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Das Drehbuch der Euro Blase ist längst geschrieben Die Euro Blase und ihre historischen Vorbilder – machtlose EZB

Euro Blase EZB

Die Euro Blase kommt nicht aus dem Nichts: sie hat historische Vorbilder – die EZB ergeht sich hingegen weiter in inhaltsleeren Wortblasen.

„I’m seeing no bubbles!“, erklärte 2019 James Gorman, Chief Executive Officer der Großbank Morgan Stanley. Ja, so ist das mit den Blasen: Man sieht und hört sie nicht, solange sie sich lautlos füllen. Erst wenn sie platzen, sind sie schlagartig unüberhörbar und der immense Schaden unübersehbar. Die gefährlichsten, weil tückischsten Blasen sind naturgemäß Geldblasen. Sie entstehen, wenn die Geldmenge derart aufgepumpt wird, dass sie die Tuchfühlung zum Deckungsstock (Gold und/oder Arbeit) verloren hat.

Das Wort „Inflation“ leitet sich bekanntlich ab von lateinisch „inflare = aufblähen, aufblasen“ und meint zunächst nur das übermäßige Aufblähen der Geldmenge. Erst im zweiten Schritt beinhaltet „Inflation“ die aus dem Aufblähen der Geldmenge resultierenden enormen Schäden. Seit 2021 ist die Inflation in Europa zurück, seit 2022 bedrückt die Teuerung auch die untere Mittelschicht. Ökonomen wie Thomas Mayer oder Hans-Werner Sinn haben schlüssig nachgewiesen, dass die Phillipskurve (sinkende Inflation = steigende Arbeitslosigkeit und umgekehrt) seit geraumer Zeit tot ist und die gute alte, oft belächelte Quantitätstheorie dafür ein Comeback erlebt.

Drehbuch der Euro Blase längst geschrieben

Das Drehbuch der obwaltenden Euro Blase ist längst geschrieben. Die wackligen Schuldentürme werden geschossweise geflutet. Die dot.com-Blase hatte noch Unternehmen getroffen und Banken gestriffen. Beglichen wurden die Schulden damals durch die Banken. Die Subprime-Blase hatte Banken getroffen und Staaten gestriffen. Beglichen wurden die Schulden durch die Staaten. Die kommende Debt-Inflation-Bubble wird überschuldete Staaten wie Italien und Spanien treffen und durch die Euro-Union in Gestalt der EZB beglichen, via schleichende Geldentwertung. Erst danach käme die Alles-Blase, die schließlich den Euro aus dem Sattel wirft. Der Euro und die EZB werden das in der bisherigen Form nicht überleben. Die Namen wird man natürlich belassen, um später behaupten zu können, der Schaden habe erfolgreich repariert werden können. Doch zurück zum Ausgangspunkt und der Frage, wie Finanz-Blasen entstehen.

Die Euro Blase und ihre historischen Vorläufer

Throne wackeln und Regime wanken, sobald Institutionen wie die EZB und Regierungen wie die Euro-Staaten die Notenpresse anwerfen, um mit frisch gedruckten Papierscheinen ihre Schulden zu begleichen. Die desaströsen Folgen sind zwar nicht sofort sichtbar, weil der kausale Zusammenhang zwischen uferloser Geldflut hier und den systemischen Verwerfungen dort durch einen Zeithorizont verschleiert wird, der Jahre und Jahrzehnte misst.

Doch dafür sind die Folgen später dann umso verheerender. Die Weltgeschichte kennt hierzu zahlreiche Beispiele: Die Anteilsscheine der Mississippi-Gesellschaft zerplatzten 1720 geräuschvoll in der sogenannten Mississippi-Blase und führten zum Beinahe-Bankrott der Banque Royale in Paris. Im Dezember 1789 zeichnete der französische Staat wiederum Papierscheine in Form von Assignaten, um die Schulden des Ancien Regimes zu finanzieren und später die enormen Kriegslasten. Juni 1793, nicht einmal vier Jahre später, war das Papiergeld nur noch die Hälfte wert. In Deutschland erschütterte die Hyperinflation von 1923 das Vertrauen der Mittelschicht in die junge Weimarer Republik in einem Maße, dass später, in der Weltwirtschaftskrise, das demokratische System ohne nennenswerte Gegenwehr wie ein Kartenhaus einstürzte.

Euro Blase und Ablassblase

Im Grunde waren alle diese Krisen Inszenierungen ein- und desselben Stücks. Seine Uraufführung erlebte es am Vorabend der Reformation, als das schrankenlose Drucken von Gnadenschatzanleihen, sogenannten Ablass- oder Beichtbriefen, 1517 Martin Luther auf den Plan rief. Keine 70 Jahre nach Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg erlebte Europa seinen ersten Wertpapier-Kollaps. „Unter den zahlreichen Plagen, die den Niedergang ganzer Reiche, Monarchien wie Republiken, herbeiführen, sind nach meiner Meinung vier die wichtigsten: Zwietracht [Krieg], Seuchen, Missernten und Münzverschlechterung“, führt Nikolaus Kopernikus in seiner Denkschrift zum preußischen Münzwesen „Monetae cudendae ratio“ aus. Die Schrift, die ab 1519 entstand und sowohl auf Latein als auch auf Frühneuhochdeutsch vorliegt, spielt für die moderne Ökonomie ungefähr die Rolle wie „De revolutionibus orbium coelestium“ (1543) für das heliozentrische Weltbild.

EZB produziert Euro Blase und kann nichts tun?

Die gegenwärtige Inflationskrise, welche die EZB maßgeblich selbst verschuldet hat, hat Christine Lagarde kalt erwischt. Die EZB-Chefin weist die Verantwortung für das Desaster natürlich weit von sich: „Wenn wir nun geldpolitische Maßnahmen ergreifen würden, indem wir die Wertpapierkäufe schrittweise zurückfahren und die Zinssätze rasch anheben, würde sich das sofort auf die Energiepreise auswirken? Ich glaube nicht“, erklärte Christine Lagarde am 7. Februar, als die Konsumentenpreisinflation durch die Decke ging.

Hier kann Kopernikus der Notenbankchefin wirksam helfen. Denn anders als Christine Lagarde sah Kopernikus in Inflation nicht ein Strafgericht von höherer Stelle, das man allenfalls mit Bittprozessionen bei gleichzeitigem Absingen frommer Psalme beikommen kann, sondern als menschengemachtes Ergebnis verfehlter Geldpolitik: „Daher jene verbreitete und ständige Klage“, führt der große Gelehrte aus, „Gold, Silber, die Lebensmittel, der Lohn der Dienerschaft, die handwerklichen Dienstleistungen und wonach sonst noch für gewöhnlich ein Bedarf besteht, seien überteuert. Aber teilnahmslos erwägen wir nicht, dass sich die Verteuerung aller Güter aus der Wertlosigkeit der Münze ergibt. Es steigt und fällt nämlich alles im Preis je nach Beschaffenheit der Münze.“

Zur Euro Blase gesellen sich Wortblasen der EZB

Heute gesellen sich zur Euro Blase die Wortblasen einer längst ohnmächtigen EZB. Statt der kraftstrotzenden Pose Wir-meistern-jede-Krise von Christine Lagarde und Isabel Schnabel hängende Schultern allenthalben. Die Pressestatements aus den Relevanz verströmenden Konferenzsälen der Chefetagen werden zunehmend einsilbiger und gleichzeitig absurder. In der analytischen Psychologie beschreibt „Inflation“ übrigens die Aufblähung der eigenen Persönlichkeit mit nicht individuellen psycho-pathologischen Bedeutungen. Sie stellt eine Form individueller „Aufgeblasenheit“ dar, so Carl Gustav Jung. Auch das spielt in diesen Zusammenhang mit hinein.

Metapher „Blase“

Zum Schluss noch die Frage: Ist für all das die Metapher „Blase“ hilfreich und zutreffend? Sie ist es unter verschiedenen Gesichtspunkten, nicht zuletzt deshalb, weil beim Aufblasen des Luftballons die Fläche seiner durchscheinenden Membran im Quadrat wächst. Die Verletzbarkeit wächst mit. Als Luther Europas erste Wertpapierblase mit lautem Knall zum Platzen brachte, erschien ein satirischer Dialog auf die päpstliche Bannandrohungsbulle, mit der Leo X. 1520 den streitbaren Mönch mundtot machen wollte. Darin prophezeit der Augustiner und Luthervertraute Johannes Petzensteiner besagter Papstbulle unter Anspielung auf lateinisch „Bulla = Wasserblase“ Wirkungslosigkeit gegenüber dem „Giganten Luther“. Auch der genialische Ulrich von Hutten war überzeugt: „Diese Blase musste zerplatzen, denn eine solche Menge an Lastern konnte sie nicht länger in sich bergen.“

Die menschliche Blase ist übrigens auch eine „Ablassblase“.

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2 Kommentare

  1. Wir sind daher schon ab 2019 in „volle Deckung“ gegangen.
    Mal sehen wie wir alle im nächsten Frühjahr dastehen werden, und was wir in den Monaten bis dahin noch für Erfahrungen machen werden.
    Es wird spannend, und bestimmt nicht langweilig.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  2. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Der Stichtag war der 26.Juli 2012,als sich in London, ein gewisser Mario Draghi anschickte, die Eurozone“ zu reformieren“.

    Später erhielt er für seine Dreistigkeit noch das Bundesverdienstkreuz.

    Ein Weidmann an der Spitze der EZB, hätte bestimmt nicht die „Whatever it takes Garantie Versprechen Rede“ gegenüber den Investoren/ Spekulanten gehalten, die nichts anderes war und ist, wie ein “ Blanco Scheck“ für die Spekulanten, die damit abgesichert werden: Seht her, Ihr könnt getrost Staatsanleihen und Unternehmensanleihen, der hoch verschuldeten Länder erwerben, im Notfall tritt die EZB als“ Lender of Last Resort“ auf.

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