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Bis zu 25 % von Europas Junk-Firmen können sich hohe Zinsen nicht leisten

Laut einem Experten können bis zu 25 % der Junk-Firmen in Europa hohe Zinsen nicht zahlen, wenn sie demnächst umschulden.

Hamza Lemssouguer
Hamza Lemssouguer. Foto: Chris J. Ratcliffe/Bloomberg

Bleiben Zinsen länger als gedacht auf hohen Niveaus, wird es für Kreditnehmer mit schlechter Bonität immer problematischer. Denn sie müssen extra hohe Zinsen zahlen. Und wenn sie ihre Kredite umschulden wollen, wird es richtig teuer! Bis zu ein Viertel der bonitätsschwachen Unternehmen in Europa kann sich laut Bloomberg nach Angaben des alternativen Fondsmanagers Arini die derzeit hohen Zinsen für die Refinanzierung fälliger Schulden nicht leisten.

“Der Markt war sehr aktiv bei der Refinanzierung dieser Unternehmen, doch es ist noch viel zu tun”, sagte Hamza Lemssouguer, Gründer und Chief Investment Officer von Arini. “Bei etwa der Hälfte des Marktes steht in den nächsten drei Jahren die Fälligkeit an. Und wenn die Unternehmen diese Phase durchlaufen, müssen sie anfangen, höhere Zinsen zu zahlen — wenn sie es sich leisten können.”

Für 20% bis 25% des Marktes sei es “schlicht unmöglich, sich die derzeitigen Zinssätze zu leisten”, führte Lemssouguer im Podcast Credit Edge von Bloomberg Intelligence aus. Seine Gesellschaft verwaltet rund 4,7 Milliarden Dollar. Die Bank of England beließ ihren Leitzins am Donnerstag auf einem 16-Jahres-Hoch. EZB-Präsidentin Christine Lagarde erklärte in diesem Monat, die Leitzinsen in der Eurozone befänden sich nicht auf einem “linearen Abwärtspfad”. Die Märkte sind dazu übergegangen, Kreditnehmern mit einem Single-B-Rating fast 8 % Zinsen zu berechnen. 2022 waren es noch rund 4 %.

Lemssouguer sieht Chancen, Schulden von notleidenden Kreditnehmern zu erwerben, die Wege finden, mit den bevorstehenden Fälligkeiten umzugehen. “Wir kaufen Wertpapiere zu einem ziemlich günstigen Preis, sodass wir selbst bei einem hohen Abschlag immer noch eine beträchtliche Gesamtrendite erzielen.”

Auf der anderen Seite wettet das Unternehmen auch gegen Schuldner, deren Kreditspreads sich in diesem Jahr deutlich verengt haben. „Das war für uns ein gutes Jagdrevier auf der Short-Seite“, sagte Lemssouguer. Arini wurde 2022 von Lemssouguer mit rund 1 Milliarde Dollar von Investoren wie Squarepoint Capital gegründet.

Arinis Credit Master Fund kam in diesem Jahr per Ende Mai auf eine negative Rendite von 1%, wie aus einem Bloomberg News vorliegenden Anlegerbrief hervorgeht. 2023 indessen schaffte er 32,4%. 2022 waren es 5,7%.

Grafik zeigt Zinslasten für wacklige Unternehmen in Europa

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Der Sommer ist da, es taut auf und – außer in Hessen – es wird trockener. Und es wird immer deutlicher, wer, wo und wie sein Geschäft verrichtet hat.

    Für mich ist es schwer zu sagen, aber wenn ein Unterschied von vielleicht 3 Prozent den Ausschlag gibt, ob man seine Schulden refinanzieren kann, dann ist es vielleicht auch nicht schlecht, wenn Schlacke aus dem System gespült wird?

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