Das Momentum der Aufwärtsbewegung im Dax scheint sich abzuschwächen, während der Index vor einer wegweisenden Marke steht. Der RSI-Indikator zeigt indessen eine negative Divergenz, inmitten eines abnehmenden Handelsvolumens am deutschen Aktienmarkt. Der deutsche Leitindex benötigt nach der 1.600-Punkte-Rally dringend neue Impulse, um die Rekordstände bei 18.892 Punkten anzugreifen. Denn die Zinshoffnungen dürften kaum noch für Treibstoff sorgen, nachdem Fed-Chef Powell offiziell eine Zinswende im September signalisiert hat, und auch die EZB die Märkte auf eine weitere Zinssenkung eingestimmt hat. Auf der Zinsseite ist inzwischen wohl das für die Börsen bestmögliche Szenario eingepreist.
Zum Wochenauftakt konnte der Dax nicht an seine starke Vorwoche anknüpfen. Stattdessen legte er nach seiner V-förmigen Erholungsrally eine Verschnaufpause ein. Den Handelstag beendete er schließlich mit einem kleinen Minus von 16 Punkten (0,09%) bei 18.617 Zählern. Ob die Luft erst einmal raus ist, könnte sich am Mittwochabend zeigen, wenn KI-Liebling Nvidia seine Quartalszahlen vorlegt. Da Nvidia der entscheidende Treiber für die KI-Rally war und ist, hat der Geschäftsbericht große Bedeutung für die Stimmung an den globalen Aktienmärkten. Die Zahlen haben durchaus das Potenzial, der abebbenden Rally entweder neuen Schwung zu verleihen oder eine Konsolidierung einzuleiten.
Mit neuen Impulsen ist aus saisonaler Sicht nicht zu rechnen, da dem Dax ein schwieriger Monat bevorsteht – statistisch ist der September der schlechteste Börsenmonat. Die anhaltende Konjunkturschwäche in Deutschland spricht auch nicht gerade für optimistische Börsen. Der ifo-Geschäftsklimaindex war im August bereits zum dritten Mal in Folge gesunken, was einem Rezessionssignal gleichkommt. Ungeachtet aller Warnsignale könnte der Dax seine Rallye fortsetzen, vorausgesetzt ihm gelingt der nachhaltige Sprung über die Abwärtstrendlinie bei rund 18.690 Punkten. Aus technischer Perspektive würden sich dadurch die Chancen erhöhen, dass der Index sein Rekordhoch ins Visier nimmt.
Konjunkturdaten
Am Dienstag steht vorbörslich die Zweitveröffentlichung der deutschen BIP-Zahlen für das zweite Quartal auf der Agenda. Zuvor vermeldete das Statistische Bundesamt einen Rückgang um 0,1%. Zudem erscheint zeitgleich das GfK-Konsumklima für September. Am Nachmittag richtet sich der Fokus dann auf das vom Conference Board erhobene US-Verbrauchervertrauen (16:00 Uhr).
Dax an einer wegweisenden Marke
Long: Der Dax steht kurz vor der Begrenzung einer fallenden Trendlinie im Tageschart und könnte zunächst vor einem kurzen Rücklauf stehen. Überwindet er die potenziellen Widerstände bei 18.645/653, sind weitere Kursgewinne bis an die Abwärtstrendlinie bei rund 18.692 wahrscheinlich. Diese könnte ihn jedoch ausbremsen und einen Rücklauf in Richtung 18.500 einleiten. Erst ein nachhaltiger Ausbruch darüber eröffnet zusätzliches Potenzial bis 18.779. Auch ein direkter Anstieg bis zum Allzeithoch bei 18.892 ist dann möglich.
Short: Eine erste Unterstützung liegt heute bei 18.635. Fällt der Dax darunter, dürfte er die 18.600 anlaufen. Die Marke ist im heutigen Intraday-Handel wegweisend. Ein Rutsch unter 18.600 bis an das gestrige Tagestief 18.554 bringen. Sollte er das Tief unterschreiten, sind weitere Abgaben bis 18.500/492 wahrscheinlich. Jeder Dax-Handel unter 18.490 spricht für eine Ausweitung der Konsolidierung bis 18.350 sowie 18.317.
Dax-Chart von TradingView
Dax Unterstützungen (US)
18.600 – Horizontale
18.554 – Tagestief 26.08.
18.519 – Tagestief 23.08.
18.495 – Horizontale
18.458 – Tagestief 22.08.
18.431 – Zwischentief
18.352/349 – Tagestief 21.08. / 20.08.
18.317 – Zwischentief
18.205 – Horizontale
Dax Widerstände (WS):
18.638 – Tageshoch 26.07.
18.650 – Horizontale
18.670 – Tageshoch 23.08.
18.692 – Abwärtstrendlinie
18.779 – Verlaufshoch 12.07.
18.892 – Allzeithoch
Die hier angewandte fundamentale und technische Analyse stellt keine Anlageberatung dar. Es handelt sich auch nicht um Kauf- oder Verkaufsempfehlungen von Wertpapieren und sonstige Finanzinstrumenten. Die Wertentwicklung der Vergangenheit bietet keine Gewähr für künftige Ergebnisse. Die bereitgestellten Analysen sind ausschließlich zur Information bestimmt und können eine individuelle Anlageberatung nicht ersetzen. Eine Haftung für mittelbare und unmittelbare Folgen aus diesen Vorschlägen ist somit ausgeschlossen.
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„Der ifo-Geschäftsklimaindex war im August bereits zum dritten Mal in Folge gesunken, was einem Rezessionssignal gleichkommt. Ungeachtet aller Warnsignale könnte der Dax seine Rallye fortsetzen“
die abkopplung der indizes von der realwirtschaft nimmt inzwischen tatsächlich einigermaßen skurile ausmaße an. und ja, es ist mir bekannt – der dax macht unter 20% seiner gewinne im inland (ein schöner teil davon offensichtlich mit subventionen, wie ich gerade von @stagge lernen durfte). aber eben nochmal ca. 50-60% mit eu, uk, china/asia, etc. (also non-us) die jetzt auch nicht gerade durch wachstumsstories glänzen, um es mal diplomatisch auszudrücken.
man hofft seit nun weit über einem jahr auf sinkende inflation/zinsen, das anspringen der konjunktur und des gewinnwachstums der unternehmen. „bewertet“ wird seit ende 2022 hauptsächlich nach dem prinzip (ki-)hoffnung. irgendwann hat aber auch die längste hängepartie ihr ende. und das „risiko“, dass sich doch noch die realität an den börsen durchsetzt wird täglich höher, zumal schwäne aller coleur im rudel durch die gegend schwimmen.