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Warum wir uns dagegen wehren müssen Digitalwährungen: Das Geld unserer schönen neuen Welt

Geld ist ohnehin schon digital

Digitalwährungen
Chandlervid85 - Freepik.com

Am 3. April 2024 hat die Bank for International Settlements (BIS) das Projekt Agorá verkündet (Project Agorá): In Partnerschaft mit sieben Notenbanken und einigen privaten Finanzinstituten soll die Einführung von Digitalwährungen, sogenannter CBDCs (Central Bank Digital Currencies), vorangetrieben werden.

Die Ankündigung verspricht große Effizienzgewinne durch die geplante „tokenisation“ des Geldsystems. Sie erklärt allerdings nicht, warum das ohnehin bereits fast völlig digitale Finanzsystem ausgerechnet auf diesem Wege überarbeitet werden muss. Die Neuerung der Digitalwährungen liegt vermutlich eher im „CB“ als im „DC“-Teil des Akronyms – durch von den Zentralbanken programmierbares Geld soll eine Ära der Kontrolle eingeläutet und unliebsame Altlasten sollen zugleich aus der Welt geschafft werden.

Digitalwährungen: Lösung der Schuldenkrise?

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die Lebensdauer einer handelsüblichen Fiat-Währung äußerst begrenzt und dessen Wertverlust durch systemisch/politische Faktoren quasi unausweichlich ist. Sowohl der noch junge Euro als auch der 1971 neu geschaffene US-Dollar brauchen über kurz oder lang geeignete Nachfolger. Wenngleich das exakte Ablaufdatum nicht abzuschätzen ist, zeigen sich doch bereits deutliche Abnutzungsspuren: Die Währungen sind stark ausgehöhlt und das Verschuldungsproblem der jeweiligen Staaten ist erdrückend. Der Großteil dieser Schulden wird vermutlich von den Gläubigern beglichen werden – und das geht ultimativ nur auf drei Arten: Staatsbankrott, Krieg und/oder Währungsreform.

Der Staatsbankrott wird in der Fachsprache als „unsexy“ bezeichnet. Er ist obendrein für ein Land wie die USA, das den größten Militärkomplex der Welt betreibt, auch nicht die plausibelste Variante. Ein Krieg, oder am besten ein Stellvertreterkrieg, hat den Vorteil, dass er wirtschaftliche Profitabilität mit autoritärer innenpolitischer Kontrolle verbinden könnte – er birgt allerdings auch gewisse Risiken. Die Währungsreform als Höhepunkt des Entschuldungsprozesses durch Geldentwertung wäre bestimmt die eleganteste Lösung. Unter dem Motto „jede Krise ist eine Chance“ könnte man die Digitalwährungen als Retter in der Not unter der Bevölkerung verteilen und gleichzeitig die Verschuldung in der alten Währung durch limitierte Wechselmöglichkeiten und andere Tricksereien entwerten. Die schwarzen Peter wären verteilt und der Spaß ginge wieder bei null los.

Sozialkreditsystem in Planung

Im Wesentlichen dürfte der funktionale Unterschied zwischen dem digitalen Geld von heute und Digitalwährungen von morgen darin bestehen, dass die Digitalwährungen unter der direkten Kontrolle und Aufsicht der jeweiligen Zentralbank steht. Gekoppelt mit der Abschaffung jeglicher Bargeldvarianten, könnte das absurde Eingriffe ins Eigentum und in die persönliche Freiheit der Bürger in Form von z.B. individualisierten Zinssätzen (inklusive Negativzinsen), Beschränkungen auf Verfügbarkeit und Verteilbarkeit oder Verfallskonditionen für gespartes Kapital ermöglichen. Wer böse war, darf zum Schutz des Klimas nur einen Wanderurlaub anstatt einer Reise auf die Malediven buchen. Ein Einkauf beim Aldi um die Ecke ist doch auch wesentlich umweltschonender als beim Bauernhof außerhalb der Stadt. Sie wollen etwa Gold kaufen? Keinesfalls, denn damit fördern Sie Umweltzerstörung und waschen wahrscheinlich auch noch Geld – oder so.  Zum Schutz vor Ihrer unersättlichen Gier muss der Staat das monetäre Metall selbstverständlich in den Tresoren seiner Notenbank sicher verwahren.

Derartige Restriktionen entsprechen meiner Meinung nach leider durchaus den gegenwärtigen Tendenzen zu zunehmend autoritären, ideologisch motivierten Maßnahmen, wie etwa in Bezug auf das Klima oder die „öffentliche“ Gesundheit (übrigens ein unverblümt dystopisches Wortkonstrukt, denn nichts ist individueller und privater als die eigene Gesundheit). Es scheint mir demnach eine nicht gänzlich unhaltbare Verschwörungstheorie zu sein, in den Digitalwährungen nicht nur eine Umverteilungsbombe mittels Schuldenreset, sondern auch die Einführung eines Sozialkreditsystems auszumachen – und dagegen gilt es sich zu wehren.

Sollte dieses System als Wolf im Schafspelz dennoch etabliert und folglich erzwungen werden, bleibt abzuwarten, ob es sich halten kann. Jede Fiat-Währung ist ein Vertrauensderivat und kann ohne Vertrauen nicht fortbestehen. Ein Schwarzmarkt, der in harten Werten wie etwa Edelmetallen oder Tauschleistungen handelt, könnte die Folge und zugleich das Ende für dieses verwerfliche Sozialexperiment darstellen.

Wahrscheinlich kommt es aber sowieso ganz anders. Denn auch die überzeugtesten Autokraten machen Fehler, sind schlecht organisiert und können die Zukunft nicht vorhersehen. In diesem Sinne möchte ich mit den minimal reinterpretierten Worten der Ankündigung der BIS schließen: „Wir möchten öffentliches Gut den gierigen Fingern der Zentralbänker zugänglich machen.“ (siehe: „[We] aim to deliver public goods to the global central banking community.“) – doch sie werden es hoffentlich nicht schaffen.



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2 Kommentare

  1. Aus der Vergangenheit lernen! in den USA gab es vor dem Dollar viele unterschiedliche Währungen, von Region zu Region verschieden. Das war den aufstrebenden Institutionen aber ein Dorn im Auge, also destabilisieren und wertlos machen, dann mit der perfekten, sicheren Wahrung kommen und sie allen aufdrücken. Nun sehen wir uns an wie viel Crypto Währungen es gerade gibt und wie wenig reguliert die sind. Da kommt noch was! Der Ausdruck Trojanisches Pferd ist schon öfters gefallen.Es geht hier darum die junge Generation daran zu gewöhnen, die Gesellschaft wird umgebaut und zwar in Zombies ;)

  2. Gut und wichtig, die Risiken von CBDCs klar zu benennen. Wichtiger wäre es, den Leuten eine Alternative anzubieten. Bitcoin ist der Gegenentwurf, digitale Eigentumsrechte und Privatsphäre bei gleichzeitig globaler Transparenz. Will hier nicht als Missionar auftreten, aber es ist höchste Eisenbahn, sich damit zu beschäftigen.

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