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Zustimmung der Aktionäre nicht erforderlich Credit Suisse UBS-Deal: Die staatlich erzwungene Übernahme

Die UBS kauft die Credit Suisse, und das ganz ohne Genehmigung durch deren Aktionäre. Eine staatliche Notverordnung macht es möglich.

Blick auf Zürich

Hat man gestern Abend brav die Tagesschau geguckt, wurde zwar von der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS berichtet. Aber man bekam den Eindruck, dass hier eine Bank die andere Bank gekauft hat, und fertig aus. Der Staat hat freundlich darum gebeten, nett begleitet? Nein, dem war eben nicht so. Man stelle sich mal vor, der Staat nimmt Ihnen einfach Ihr Eigentum weg, und gibt ihnen dafür ein paar Krümel als Entschädigung, und sagt: Alles legal, dafür gibt es eine gesetzliche Grundlage. Enteignung? Dagegen klagen?

Was so unglaublich klingt, ist gestern ausgerechnet in der Schweiz geschehen. Eigentümer von Aktien wird quasi ihr Eigentum entzogen, ohne zu fragen, ohne Diskussion. Die Schweiz hat gestern eine Notverordnung geschaffen, um den Kauf der Credit Suisse durch die UBS zu erzwingen. Und wenn die Aktionäre nicht zustimmten, führt der Staat diese Transaktion eben trotzdem durch. Die Credit Suisse-Aktionäre erhalten als Entschädigung ein paar Krümel, insgesamt 3 Milliarden Franken in Form von UBS-Aktien – ob sie nun wollen oder nicht.

Dazu schrieb die Credit Suisse in ihrer offiziellen Mitteilung, Zitat: „Unter Berücksichtigung der besonderen Umstände, die die Schweizer Volkswirtschaft als Ganzes betreffen, erlässt der Bundesrat eine Notverordnung, die auf diese spezifische Transaktion zugeschnitten ist. Es wird darauf hingewiesen, dass der Zusammenschluss ohne die ansonsten erforderliche Genehmigung der Aktionärinnen und Aktionäre der UBS und der Credit Suisse durchgeführt wird, um die Transaktionssicherheit zu erhöhen.“

Die NZZ schrieb dazu gestern Abend: „Der Kauf ist nicht von der Zustimmung der UBS- und der CS-Aktionäre abhängig. Diese Aushebelung der Aktionärsrechte dürfte nur durch Anwendung von Notrecht ermöglicht worden sein.“

Schweizer Nationalbank und Regierung sprechen in ihren Mitteilung zwar von Notrecht und Notverordnung, aber klammern den Punkt dezent aus, dass man damit auch diesen Kauf umsetzt, ganz ohne Zustimmung der Aktionäre. Die Finanzaufsicht FINMA schrieb: „Es bestand die Gefahr einer Zahlungsunfähigkeit der Bank, selbst wenn diese weiterhin solvent war. Die Behörden mussten Massnahmen ergreifen, um schweren Schaden für den Schweizer und internationalen Finanzmarkt abzuwenden.“ Davon, dass Aktionäre ja eigentlich erst noch zustimmen müssen, war auch keine Rede. Der Staat verkauft mal eben eine Firma an die Konkurrenz, die Eigentümer dürfen zuschauen. Eigentlich ein unglaublicher Vorgang! Aber um den Kollaps des Finanzplatzes Schweiz zu verhindern, sind dann auf einmal alle Mittel recht? Die Rechtssicherheit für den Anleger, der in der guten alten Schweiz investiert… was ist die noch wert?

Man kann es aber auch so sehen: Die UBS vereinnahmt sich ihren großen Konkurrenten zum Spottpreis, und wird umfangreich staatlich unterstützt. Ein Traumszenario. Laut Handelsblatt wächst in der Schweiz der Vorwurf, dass Regierung und Aufseher den UBS-Managern im Ringen um die Credit Suisse nicht gewachsen waren. Mein Schlusskommentar: Die UBS ist nun quasi die „Schweiz Bank“, unantastbar, die hundertprozentige Sytemrelevanz.



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6 Kommentare

  1. Kann sich Jemand nur Ansatzweise vorstellen, wie soetwas unter der Ampel in Deutschland ablaufen würde, wenn die Deutschen Bank gerettet werden muss?
    Wenn die grüne Sekte zu entscheiden hat, wer mit oder ohne Entschädigung enteignet wird.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. Ratingagenturen stufen UBS schon ab. Mal sehen ob das Schweizer Bankensystem jetzt geknackt wird.

    1. @smith,auch wenn man in Paris und Berlin alles daran setzt ,um es so aussehen zu lassen.Nur leider ist das nicht so.Die CS allein ist nicht das „schweizer Bankensystem“ . Es passt den europäischen Faschisten natürlich nicht ,daß es mittendrin eine Ausweichmöglichkeit gibt,aber es wird nachher stärker als vorher dastehen und dafür gibt es gute Gründe. Die EU geht den bitteren Weg der Sozialisten,den weder Ochs noch Esel aufhällt.
      Wohl dem ,der da nicht für blechen muss. ;-)

  3. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Die Aktie der Credit Suisse war mal knapp 55 Euro wert, damals im Mai 2007. Was die Mehrheit nicht weiß, für viele europäische Bankaktien war der Mai 2007 der letzte gute Monat.

    Deutsche Bank, Commerzbank, BNP, Soc Gen, UniCredit, Banco Santander, UBS, Credi Suisse usw.

    Während die amerikanischen Konkurrenten ( Goldman Sachs und J.P. Morgan) ihre Kursstände vom Mai 2007 schon lange ,nach oben, hinter sich gelassen haben, träumen die europäischen Werte von diesen ,guten alten Zeiten.

    Einfach mal die Performance miteinander vergleichen, dafür gibt es die Charts im Internet.

    Die Credit Suisse wiederum hat sich vom Höchstkurs bei knapp 55 Euro praktisch geachtzigtelt, das muss man auch erstmal hinbekommen.
    Gleichzeitig hat sie in dieser Zeit 55 Milliarden Euro für Boni, Rechtsstreitigkeiten und Verfahren ausgegeben, also die Hälfte der damaligen Marktkapitalisierung.
    Die Bilanzsumme schrumpfte gleichzeitig um über 55 Prozent, die Erträge brachen um über 75 Prozent ein, während die Lohnkosten im gleichen Zeitraum um über 55 Prozentpunkte stiegen.
    Das alles führt dann zu einem Abschlag von 98,5 Prozent! Inflationsbereinigt von fast 99,5 Prozent!
    Im gleichen Zeitraum( Mai 07 bis heute) stiegen die Aktien der amerikanischen Konkurrenz, J.P.Morgan und Goldman Sachs gewaltig an.
    Die Finanzkrise, die in den USA ihren Anfang nahm, ihren Ursprung hatte, war für die führenden amerikanischen Bankaktien und deren Halter unterm Strich nicht schädlich, während die europäischen Werte in Gänze seitdem über 75 Prozent vom Top verloren, teilweise sogar über 95 Prozent, je nach Wert.
    Man kann also mit Fug und Recht sagen, die Finanzkrise hat die europäischen Bankaktien praktisch vernichtet, zerstört als ernstzunehmende Konkurrenz vernichtet, denn was heute von der europäischen Bankindustrie übrig ist, spottet jeder Beschreibung.
    Die Credit Suisse war hier nur das schwächste Glied in der Kette, aber auch eine HRE, eine Sachsen LB, eine IKB überlebten den Crash nicht, genauso wie eine HSH Nordbank,Northern Rock usw.
    Die amerikanische Finanzindustrie hat dabei ihren Heimvorteil ausgespielt. In der Militärgeschichte nennen wir das die Innere Linie verteidigt.
    Sie hat die europäische Konkurrenz auf’s amerikanische Festland gelockt, mit sinnlosen Krediten vollgestopft und abgezogen, ausgenutzt und vernichtet.
    Sie kannte ihre Pappenheimer nur zu gut, ihre Suprimes und High Techs, während die europäische Konkurrenz naiv in ihr Verderben lief.

    1. …schön geschrieben…mal sehen ob die Chinesen klüger waren…

  4. War die CS nicht pleite? Mehr als ein Trostpreis sollte da nicht erwartet werden…

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