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Ist die Rallye zu Ende? China-Aktien stürzen ab – Stimulus-Skepsis hält Bullen in Schach

China-Aktien stürzen ab - Stimulus-Skepsis hält Bullen in Schach
Shanghai, China. Grafik: evening_tao - Freepik.com

Die Rallye der chinesischen Aktienmärkte ist gestern ins Stocken geraten. Chinesische Aktien, die im CSI 300 Index notiert sind, steuern am Mittwoch auf ihren ersten Rückgang seit 11 Tagen zu, da die Händler mit dem Tempo der Pekinger Stimulierungsmaßnahmen ungeduldig werden. Die Skepsis nimmt zu, dass die Aktien in China vielleicht zu weit vorausgelaufen sind, sollte die Regierung sich mit weiteren Stimulus-Maßnahmen zurückhalten.

China-Aktien brechen ein

Der CSI-300-Benchmarkindex fiel um bis zu 7,2 % und machte damit den Gewinn von 5,9 % zunichte, den er am Dienstag bei der Wiedereröffnung der Festlandmärkte nach der Goldenen Woche erzielt hatte. Wie Bloomberg berichtet, verringerte der Index seine Verluste, nachdem das Finanzministerium angekündigt hatte, dass es am Samstag ein fiskalpolitisches Briefing abhalten würde. Der Hongkonger Index Hang Seng verzeichnete erneut einen Verlust, nachdem er tags zuvor schon um 3,8 % gefallen war.

Während die chinesischen Aktienmärkte in den letzten Wochen nach einer Reihe von politischen Ankündigungen zur Stützung der Wirtschaft einen Aufschwung erlebten, kühlt sich der Enthusiasmus über einen durch Konjunkturmaßnahmen ausgelösten Aktienanstieg ab, da auf einer wichtigen politischen Sitzung am Dienstag keine weiteren wichtigen Initiativen angekündigt wurden. Eine wachsende Zahl von Strategen und Fondsmanagern ist der Ansicht, dass Peking seine Ausgabenversprechen mit echtem Geld untermauern muss, während andere davor gewarnt haben, dass die Rallye zu schnell zu weit gegangen ist, da die Benchmark-Indizes innerhalb weniger Tage um über 30 % gestiegen sind.

Aktienmärkte: China-Aktien fallen nach elftägiger Rallye
Chinesische Aktien stehen vor dem ersten Rückgang seit 11 Handelstagen

Aktienmärkte zwischen Hoffnung und Realität

„Die Aktienmärkte schwanken zwischen der Erwartung weiterer Konjunkturmaßnahmen und der wirtschaftlichen Realität“, sagte Yi Wang, Leiter der Abteilung für quantitative Anlagen bei CSOP Asset Management Ltd. „Die Anleger wollen eine schnelle Umsetzung der Konjunkturmaßnahmen sehen, genauso wie steigende Unternehmensgewinne und bessere Makrodaten – sei es bei der Inflation, der Beschäftigung oder der Verschuldung der Kommunen. Doch zwischen dieser Erwartung und der wirtschaftlichen Realität klafft eine zeitliche Lücke.“

Die Anleger beginnen sich Sorgen zu machen, dass sich der rasche Aufschwung der chinesischen Aktien seit Ende September als eine weitere Enttäuschung erweisen könnte, wenn Peking nicht ein starkes Steuerpaket ankündigt, das den Konsum ankurbeln und den Immobiliensektor unterstützen kann.

Der zweitgrößte Aktienmarkt der Welt hat bereits mehrere Boom-and-Bust-Zyklen hinter sich. Angesichts der Verlangsamung des Wachstums und der Deflation schaltete China Ende 2014 in den Stimulusmodus und löste eine Rallye aus, die Mitte 2015 wieder auf den Boden der Tatsachen zurückfiel. Der Shanghai Stock Exchange Composite Index hat sich von Oktober 2014 bis Juni 2015 mehr als verdoppelt, brach dann aber innerhalb von zwei Monaten um mehr als 40 % ein.

Nach einer einwöchigen Pause legten die Aktien in China am Dienstag mit einem Paukenschlag los – der CSI 300 stieg zur Eröffnung um 11 %. Der Enthusiasmus verflog jedoch, als die Beamten der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) keine weiteren umfangreichen Konjunkturmaßnahmen ankündigten.

„Es scheint, dass die Behörden, vielleicht durch die gestrige Pressekonferenz der NDRC, ein gewisses Unbehagen gegenüber der Markteuphorie zum Ausdruck bringen, was zum Teil auf ihre schwierigen Erfahrungen mit den Marktturbulenzen im Jahr 2015 zurückzuführen ist“, sagte Homin Lee, leitender Makrostratege bei Lombard Odier in Singapur. „Es wird wichtig sein, dass sie noch in diesem Monat auf der Sitzung des Ständigen Ausschusses des NVK einen konkreten Plan zur Bekämpfung der Deflation vorlegen.“

Konsum bleibt gedämpft

Der Hang Seng China Enterprises Index, der die in Hongkong notierten chinesischen Aktien umfasst, fiel am Mittwoch zeitweise um mehr als 3 %. Damit wurden alle Gewinne, die während der Schließung der Festlandsbörsen erzielt worden waren, wieder zunichte gemacht. Kurz vor Börsenshcluss scheinen sich die chinesischen Aktienmärkte aber wieder zu erholen.

Chinesische Aktien in Hongkong geben ihre Gewinne wieder ab
Chinesische Aktien in Hongkong geben ihre Gewinne wieder ab

Chinas Staatsanleihen erholten sich, da die Anleger angesichts des Einbruchs bei den Aktien in sichere Anlagen zurückkehrten. Die 30-jährigen Futures stiegen um bis zu 0,8 %, während die Benchmark-Renditen am Kassamarkt leicht nachgaben.

Das Ausgabeverhalten während der Goldenen Woche deutet darauf hin, dass die Stimmung der Verbraucher trotz einiger Anzeichen einer Stabilisierung nach der Flut von Konjunkturmaßnahmen gedämpft bleibt.

Chinesische Touristen gaben während der einwöchigen Ferien, die am Montag zu Ende gingen, weniger aus als in der Pause vor der Pandemie. Während die Reisenden während der Goldenen Woche 10,2 % mehr Reisen unternahmen als im Jahr 2019, stiegen die Ausgaben nur um 7,9 %, wie aus den vom Ministerium für Kultur und Tourismus veröffentlichten Daten hervorgeht.

Aktienmärkte: Risiko eines Rückschlags

Das Risiko eines Rückschlags nach der rasanten Rallye in China nimmt zu. Denn in der Zwischenzeit sind die gehebelten Aktien-Positionen sprunghaft angestiegen, was die Gefahr erhöht, dass die Aktienmärkte wieder fallen und sie aufgelöst werden müssen. Der ausstehende Betrag der Margin-Schulden an den Börsen von Shanghai und Shenzhen stieg am Dienstag auf 1,54 Billionen Yuan (218 Mrd. $), ein Plus von 7,4 % gegenüber der letzten Handelssitzung am 30. September, wie aus den von Bloomberg zusammengestellten Daten hervorgeht.

Aus Peking könnten allerdings noch weitere Maßnahmen kommen. Das Finanzministerium, das normalerweise für die Ausgabe von Anleihen zur Finanzierung von Konjunkturmaßnahmen und zusätzlichen Ausgaben zuständig ist, wird voraussichtlich in Kürze ein Briefing abhalten, das die Art von Stimulus liefern könnte, die die Aktienmärkte sehen wollen. Banken wie Morgan Stanley und HSBC Holdings erwarten ein Konjunkturprogramm in Höhe von 2 Billionen Yuan, während Citigroup den Betrag auf 3 Billionen Yuan schätzt.

Aktien-Rallye: Zeit Gewinne mitzunehmen

Während die Anleger über das Schicksal der chinesischen Aktien in den kommenden Monaten debattieren, wenden sich einige globale Vermögensverwalter der selektiven Aktienauswahl zu.

Louis Lau, Fondsmanager bei Brandes Investment Partners in San Diego, Kalifornien, sagte, es sei an der Zeit, in überkauften Sektoren wie Versicherungen, Haushaltsgeräten, Batterien, Elektroautos und Autos Gewinne mitzunehmen. Er sieht hingegen Chancen in Branchen wie Internet, Sportbekleidung, Glücksspiel in Macau, Lebensmittel und Getränke sowie Tourismus.

„Die Rallye an den Aktienmärkten befindet sich in einer Phase, in der die Auswahl an Aktien immer wichtiger wird“, sagte Nicholas Yeo, Leiter des Bereichs China-Aktien bei abrdn Plc, in einem Bloomberg-TV-Interview. „Wir befinden uns in einer Hausse, aber es wird Volatilität geben. Wir behalten eine langfristige Sicht auf Sektoren wie den Konsum bei, der auf lange Sicht der Schlüssel für die Wirtschaft ist.“

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Gute Einstiegs Möglichkeiten.

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