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Elektroautos werden zum europäischen Politik-Flop

Elektroautos werden zum Politik-Flop. Die Absatzzahlen sinken, Northvolt wackelt. Jetzt streicht Italien Gelder für Stellantis und Mercedes.

Eröffnung des Mercedes-Benz eCampus in Stuttgart im Juli
Eröffnung des Mercedes-Benz eCampus in Stuttgart im Juli. Foto: Alex Kraus/Bloomberg

Es gibt Begriffe wie „Fehlallokation“. Gelder werden in falsche Verwendungen gepumpt. Der Konsument fragt nicht nach, aber der Staat will unbedingt ein bestimmtes Thema pushen, und versenkt viel Geld. Hersteller wollen sich einem vermeintlichen Zeitgeist anpassen, springen auf ein politisch massiv gefördertes Thema auf, und verkalkulieren sich massiv. Dies sieht man derzeit beim Thema Elektroautos. Aktuelle Nachrichten aus Italien legen verstärkt offen, dass staatlich geförderte Luftschlösser zusammenbrechen.

Elektroautos und Batterien: Massive Probleme in Europa

Einerseits sind Chinesen wie BYD und der US-Vorreiter Tesla deutlich im Vorsprung beim Entwicklungsstand von Elektroautos und bei den Preisen. Andererseits verdienen gerade deutsche Hersteller immer noch prächtig an Verbrennern. Und so fällt es schwer loszulassen von der alten, aber gut laufenden Technologie. Man war aber aufgrund der immer näher rückenden EU-Verbote für Verbrenner genötigt, immer stärker auf Elektroautos zu setzen, auch wenn die Kunden sie gar nicht haben wollen. VW sprang auch noch massiv auf diesen fahrenden Zug auf. Aber wie man jetzt feststellt, war der Drang zur großen Umstellung auf Elektroautos viel zu groß, man steht kurz davor ganze Werke in Deutschland zu schließen.

Man denke zurück an den Dezember 2023: Wegen Knappheit an Haushaltsmitteln strich die Bundesregierung plötzlich die Zuschüsse für Autokäufer. Genau das war der Zeitpunkt, als der Absatz von Elektroautos in Deutschland einbrach. Man erkannte hieran: Der kleine „Boom“ in dem Bereich war vorher vor allem gestrieben durch staatliche Zuschüsse, und nicht durch begeisterte Verbraucher, die vom Kosten-Nutzen-Verhältnis überzeugt waren. Jüngste Daten vom Kraftfahrtbundesamt zeigen: Von Januar bis August 2024 sank die Zahl der Zulassungen von Elektroautos in Deutschland im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 22,4 %.

Italien streicht Subventionen für Batteriefabrik von Mercedes und Stellantis

Aktuell zeigen Nachrichten aus Italien die schwache Nachfrage nach Elektroautos und Batterieziellen in Europa. Die italienische Regierung streicht die Gelder für die Batteriefabrik von Stellantis und Mercedes-Benz – es geht dabei um ein Projekt, das sich aufgrund des Rückgangs der Nachfrage nach Elektroautos in Europa verzögert hat.

Öffentliche Gelder, die ursprünglich der Automotive Cells Company SE, zu deren Anteilseignern die beiden Automobilhersteller gehören, zugewiesen wurden, werden auf andere Initiativen im Bereich der grünen Energie umgeschichtet, nachdem das Unternehmen keinen klaren Zeitplan für die Entwicklung der Anlage vorgelegt hat, so sagt es aktuell laut Bloomberg der italienische Industrieminister Adolfo Urso.

ACC, das den Bau von drei Batteriefabriken in Europa mit einer Gesamtinvestition von 7 Milliarden Euro geplant hatte, hat die vorbereitenden Arbeiten an einem Standort in Termoli an der Ostküste Italiens unterbrochen. Auch in Kaiserslautern hat das Unternehmen die Bauarbeiten eingestellt. ACC wird in der ersten Hälfte des nächsten Jahres erneut mit der italienischen Regierung über Finanzierungspläne sprechen, sagte der Vorstandsvorsitzende Yann Vincent in einem Telefoninterview.

Stellantis wird den Bau von Motoren im Werk Termoli bis 2028 fortsetzen, um die Auswirkungen der Verzögerung bei der Batteriefabrik abzufedern, sagte ein Vertreter des Unternehmens. Die Regierung von Giorgia Meloni und Stellantis sind in den letzten Monaten aneinandergeraten, nachdem der Autohersteller Pläne zum Abbau von Arbeitsplätzen in Italien aufgrund eines branchenweiten Nachfragerückgangs angekündigt hatte. Letzte Woche hatte Stellantis angekündigt, die Produktion des Elektroautos Fiat 500 in Turin im Laufe des nächsten Monats einzustellen, da es in Europa zu wenig Aufträge gibt.

Northvolt-Desaster

Dass die Nachfrage nach Elektroautos in Europa nicht besonders groß zu sein scheint, zeigte im Juni das Debakel für den schwedischen Batteriezellen-Hersteller Northvolt. BMW strich einen Auftrag im Umfang von 2 Milliarden Euro. Northvolt ist nun dabei ganze Werke einzustampfen und Mitarbeiter zu entlassen. Möglicherweise wackelt auch das neue Werk in Heide bei Hamburg. Die Träume gerade bei der deutschen Politik, Northvolt könnte Europas Abhängigkeit von chinesischen Batteriezellen brechen, sind wohl erst einmal abgesagt.

FMW/Bloomberg



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11 Kommentare

  1. Man will und wird E-Autos haben, aber nicht zu dem Preis wie aktuell angeboten. Die Chinesen sind da schon viel weiter.

  2. Moin, moin,

    stimmt, „Luftschlösser“ von Hinterstuben-Strategen. Aber im Plan ging doch alles so gut auf. Wenn die Politik in die Wirtschaft eingreift, dann mag das optisch passen, die Realität lässt sich nicht von der Politik abstellen oder bevormunden. Vor allem, wenn Unternehmen im Weltmarkt bestehen müssen. Unternehmen sind der Kapitalstock einer Volkswirtschaft. Wer hier Hand anlegt landet im Jahr 1933. Ist dieser Umstand in den Berliner bzw. Brüsseler Echokammern bekannt?

    Fazit: Das Spiel mit Sprengstoff durch eine Laientruppe.

    1. Die Leute lieben Elektroautos, nur keine europäischen.
      Zu teuer.

      1. Weil alle die tollen E Karren lieben ist ihr Anteil am Weltfahrzeugbestand so um die 1 bis 2 Prozent.Aber was soll man Grünen mit der Realität kommen.Weiteres erspare ich mir .Sich mit Sektieren auseinanderzusetzen ist verschwendete Lebenszeit.

        1. Sehr richtig @Zensurtube, man hat es immer mehr mit religiösen Sekten zu tun.
          Die einen glauben an kleine Rasierklingen im Covidimpfstoff, die andern an geheime Eliten, die die Weltherrschaft an sich reißen wollen, andere, dass sie im ultimativen Crash mit ein paar Goldmünzen ein ganzes Dorf kaufen können, andere, dass es ein drittes Geschlecht gibt und wieder andere, dass der „Westen“ das Böse selbst ist und wieder andere, dass grün, blau, schwarz, rot oder bunt die Zukunft der Menschheit ist.
          Realität ist out, Glaube ist in, das ist die neue Wirklichkeit.
          Aber war da nicht schon öfter mal was mit unerschütterlichen Glauben an etwas Großes , was dann jedes Mal ganz fürchterlich in die Hose ging?

        2. Andererseits liegt der Anteil bei Neuzulassungen weltweit bei ca. 20%. In Europa stagnierte zuletzt der Anteil unter anderem wegen der deutschen Zurückhaltung, in den anderen wichtigen Märkten USA und China steigt der Anteil weiter.

    2. Das die Realität weniger Einfluss hat als die Politik, sah man von 2020 bis 2023! Hust

  3. Trotz Rücknahme des Umweltbonus ist Deutschland bei der Elektromobiliät weltweit auf Platz 3, hinter China und USA. Die rotgrüne Regierung wäre gut beraten, den Kauf wieder zu fördern, das würde auch VW helfen. Zum Ausgleich könnte man die Benzinsteuer erhöhen.
    Näheres hier: https://www.vda.de/de/themen/elektromobilitaet/marktentwicklung-europa-international

  4. Zeigt der Absatz von Tesla, oder doch nicht?

  5. Northvolt verlor den Auftrag nicht mangels Nachfrage, sondern weil nicht wie geplant geliefert werden konnte. Statt dessen soll sich das hochfahren der Produktion nun um 2-3 Jahre verzögern – die bestellten Batterien wären bei Auslieferung schon veraltet.

  6. strom und Autos sind zu teuer

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