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Rekordhoch CO2-Preis seit 2020 verfünffacht auf 100 Euro – „Langfristiger Aufwärtstrend“

Der CO2-Preis hat sich seit 2020 verfünffacht auf heute über 100 Euro - ein Rekordwert. Ein Analyst erwartet 150 Euro für nächsten Winter.

Die Kosten für europäische Verschmutzungsrechte sind heute zum ersten Mal auf über 100 Euro gestiegen (bis zu 100,70 Euro). Im Chart sehen wird den Preisverlauf für CO2 seit 2018 – es ist eine Verfünffachung seit 2020. Alleine in diesem Jahr ist es ein Anstieg von 20 %. Der Preis zeigt an, wie viel ein Unternehmen für eine ausgestoßene Tonne Kohlendioxid (CO2) ausgeben muss. Der Anstieg wird begünstigt durch die sich verbessernden Wirtschaftsaussichten und die Erwartung eines Aufschwungs der Industrieproduktion. Die Nachfrage nach den CO2-Emissionszertifikaten steigt laut Bloomberg in der Erwartung, dass sinkende Erdgaspreise einige Industrieunternehmen dazu veranlassen könnten, die Produktion wieder aufzunehmen, die im letzten Jahr aufgrund der explodierenden Energiekosten gedrosselt oder eingestellt wurde.

CO2-Preis über 100 Euro pro Tonne – Gründe

Die Aussicht auf strengere Klimaregeln bedeutet auch, dass die CO2-Verschmutzungsrechte knapper werden könnten, was Marktteilnehmer mit überschüssigen Zertifikaten davon abhält, diese zu verkaufen. „Die rosigeren wirtschaftlichen Aussichten, oder zumindest die weniger pessimistischen, beflügeln die Bullen“, sagte Marcus Ferdinand, Leiter der Analyseabteilung bei Greenfact in Oslo. „Wir haben gesehen, dass Industrieunternehmen aufgrund der höheren Gaspreise aus dem Markt gegangen sind. Sinkende Gaspreise bedeuten also eine Hausse bei Kohlenstoff“.

Der Anstieg der CO2-Preise kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die politischen Entscheidungsträger daran arbeiten, das Cap-and-Trade-System der EU zu verschärfen, um dabei zu helfen, das Ziel der EU zu erreichen, die CO2-Emissionen bis zum Ende des Jahrzehnts um 55 % gegenüber dem Stand von 1990 zu senken.

Entwicklung von CO2-Preis seit 2018

CO2-Preis Richtung 150 Euro?

Die Emissionsrechte für CO2, das wichtigste Instrument der EU zur Verringerung der Umweltverschmutzung, erlegt Tausenden von Anlagen im Besitz von Energieversorgern, Herstellern und Fluggesellschaften sinkende Emissionsobergrenzen auf. Dieser Trend wird sich fortsetzen, da der Preis für CO2 bis zum nächsten Winter auf 150 Euro steigen könnte, so Ulf Ek, Chief Investment Officer von Northlander Commodity Advisors LLP, der in den letzten Jahren auf den Anstieg des CO2-Preises gesetzt hat.

„Ich halte nicht viel von magischen Zahlen, aber ich glaube, dass sich CO2 in einem langfristigen Aufwärtstrend befindet und wir in diesem Jahr weiterhin neue Höchststände sehen werden“, sagte er am Dienstag in einem Telefoninterview. „Die Invasion Russlands hat den Markt aufgrund der extrem hohen Energiepreise nervös gemacht, weil er eine Konjunkturabkühlung befürchtete. Jetzt, da sich die Energiepreise normalisieren, kehren die CO2-Emissionen in den längerfristigen Aufwärtstrend zurück“.

Aussichten

Unternehmen, die es sich letztes Jahr nicht leisten konnten, sich abzusichern, kehren möglicherweise vor der im April ablaufenden Frist für die Bilanzierung der Emissionen für 2022 auf den Markt zurück. Und Industriezweige, die im letzten Jahr ihre Produktion komplett eingestellt haben, kaufen jetzt möglicherweise wieder CO2-Emissionszertifikate, da Energie billig genug ist, um sie zu betreiben.

Die Regeln sollen weiter verschärft werden. Im Rahmen einer geplanten Überarbeitung des Emissionshandelssystems wird die Rate, mit der die CO2-Verschmutzungsobergrenze jedes Jahr sinkt, von derzeit 2,2 % auf 4,3 % im Zeitraum 2024-2027 erhöht. Der so genannte lineare Reduktionsfaktor wird sich dann ab 2028 auf 4,4 % beschleunigen. Zusätzlich zum LRF wird die EU die Anzahl der Zertifikate um 90 Millionen im Jahr 2024 und 27 Millionen im Jahr 2026 reduzieren. Beides zusammen bedeutet eine Senkung der Verschmutzungsgrenze um 62 % bis zum Ende dieses Jahrzehnts gegenüber dem Stand von 2005.

Die sinkenden Grenzwerte und der steigende Preis für die Verschmutzung sollen die Umstellung auf saubere Technologien beschleunigen. Die rekordhohen Preise für CO2 werden jedoch wahrscheinlich die Forderungen energieintensiver Unternehmen und einiger Regierungen erneuern, dass die EU die Kosten unter Kontrolle halten muss, da sonst die Gefahr besteht, dass der fragile Wirtschaftsaufschwung Schaden nimmt.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Das ist ja eine sehr erfreulliche Entwicklung. Jetzt fehlen nur noch die CO2-Zölle oder die Bildung eines globalen Klima-Klubs, um die CO2-Bepreisung nicht scheitern zu lassen.

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