Anleihen

China: Schattenbankenystem expandiert

In China werden die Schattenbanken mehr und mehr Bestandteil auch der offiziellen Finanzinstitute. Neue Zahlen etwa zeigen, dass Chinas Versicherungen ihre Anteile an von Schattenbanken vertriebenen „Trust-Produkten“ innerhalb nur eines halben Jahres fast verdoppelt haben: zum Stichtag 30.Juni hatten die Versicherer Trust-Produkte im Volumen von 46 Milliarden US-Dollar im Portfolio, Ende des Jahres 2013 war es nur etwas mehr als die Hälfte.

Diese starke Zunahme besorgt nun auch die amerikanischen Ratingagenturen, die vor den Risiken dieser Investments warnen. So schätzt die Ratingagentur S&P, dass Chinas Versicherungen bereits 13% ihrer Investments in Produkte der Schattenbanken investiert haben – Tendenz steigend. Moody´s dagegen warnt vor der Möglichkeit von baldigen Pleiten bei diesen Trust-Konstrukten und sieht die Gefahr vor einer Kettenreaktion an den Märkten. So seien die Trust-Produkte in ihrer Entwicklung nicht nur sehr volatil, sondern häufig auch illiquide. Die Folge: braucht etwa ein Versicherer Liquidität, können die in Trust-Produkte investierten Gelder in der Regel nicht schnell zurück geholt werden.

Die Beliebtheit der Trust-Produkte resultiert vorwiegend aus den hohen Renditen, die mit ihnen erzielt werden können. So lag die durchschnittliche Rendite bei Trust-Produkten im 2.Quartal bei knapp 7% – aber auch hier gilt die Faustregel: je mehr Rendite, desto mehr Risiko. Häufig müssen chinesische Unternehmen auf die Kreditvergabe von Schattenbanken zurück greifen, weil sie bei den offiziellen Banken keine Kredite bekommen. Aber der Preis dafür ist hoch: meist müssen die Unternehmen jährlich 10% Zinsen bezahlen – das funktuoniert nur, wenn die jeweiligen Unternehmen auf einer soliden Basis stehen.

Genau das aber ist stark anzuzweifeln: wären die Unternehmen solide, müssten sie nicht für horrende Zinsen Kredite bei den Schattenbanken aufnehmen. Ende des 2.Quartals lag das Volumen der von Schattenbanken vertriebenen Trust-Produkte bereits bei zwei Billionen (!) US-Dollar – Tendenz steigend. Da in China die einzelnen Segmente der Finanzmärkte jeweils von verschiedenen Regulatoren überwacht werden, bieten sich immer wieder Schlupflöcher, die die Schattenbanken ausnutzen. Die Behörden müssen häufig dann Produkte genehmigen, die in der Realität bereits etablierte Praxis sind.

Vor allem Unternehmen aus den Sektoren Immobilien und Kohle aber können vielfach kaum mehr ihre Kredite bedienen – bislang verhinderte Chinas Regierung jedoch die ersten Unternehmenspleiten. Irgendwann aber dürfte – insbesondere wenn sich der Abwärtstrend am Immobilienmarkt weiter beschleunigt – der Druck zu groß werden und zahlreiche Firmen pleite gehen. Dann dürfte das von den Schattenbanken etablierte Schneeballsystem, das nur so lange funktionert, als der Glaube an ewiges Wachstum aufrecht erhalten werden kann, in sich zusammen brechen.



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