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Droht neuer Rückschlag? DAX: Deutsche Anleger spekulieren auf Kurserholung

Ausverkauf dürfte insbesondere in Deutschland heftig ausfallen

Dax Anleger spekulieren auf Kuerserholung
Foto: Pablographix - Freepik.com

Zwischenzeitlich war der DAX um 3,5% eingebrochen. Am Montag früh brach der japanische Nikkei 225 um 12% ein, das Blutbad zog sich um die Erde und sorgte überall für rote Vorzeichen. Doch schon am Nachmittag setzte eine Erholungsbewegung ein, die das zwischenzeitliche Wochenminus bis zum Ende der Woche vollständig ausradierte. Es bleibt ein Wochenplus von 0,2% auf einen Endstand von 17.702 Punkte.

Der Ausverkauf zeichnete sich bereits in der Vorwoche ab. Am vergangenen Wochenende interpretierten wir die Sentimentumfrage dahingehend, dass wir am Beginn einer stärkeren Korrektur stehen. Die stärkere Korrektur kam sodann am Montag postwendend. Schauen wir uns heute einmal an, ob es das war, oder ob wir mit einer Rückkehr auf die Tiefs vom vergangenen Montag rechnen müssen.

DAX: Die Stimmungslage

Das Anlegersentiment steht nunmehr bei nur noch -3,0%, nachdem wir vor einer Woche mit -6,% einen Extremwert gemessen hatten. Die Erholung im Wochenverlauf besänftigte offensichtlich die Anlegerlaune.

Doch die Verunsicherung bleibt mit einem Wert von -6,5% weiterhin extrem groß. Zwar sind Anleger erleichtert über die Erholung des DAX, doch so ganz traut man dem Braten wohl tatsächlich noch nicht. Vermutlich ist es für die Mehrheit der Anleger schwer nachvollziehbar, warum deutsche Aktien in den Keller rauschen, wenn in Japan der Leitzins angehoben wird.

In diese Unwissenheit mischt sich Hoffnung: Die Zukunftserwartung stieg auf +3,3% an. Unsere Umfrageteilnehmer gehen also von einer anhaltenden Erholung an den Aktienmärkten aus.

Dafür wollen sie auch Aktien zukaufen, die Investitionsbereitschaft stieg auf +2,0% an.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger ist auf 5,0% angestiegen. Auch hier spekulieren Anleger wieder auf steigende Kurse.

Das Put/Call-Verhältnis für DAX-Aktien an der Eurex ist 1,8% gesunken, das niedrigste Niveau seit einem Jahr. Profis kaufen Call-Scheine, spekulieren also ebenfalls auf steigende Kurse.

Ein gegenteiliges Bild zeigt die CBOE aus den USA. Dort springt das Put/Call-Verhältnis für Aktien auf 0,97% an und zeigt somit den höchsten Wert seit dem Frühjahr an: In den USA werden Put-Absicherungen gekauft, man fürchtet offensichtlich eine zweite Ausverkaufswelle.

Die Investitionsquote der US-Fondsmanager fiel auf 75%.

Die Bulle/Bär-Differenz fällt auf 3%. 40% Bullen stehen inzwischen 37% Bären gegenüber. Während das Lager der Bullen nur ein wenig kleiner wurde, erhielt das Bärenlager aus dem Lager der Neutralen großen Zulauf.

Der technische Angst und Gier Indikator des S&P 500 zeigt mit einem Wert von 23% extreme Angst an. Mittel- und langfristig betrachtet haben wir damit eine Marktverfassung, in der man investieren kann.

Interpretation der DAX-Stimmung

Kann ein Yen Carry-Trade, der sich über 17 Jahre aufgebaut hat, an einem Tag aufgelöst werden? Oder ist da noch mehr Ungemach zu erwarten? Die meisten Umfrageteilnehmer sowie die Profis in Deutschland gehen offensichtlich davon aus, denn sonst würden sie sich nicht so bullisch positionieren.

In den USA ist man da offensichtlich nicht so sicher, denn dort überwiegt die Vorsicht.

Ich bleibe bei meiner Einschätzung, dass der Ausverkauf durch veränderte Rahmenbedingungen verursacht wurde, und daher nicht binnen eines Tages abgehandelt sein kann. Vielmehr dürften einige Anleger, insbesondere US-Anleger, die den Carry-Trade nutzten, auf eine Erholung warten, um dann weitere Carry-Trades aufzulösen.

Dass dies auch negative Auswirkungen auf DAX-Aktien haben kann, haben wir am Montag gesehen.

Für ein solches Szenario sind Anleger in Deutschland falsch positioniert. In den vergangenen Tagen wurden umgehend Spekulationen auf eine nachhaltige Erholung des DAX eingegangen. Sollte diese Erholung ins Stocken geraten, dürften diese spekulativen Positionen schnell wieder aufgelöst werden, und so einen erneuten Ausverkauf beschleunigen.

Natürlich kann alles auch anders kommen: Die Bank of Japan könnte für einige Monate die Füße still halten, der Yen könnte so wieder zu alter „Schwäche“ zurückfinden, die vorteilhaft für die Yen Carry-Trades ist. Dadurch könnte die Bank of Japan den Spekulanten ausreichend Zeit verschaffen, ihre über 17 Jahre aufgebauten Positionen marktschonend aufzulösen, bevor dann irgendwann wieder von steigenden Zinsen und einer Verknappung der Liquidität in Japan gesprochen wird.

Sollte dieses Szenario eintreten, haben sich deutsche Anleger bestens positioniert. In den USA hingegen wäre man dann falsch positioniert. Doch dort gibt es eine Reihe weiterer Gründe, pessimistisch zu sein: die erste Zinssenkung droht und wird von Anlegern traditionell nicht begrüßt, sondern als Folge einer schwachen Konjunktur gewertet. Rezessionsangst herrscht in den USA, daher die defensive Positionierung der US-Anleger.

Beide Szenarien haben etwas für sich. Die Sentimentanalyse ergibt, dass ein erneuter Ausverkauf insbesondere in Deutschland heftig ausfallen dürfte, wohingegen eine Erholung langsam vonstatten gehen sollte, da sich viele Anleger bereits long positioniert haben.

In den USA hingegen sieht es umgekehrt aus. Dort würde ein Ausverkauf nicht mehr so dramatische Folgen haben wie am vergangenen Montag. Auf der anderen Seite würden steigende Kurse viele Anleger auf dem falschen Fuß erwischen, es würde den Druck nach oben immer weiter verstärken.

Öl

Eine besondere Situation verzeichnen wir am Ölmarkt. Dort ist die Stimmung auf dem Nullpunkt, die Zukunftserwartung hingegen extrem bullisch. Nur 12 Mal in den vergangenen 17 Jahren gab es eine vergleichbar große Stimmungsdifferenz.

Und jetzt halten Sie sich fest: Es folgte in 10 von 12 Fällen in den folgenden sechs Monaten ein Preisanstieg am Ölmarkt. Durchschnittlich stieg der Ölpreis in diesem Zeitraum um 35% an. Nur zwei Mal gab es ein kleines Minus.

Ich habe auch die Korrelation zwischen der Ölpreisentwicklung und der Sentimentdifferenz am Ölmarkt ausgerechnet: 41%. Das heißt, während sich in den folgenden Monaten die Stimmungsdifferenz verkleinert, dürfte der Ölpreis entsprechend ansteigen.

Möglicher Hintergrund: Kamala Harris macht ein gutes Bild gegenüber dem Herausforderer Donald Trump im Wettrennen um die US-Präsidentschaft. Unter einem US-Präsidenten Donald Trump würde in den USA die Öl- und Gas-Förderung liberalisiert, es würde mehr Öl und Gas auf die Weltmärkte treffen, was den Preis drücken würde. Unter einer US-Präsidentin Kamala Harris dürften neue Explorationsprojekte nur sehr schwer zu genehmigen sein, was die Öl und Gas-Versorgung drosselt und somit den Preis nach oben treibt.

Allein schon ein Kopf an Kopf-Rennen zwischen Trump und Harris würde daher in den kommenden Monaten für einen steigenden Ölpreis sorgen.



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