Man erinnere sich noch gut, als die Inflation vor mehr als einem Jahr so langsam dabei war anzusteigen, aber die Kernrate (Preissteigerungen ohne Energie und Nahrungsmittel) noch tiefer lag. Viele Stimmten forderten die EZB dazu auf Zinsen zu erhöhen, aber die Notenbanker wiesen darauf hin, dass die Kerninflation (schwarze Linie im folgenden Chart) ja noch tiefer stand – sie müsse erst mit nach oben klettern, bevor man die Zinsen anheben könne. Inzwischen sieht das Bild ganz anders aus. Die EZB hat die Zinsen zu spät angehoben, und die Inflation ist nach oben weggelaufen.
Kernrate der Inflation steigt weiter an
Jüngst fällt die Headline-Inflation zwar wieder, aber die Kernrate klettert weiter nach oben. Vor drei Wochen in der Vorabschätzung noch bei 5,2 %, so hat Eurostat die Kernrate für Januar heute auf 5,3 % nach oben revidiert. Damit sehen wir ein konstantes Wachstum der Inflation außerhalb der beiden „volatilen“ Komponenten Energie und Nahrungsmittel, die aber auch die wichtigsten Komponenten für Privatpersonen darstellen. Die Kernrate belief sich in den Vormonaten auf 5,2 % / 5,0 % / 5,0 % / 4,8 % / 4,3 % / 2,3 %. Es ist also ein stetiger Anstieg der Inflation in der Kernrate zu beobachten.
INFLATION! Eurostat hat die Kerninflation für Januar von 5,2% auf 5,3% nach oben revidiert. Der Aufwärtstrend der Kerninflation ist noch nicht gebrochen. pic.twitter.com/nhYcTQMmPo
— Jörg Krämer (@DrJoergKraemer) February 23, 2023
Headline-Inflation steigt nicht mehr so stark an
Gleichzeitig aber lässt der Preisauftrieb in der Headline-Inflation nach. Man kann hier leicht durcheinander kommen. Die Preise sinken nicht – es handelt sich lediglich um einen Preisanstieg, der weniger stark verläuft. Für Januar zeigt Eurostat heute einen Anstieg der Verbraucherpreise gegenüber Januar 2022 von „nur noch“ 8,6 % nach +9,2 % im Dezember 2022. Im Oktober war der Höhepunkt bei 10,6 % erreicht worden. Im folgenden Chart steht jeder Balken für einen Monat Jahresveränderung.
source: tradingeconomics.com
Preisauftrieg bei Energie lässt nach
Der Preisauftrieb im Bereich Energie lässt deutlich nach mit nur noch +18,9 %, vormals im Dezember noch +25,5 %, im Oktober 2022 waren es im Hoch +41,5 %. Dafür klettern die Nahrungsmittelpreise Monat für Monat weiter nach oben, mit jetzt +14,1 % – im Oktober 2022 waren es nur +13,1 %.
Fazit
Da die Kernrate der Inflation weiter Auftrieb erlebt, kann der Rückgang der Headline-Zahl kaum trösten. Der Druck auf die EZB wird hoch bleiben, nicht nur bei der nächsten Sitzung Mitte März, sondern auch danach die Zinsen anzuheben.
Kommentare lesen und schreiben, hier klicken