit gefahren. Wer ein Auto braucht, kauft billiger oder least vielleicht etwas Kleineres als Übergang.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage