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"Netto-Null-Ziele" für Kredite an emissionsintensive Sektoren Deutsche Bank will „Kohle-Sündern“ keine Kredite mehr geben

Die Deutsche Bank will den "Kohle-Sündern" unter den Firmenkunden keine Finanzierungen mehr gewähren. Hier die Aussagen im Detail.

Kohle-Abbau in Deutschland

Am 10. Oktober haben wir gelernt, dass Deutschlands größte Onlinebank einige Firmenkunden kündigt, wenn sie „keine angemessenen Antworten auf Fragen der Bank zu ihrem CO2-Fußabdruck geben können“. Unfassbar, aber wahr. Heute prescht die Deutsche Bank vor mit ihrem „Ersten Transitionsplan und Netto-Null-Ziele für weitere CO2-intensive Sektoren“. Was dahinter steckt? Firmenkunden mit Kreditbedarf sind betroffen! Die Bank spricht von „Netto-Null-Zielpfaden für Unternehmenskredite“.

CEO Christian Sewing sagt heute: „Wir sind fest entschlossen, unseren Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel zu leisten – und wollen transparent dokumentieren, wo wir auf unserem Weg zu Netto-Null-Emissionen stehen, Wir sind davon überzeugt, dass eine globale Bank mit Sitz in Europa bei Nachhaltigkeitsthemen führend sein muss, um langfristig erfolgreich zu sein. Das Ökosystem unseres Planeten steht vor Kipppunkten. Es ist deshalb von entscheidender Bedeutung, endlich das Wirtschaftswachstum von CO2-Emissionen und dem ausufernden Verbrauch von natürlichen Ressourcen zu entkoppeln.“

Kohle-Reduktion: Deutsche Bank will Kunden von Finanzierungen ausschließen

Die Deutsche Bank weitet ihre Beschränkungen für die Finanzierung von Kohle, einem der wichtigsten Energieträger in Deutschland, als Teil eines umfassenderen Vorgehens gegen emissionsintensive Sektoren aus. Unternehmen, die „keine glaubwürdigen Pläne“ haben, um den Anteil der Kraftwerkskohle an ihren Einnahmen bis 2025 auf die Hälfte zu reduzieren, werden von der Finanzierung ausgeschlossen, so die in Frankfurt ansässige Bank laut Bloomberg. Für Unternehmen, die außerhalb der OECD tätig sind, liegt die Umsatzschwelle bei 30 % bis 2030. Die Deutsche Bank geht außerdem davon aus, dass „mindestens 90 % der Kunden mit hohen Emissionen in den kohlenstoffintensivsten Sektoren, die sich um neue Kreditgeschäfte mit uns bemühen, ab 2026 eine Netto-Null-Verpflichtung eingehen werden“.

Hier ein interessantes Zitat aus dem aktuellen Papier der Deutschen Bank: „Aus Branchen, die nicht dekarbonisiert werden können, will die Deutsche Bank schrittweise aussteigen, wie beispielsweise bereits für den Abbau von Kraftwerkskohle kommuniziert. Gleiches gilt für Kunden, bei denen keine Bereitschaft erkennbar ist, sich dem Transitionspfad der Bank anzuschließen.“

Bloomberg schreibt weiter zum Plan der Bank: Die Deutsche Bank ist die jüngste Großbank, die versucht, Investoren und Aufsichtsbehörden zu versichern, dass sie einen Weg gefunden hat, um die von ihr finanzierten Emissionen bis 2050 zu eliminieren. BNP Paribas SA, der größte Kreditgeber der Europäischen Union, hat seine Beschränkungen für die Finanzierung fossiler Brennstoffe auf die Fremdkapitalmärkte ausgeweitet, während die deutsche Einheit der ING Groep sagt, dass sie bereits jedes Jahr Kunden mit hohen Emissionen abweist.

Für die Deutsche Bank „besteht die größte Herausforderung auf dem Weg zu ihrem Netto-Null-Ziel für 2050 in der Verringerung des Kohlenstoff-Fußabdrucks ihrer Kreditportfolios, insbesondere des europäischen Wohnimmobilienportfolios und unseres globalen Unternehmenskreditportfolios“. Die Deutsche Bank hat bereits finanzierte Emissionsreduktionsziele für die Öl- und Gas-, Automobil-, Stromerzeugungs- und Stahlindustrie festgelegt. Abgesehen von Kohle bringt diese aktuelle Ankündigung neue Beschränkungen mit sich, die sich auf Zement und Schifffahrt auswirken werden. Und die Bank plant, den Luftverkehr hinzuzufügen, sobald das Rocky Mountain Institute einen auf Netto-Null ausgerichteten Dekarbonisierungspfad für die Branche veröffentlicht hat.

Die finanzierten Emissionen sind diejenigen, die mit den Krediten und Investitionen eines Finanzinstituts in Unternehmen verbunden sind, die im Rahmen ihrer Geschäftstätigkeit Treibhausgase erzeugen. Die Deutsche Bank veröffentlichte Emissionen, die etwa 60 % ihres gesamten Kreditengagements abdecken, das sich Ende 2022 auf 34,4 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr belief. Davon entfallen 89 % auf das Unternehmenskreditportfolio in Höhe von 107 Milliarden Euro, der Rest auf ein Portfolio von 175 Milliarden Euro an Krediten, die durch europäische Wohnimmobilien gesichert sind.

Vorreiter sein beim Thema Nachhaltigkeit

Der Bankensektor spielt eine überragende Rolle bei der Verursachung von Treibhausgasemissionen, da er das Kapital bereitstellt, das die umweltschädlichen Aktivitäten unterstützt. Obwohl sich die meisten der größten Banken in den USA und Europa verpflichtet haben, die von ihnen finanzierten Emissionen zu reduzieren, sind die Fortschritte bisher begrenzt. „Wir sind entschlossen, unseren Teil zur Bekämpfung des Klimawandels beizutragen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Christian Sewing. „Wir sind davon überzeugt, dass es für eine globale Bank mit Hauptsitz in Europa unerlässlich ist, sich als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit zu positionieren, wenn sie bei der Betreuung ihrer Kunden dauerhaft erfolgreich sein will.“

Reduktionsziele

Für Kohle umfasst das Ziel der Deutschen Bank sowohl thermische als auch metallurgische Kohle, und baut auf einer bestehenden Politik für thermische Kohle auf. Die Bank strebt bis 2030 eine absolute Senkung der am weitesten gefassten Messung der finanzierten Emissionen – bekannt als Scope 3 – um 49 % an. Bis 2050 strebt sie eine Senkung um 97 % an. Im Bereich Zement strebt die Bank bis 2030 eine Verringerung der physischen Emissionsintensität von Scope 1 und 2 um 29 % und bis 2050 eine Verringerung um 98 % an.

Die Deutsche Bank erklärt, dass staatliche Unternehmen in Ländern mit so genannten Just Energy Transition Partnerships (öffentlich-private Initiativen zur Finanzierung des vorzeitigen Ausstiegs aus der Nutzung fossiler Brennstoffe) weiterhin für eine Finanzierung in Frage kommen könnten, wenn sie einen Ausstiegsprozess aus der Kraftwerkskohle verfolgen, der mit den Verpflichtungen des Gastlandes übereinstimmt, selbst wenn diese von der sonstigen Kohlepolitik der Bank abweichen.

Ende letzten Jahres richtete die Bank ein so genanntes Netto-Null-Forum ein, in dem hochrangige Banker aus den Bereichen Nachhaltigkeit, Risiko und Coverage zusammenkommen, um potenzielle Transaktionen über 25 Millionen Euro zu bewerten, die die Emissionen in den betreffenden Sektoren um mehr als 1 % erhöhen würden. Im ersten Jahr seines Bestehens prüfte das Forum 41 Transaktionen und empfahl in etwa 25 % der Fälle, dass die Kunden weitere Maßnahmen ergreifen sollten, bevor Kredite gewährt werden.

FMW/Bloomberg



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11 Kommentare

  1. Wartet mal ab, was nach den nächsten Wahlen sein wird.
    Egal ob Neuwahlen oder planmäßige Bundestagswahlen.
    Nicht alle Märchen fangen mit „es war einmal“ an.
    Die Märchen von Sekten und Ideologen fangen immer an mit:
    Wir wollen,
    wir werden,
    bald wird.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. Spätestens jetzt sollte es wirklich auch dem allerletzten Trottel auffallen, dass der menschengedachte Klimaschwindel nichts mit der Natur zu tun hat, sondern lediglich ein faschistisches Machtwerkzeug ist. Vielen ist das schon lange klar.

    1. @dontspeak
      Dass der menschgemachte Klimawandel nichts mit der Natur zu tun hat, weiß jeder mit ein wenig Resthirn schon lange. Solchen Schwachsinn verbreiten nur die Faschisten aus der Klimaleugnerszene.

      1. Seien Sie mal nicht so sicher. Das Klima ist für uns nach wie vor zu komplex. Wir können es nicht berechnen, wie können wir dann wissen, das es genau am CO2 liegt?

        Außerdem: wenn CO2 das Problem ist, warum tun dann gerade die Klimaschützer soviel dafür, mehr CO2 freizusetzen?
        Ich stelle nur Fragen. Aber vorläufig gehe ich davon aus, dass es darum geht eine Art neues Feudalsystem zu installieren. Und was die Leute vom WEF so sagen und schreiben, ist auch sehr sehr deutlich.

        1. Und wieder verbreitet @Felix Verschwoerungsunsinn.

          Wir wissen ziemlich genau, wie CO2 wirkt und welchen Einfluss es auf das Klima hat – genau wie bei anderen Treibhausgasen (wie z.B. Methan). Was wir nicht so genau wissen, welche Rueckkoppelungseffekte gibt. Der Sommer hat uns ja gezeigt, dass das ganz schon unangenehm werden kann.

          Und dann darf natuerlich der Unsinn vom WEF nicht fehlen. Wo bleibt denn eigentlich Bill Gates und Sorros? Vergessen?

  3. Deutsche Bank-Ceo Christian Sewing gehört eben zu den Mainstream-Systemschwätzern. Hierbei wird auch die Klima-/Zinspolitik von EZB-Präsidentin Christine Lagarde eine Rolle spielen. Und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) wird hierbei die Füße stillhalten. Normalerweise wäre die heutige Deutsche Bank AG aufgerufen, die energiepolitische Agenda der Öl-Allianz OPEC+, welche sich für einen Energiemix bestehend aus fossilem Erdöl, fossilem Erdgas, Wasserstoff, Wasserkraft, Sonnenenergie, Kernenergie, Kohleindustrie und Biomasse ausspricht, zu unterstützen.

  4. Gut, dass der „fossilen“ Industrie (im wahrsten Sinne des Wortes) und seiner Lobby-Truppe endlich der Kampf angesagt wird. Diese haben schon viel zu lange den Aufstieg der EE’s boykottiert…

  5. Ja dann mal gute Nacht Deutschland!!!
    Demnächst bekommt die Bundesrepublik Deutschland keine Kredite mehr von der EZB weil unsere genialen Grünen Politiker die ganzen Kohlekraftwerke hochfahren und zusätzlich noch das schmutzige Fracking Gas mit Schweröl betriebenen Tankern über die Weltmeere schippern lassen.
    Schöne neue Welt.

  6. Besagte Banken oder andere grosse Anleger besitzen anscheinend grosse Aktienportfolios „grüner “ Energie- und Technikfirmen, die man dadurch pusht,das deren fossile Konkurrenz sowas wie Steine in den Weg gelegt werden. Damit wird man vermutlich wieder auf dem weg weiter in Richtung Sozialismus sein.

    1. Ach die armen Fossilen Unternehmen bekommen immer nur Steine in den Weg gelegt oder fast 700 Mrd $ Subventionen innerhalb der G20 im Jahr 2021 (Quelle: Bloomberg) – suche den Fehler.

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