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Ein 27-Billionen-Markt setzt auf Sieg von Trump

27-Billionen-Markt setzt auf Sieg von Trump
Foto: Bloomberg

Die Chancen von Donald Trump, wieder US-Präsident werden wird, steigen deutlich an – das zeigt der US-Anleihemarkt: Händler auf dem 27 Billionen Dollar schweren Markt für Staatsanleihen setzen auf höhere Renditen langfristiger Anleihen, da sich die Wall Street auf die mögliche Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus einzustellen beginnt. Trump will die Zölle drastisch anheben und Migranten abschieben – ein Cocktail für mehr Inflation. Inzwischen aber verdichten sich die Hinweise, dass die US-Demokraten Joe Biden als Präsidentschafts-Kandidat ablösen könnten.

27-Billionen-Markt setzt auf Sieg von Trump

Die Anleger haben Anleihen mit kürzerer Laufzeit gekauft und längerfristige verkauft, nachdem Trump in der ersten Präsidentschaftsdebatte vor Präsident Joe Biden lag und der aktuelle US-Präsident senil wirkte. Diese Wette der Anleihemärkte- bekannt als Steepener-Trade – hat seitdem noch weiter an Dynamik gewonnen.

Das offene Interesse, das heißt die von den Händlern gehaltene Risikoposition, stieg am Freitag und Montag stark an, als sich der Abstand zwischen den zwei- und zehnjährigen Renditen der US-Staatsanleihen vergrößerte. Dies führte zu einer Versteilerung der Kurve um etwa 13 Basispunkte, der größten zweitägigen Bewegung seit Oktober. Diese Bewegung verringerte sich im Laufe der Woche leicht, wobei die Renditen am vorderen Ende am Mittwoch leicht anstiegen.

„Es ist noch zu früh, um einen Wahlausgang vollständig einzupreisen – aber wahrscheinlich nicht zu früh, um darauf zu setzen“, sagte Subadra Rajappa, Leiter der US-Zinsstrategie bei Societe Generale. „Die jüngste Bewegung ist ein Bärensteepener und scheint darauf hinauszulaufen, dass der Markt die Chancen für einen Trump-Sieg höher einschätzt.“

Morgan Stanley und Barclays drängten ihre Kunden, sich auf eine hartnäckige Inflation und höhere langfristige Anleiherenditen einzustellen, wenn Trump wieder US-Präsident werden sollte.

Als die Wette nach dem TV-Duell zwischen Biden und Trump am Markt an Fahrt gewann, stieg das offene Interesse um insgesamt 15,7 Millionen Dollar pro Basispunkt-Risiko – eine Kennzahl, die auf den Appetit der Händler auf neue Steepener-Geschäfte hinweist. Dies deutet auch darauf hin, dass die jüngste Ebbe bei den längerfristigen Staatsanleihen durch neue Short-Positionen ausgelöst wurde.

Der Handel mit vielen dieser Anleihen ist anonym, so dass es schwierig ist, die Unternehmen zu identifizieren, die hinter diesen Wetten stehen. Die Daten zeigen jedoch, dass die Futures-Blöcke am Freitag deutlich steiler wurden, was den Wetten auf eine steilere Renditekurve zu entsprechen scheint.

Den Daten von JPMorgan Chase & Co. zufolge ist auf dem Kassamarkt eine ähnliche Dynamik zu beobachten. Die jüngste Kundenumfrage der Bank ergab einen Rückgang der Wetten auf eine Anleiherally um 5 Prozentpunkte, wodurch die Netto-Longposition auf den kleinsten Stand seit dem 10. Juni sank. Offenkundig geht man davon aus, dass mit Trump die Inflation ein scharfes Comeback erleben wird – daher fordern Käufer von US-Staatsanleihen höhere Risikoprämien.

Auf dem Optionsmarkt zahlen Händler daher die teuerste Prämie seit einem Monat, um sich gegen einen Ausverkauf bei US-Staatsanleihen-Futures abzusichern.

JPMorgan-Kunden weniger optimistisch

In der Woche bis zum 1. Juli verringerten die Kunden von JPMorgan ihre Long-Positionen um 5 Prozentpunkte, was eine Verlagerung zu neutralen Positionen bedeutet. Die Short-Positionen blieben in diesem Zeitraum jedoch unverändert. Die Netto-Longposition fiel auf den niedrigsten Stand seit dem 10. Juni – man wettet also auf weiter steigende Risikoprämien für US-Staatsanleihen.

FMW/Bloomberg

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3 Kommentare

  1. Im Artikel ist die Rede von 27 Billionen amerikanischen Staatsanleihen. Die Amis haben aber über 34 Billionen Schulden. Wie passt das zusammen?
    Ist das weil die Anleihekurse niedriger stehen, oder verschulden sich die Amis auch noch anders?

    1. Dr. Sebastian Schaarschmidt

      Der Rest liegt in den Händen der FED, bedingt durch die jahrelange Niedrigzinspolitik ,immer verbunden mit den ständigen QE Programmen …

      Die FED lässt jetzt zwar einige, wenige Anleihen auslaufen, scheut sich bisher aber diese direkt wieder in die Märkte zurückzugeben…

      Denn dann müsste sie den „Sell Button“ drücken und das will sie nicht…

      Wobei….vorher scheute die sich ja auch nicht die Anleihen direkt vom Markt zu nehmen, warum also nicht umgekehrt die gleiche Reaktion…?

      Weil man schlicht und einfach den Crash fürchtet…Ganz einfach…

      So sieht die freie Marktwirtschaft in den USA aus, gelenkte Demokratie sozusagen auf amerikanisch …

  2. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Die Renditen der Langläufer sinken ja, liegen jetzt schon über 75 Basispunkte unter dem aktuellen Leitzins, der zur Zeit in einer Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent rentiert.

    Daraus ergibt sich dann die invertierte Zinskurve.

    Invertierte Zinskurven entstehen immer dann, wenn die Marktteilnehmer eine bevorstehende Zinswende nach unten erwarten.

    Zinssenkungen, zu jeweils mindestens 0,25 Prozent und mehr ,gibt es meistens nicht zum Nulltarif. Das heißt die FED senkt die Zinsen dann nicht ohne Grund….

    Meistens ergibt sich diese neue Phase in der Geldpolitik, wenn die Wirtschaft schwächelt oder beginnt langsam zu schwächeln,sich also erste Anzeichen einer wirtschaftlichen Abkühlung zeigen..

    So im Jahre 2001 oder im Jahre 2007….zuletzt auch während der Corona Krise

    Normalerweise nehmen die Märkte immer kommende Entwicklungen vorweg, normalerweise, diesmal scheinbar nicht…

    So ließ der DAX schon Federn, bevor Trichet im Jahre 08 zum ersten Male die Zinsen senkte, denn die Finanzkrise warf ihre Schatten voraus…

    Das gleiche Spiel 2001…damals noch unter Wim Duisenberg…

    Heute rechnen zwar wieder alle mit der Zinswende nach unten, wollen aber gleichzeitig ihre Positionen an den Märkten noch nicht aufgeben…

    Und das passt nicht zusammen…

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