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Altersvorsorgeeinrichtungen sind der große Einzahler Fonds mit 66 Milliarden Euro Zufluss – Privatanleger aber zogen ab

Deutsche Fonds erlebten 2022 66 Milliarden Euro Zufluss - Privatanleger aber zogen Geld ab. Noch 2021 zahlten sie 118 Milliarden Euro ein.

Im letzten Jahr hat die deutsche Fondsbranche unterm Strich einen Zufluss von 66 Milliarden Euro erlebt – und das bei dem miesen Kapitalmarkt! 2021 war es noch ein gigantischer Mittelzufluss von 256 Milliarden Euro – was wohl dem guten Marktverlauf zugeordnet werden kann. Aber wie kommen +66 Milliarden Euro in 2022 für deutsche Fonds zustande?

66 Milliarden Euro Zufluss für Fonds in 2022 – Privatanleger aber zogen Gelder ab

Privatanleger, die in sogenannte offene Publikumsfonds investierten, zogen letztes Jahr netto 4 Milliarden Euro ab, so zeigen es aktuell veröffentlichte Daten des Branchenverbands BVI. 4 Milliarden Mittelabfluss ist dennoch deutlich weniger als in den Krisenjahren 2008 (-27 Milliarden Euro) und 2011 (-15 Milliarden Euro). Aber allein im vierten Quartal 2022 erhielten Publikumsfonds schon wieder Zuflüsse von 5 Milliarden Euro. In der Grafik sieht man es: In 2022 flossen von Privatanlegern 4 Milliarden Euro netto aus Fonds ab – aber in 2021, wo die Börsen noch gut liefen, zahlten sie netto 118 Milliarden Euro in Fonds ein (grüne Teile der Balken).

Altersvorsorgeeinrichtungen spülen die großen Gelder in die Fonds

Siehe da, das große Geld kommt von den Altersvorsorgeeinrichtungen. Laut BVI haben sie im letzten Jahr 56 Milliarden Euro in Fonds gepumpt (Zuflüsse in „Offene Spezialfonds“). Im Vorjahr waren es noch +37 Milliarden Euro. Altersvorsorgeeinrichtungen sind laut BVI mit 669 Milliarden Euro in Spezialfonds auch die volumengrößte Anlegergruppe, es folgen Versicherungsgesellschaften mit 528 Milliarden Euro.

Mittelzuflüsse in deutsche Fonds seit 1997

„Der Einmarsch Russlands in die Ukraine war eine Zäsur“, sagt Dirk Degenhardt, Präsident des deutschen Fondsverbands BVI. „Der Krieg, explodierende Energiepreise und steigende Inflationsraten haben zu deutlichen Kursrückgängen an den Aktien- und Rentenmärkten geführt und Anleger verunsichert. Trotzdem haben sie sehr besonnen reagiert, denn wir haben keine hohen Rückflüsse gesehen, sondern eher eine Kaufzurückhaltung.“

Mit Blick auf das gestartete Jahr und die weiteren Aussichten sagt der BVI heute: „Erste Signale für das Januar-Geschäft waren gut“, sagt Degenhardt. „Nach vorne betrachtet ergeben sich durch die vollzogene Zinswende auch wieder bei Rentenfonds attraktive Perspektiven. Auf Basis der erwarteten Inflationsraten bieten aktuell aber nur Aktien- und Immobilienfonds oder auch ausgewogene und offensive Mischfonds die Chance auf eine positive Realrendite.“

Verwaltetes Vermögen

Die Fondsgesellschaften verwalteten Ende 2022 ein Gesamtvermögen von 3,8 Billionen Euro. Das sind knapp 12 Prozent weniger als zum Jahresstart (4,31 Billionen Euro). Ende September stoppte der Abwärtstrend laut BVI. Aufgrund der Erholung an den Börsen stieg das Vermögen im vierten Quartal um ein Prozent. In der folgenden Grafik sehen wir die in Fonds verwalteten Vermögenssummen seit 2012.

In Fonds verwaltetes Vermögen

Investieren in Nachhaltigkeit

Man sah es im letzten Jahr: Im Segment der nachhaltigen Investments wurde viel „gemogelt“. Was ist denn nun wirklich nachhaltig, und wo steht nur „Nachhaltig“ drauf? Publikumsfonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen haben sich laut BVI teilweise vom schwierigen Marktumfeld abkoppeln können. Produkte, die die Fondsgesellschaften gemäß Artikel 8 oder Artikel 9 der EU-Offenlegungsverordnung (SFDR) klassifiziert haben, erhielten netto 5,4 Milliarden Euro neue Gelder. Diese Fonds verwalten ein Vermögen von 604 Milliarden Euro. Das sind 20 Prozent mehr als zum Ende des Vorjahres. Der Anstieg erklärt sich laut BVI vor allem durch die Umstellung von konventionellen Fonds auf Fonds, die die entsprechenden Transparenzanforderungen der EU gemäß Artikel 8 oder 9 der SFDR erfüllen. Offene Spezialfonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen verwalten 135 Milliarden Euro.



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6 Kommentare

  1. Kann man ja mal kurz überschlagen, was alleine dabei die Inflation anrichtet.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. Hallo Helmut,
      trotz Ihres sensationsgierigen Alarmismus sollten Sie bei der Inflation den längerfristigen Trend nicht gänzlich aus den Augen verlieren. Bei Gold scheuen Sie vor 20 Jahren ja auch nicht zurück, nur weil die Entwicklung der letzten 10 Jahre eher mau war.

      So haben wir in den letzten 10 Jahren eine durchschnittliche Teuerungsrate von 1,96%, in 20 Jahren sind es 1,80%.
      Das liegt durchaus im gewünschten Rahmen. Entscheidend wir nun sein, wie sich die Entwicklung von März bis Dezember gestaltet, als es in den Vorjahresmonaten so richtig aufwärts ging. Und natürlich die Entwicklung 2024. Aber in Zukunftsprognosen sind ja Sie der große Fachmann.

      1. „…was alleine dabei die Inflation anrichtet…“

        Auch bei den Goldbesitzern, aber das hat der Torero noch nicht gecheckt.

    2. Helmut
      Es wird noch schlimmer kommen
      Schon mitbekommen ? Die Panzerallianz gibt es anscheinend nicht mehr. Deutschland liefert alleine Panzer, die anderen nicht mehr so wie es aussieht, USA erst nächstes Jahr. Polen schweigt. Österreich und Griechenland gar nicht und Frankreich auch nicht. Jetzt sind für die Russen die alleinig Bösen.
      Hier wurde wieder mal einer reingelegt so wie mit NS 2. Und die Medien schweigen.

  2. Es fällt doch auf, dass die Zuflüsse in offene Spezialfonds um ein Drittel niedriger lagen als in den Jahren vor 2020. So richtig viel Geld scheint auch da nicht mehr zu fließen. Jetzt wäre die Frage, ob die Leute das Geld nicht mehr übrighaben oder ob ihnen das Vertrauen fehlt.

  3. Hallo Michael, ich hatte es hier schon hundert mal erklärt.
    Ich halte physisches Gold als Anlage nur für sinnvoll, wenn damit Jahrzehnte der Ansparzeit und des eventuellen Verbrauchs abgedeckt werden.
    Ansonsten erfüllt Papiergold seinen Zweck.
    Bei mir waren es in geringem Umfang die Jahre von 1986 bis 2000; das waren nur etwa 100 Unzen.
    Im Jahre 2000 habe ich dann 1000 Unzen ins Schließfach legen lassen. Wir hatten in Deutschland alles verkauft, wo wir etwa 30 Jahre für gearbeitet hatten. Mit der Planung, dass ich die Rücklage ab meinem 65. Lebensjahr benötige. Nun ist es wegen der guten spanischen Rente anders gekommen. Und die Versechsfachung bis heute habe ich nochnichteinmal gehofft, obwohl sich der Preis von Gold von 1970 bis 2000 auch etwa verachtfacht hatte. Natürlich auch mit Katastropenzahlen zwischendurch.
    Wenn ich so alt werde wie meine Vorfahren, dann bleiben mir noch etwa 15 Jahre.
    Dann habe ich über 50 Jahre mit Gold angespart und ggf. verbraucht, oder meine Kinder können es sich teilen.
    Natürlich kann man in diesen ganzen Jahren auch bei Gold Katastrophenzahlen finden. Bei welcher Anlage nicht?
    Damals bin ich auch ausgelacht worden, als selbst die schweizer Nationalbank Gold als unnütze angesehen hat, und die Goldbestände verkauft hat.
    Es geht aber noch weiter.
    Es wird in Spanien ab 700 Tsd. pro Person Vermögenssteuer fällig, und die Immobilie meiner Frau ist auch noch da.
    Also habe ich vor 2019 meinen Kindern jeweils 400 Tsd. notariell überschrieben.
    Hat aber auch nichts genutzt, denn danach ist Gold wieder um über 50 % gestiegen.
    Und eine Schenkung in der Höhe geht nur alle 10 Jahre.
    Und da soll ich irgendwelche Zahlen in Zeiten beachten, wo Gold sehr wenig Kapitalertrag gehabt hat, oder sogar Verluste?
    Ich habe eher Probleme damit den Kapitlertrag in den Griff zu bekommen, zumal er auch noch legal steuerfrei ist.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

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