Die deutsche Konjunktur läuft prächtig. Alle wissen es, überall hört man es. Doch was stimmt hier nicht? Schauen wir nochmal zurück auf die gestrige Veröffentlichung des ifo-Geschäftsklimaindex. Immerhin ist dies das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer, welches auch im Ausland große Beachtung erfährt.
Der Indexstand selbst konnte mit einem kleinen Minus gehalten werden. Aber die Erwartungen für zukünftige Geschäfte sind in der deutschen Wirtschaft schon im April in einen negativen Bereich unter 100% gerutscht, und verharren dort bei 98,6%. Der Chart mit einem Verlauf seit 2014 zeigt sehr gut, wie die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage (graue Linie) und die Erwartungen für die Zukunft (blaue Linie) jahrelang immer überlappend parallel verliefen.
Seit Ende 2016, wo die Hochkonjunktur in Deutschland einsetzte, haben sich der aktuelle Stand der Konjunktur und die Zukunftserwartungen immer weiter voneinander entfernt. Die Erwartungen fallen seit Herbst 2017 immer weiter, und hängen jetzt sogar unter 100%. Die aktuelle Lage verbesserte sich immer weiter, ist seit Kurzem aber auch am Abrutschen. Aber der Weg bis runter zu den Erwartungen ist im Chart noch lang. Eigentlich müssten beide Linien wieder zueinander finden – zumindest wenn man die Überlappung bis 2016 betrachtet.
Also, was läuft schief? Ist die deutsche Wirtschaft entweder für die Zukunft viel zu pessimistisch? Oder sind die deutschen Firmenchefs noch viel zu gut gelaunt bezüglich ihrer aktuellen Geschäftslage? Eine Angleichung in die eine oder andere Richtung sollte noch passieren. Wenn man beispielsweise die Auftragslage im Verarbeitenden Gewerbe in Deutschland betrachtet, dann ist der Abschwung schon gut erkennbar.
Die folgende Grafik zeigt, dass dieser weite Abstand zwischen aktueller Lage und Zukunftsaussicht in allen vier Sektoren besteht, nämlich Verarbeitendes Gewerbe, Dienstleistungen, Bau und Handel.
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