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Warum der Westen die Erholung in China überschätzt China: Provinzen pleite – in Großstadt fahren keine Busse mehr

China Provinzen Busse

Die Euphorie ist groß: die Finanzmärkte jubeln und erwarten nach dem plötzlichen Ende der Lockdown-Maßnahmen eine große Erholung der Wirtschaft in China. Aber diese Euphorie ist – eben Euphorie. Wer ein realistischeres Bild der Lage in China bekommen will, sollte sich die Lage in den Provinzen des Landes anschauen. Die Wirtschaft Chinas hat große und dauerhafte Probleme – jenseits der miserablen demografischen Perspektive des Landes. Die Null-Corona-Politik hat Folgen, die durch die Öffnung nicht schnell beseitigbar sind!

China: Die finanzielle Notlage in den Provinzen

Eine Stadt in China mit 7,7 Millionen Einwohnern zog am Donnerstag die Aufmerksamkeit der chinesischen Öffentlichkeit auf sich, weil sie ihren Busverkehr wegen Geldmangels fast eingestellt hätte. Das zeigt die finanziellen Probleme der Kommunalverwaltungen in China nach jahrelangen Ausgaben für Covid-Kontrollen und Lockdowns.

Das einzige Busunternehmen in Shangqiu – einer Stadt in der zentralchinesischen Provinz Henan – teilte am Donnerstag mit, dass es den Busverkehr ab dem 1. März einstellen werde, und begründete dies mit hohen Verlusten, die es schwierig machten, Löhne und Gehälter oder sogar die Fahrzeugversicherung zu bezahlen. Die Stadt machte dafür unter anderem die unzureichende Zahlung von Steuerzuschüssen durch die Stadtregierung verantwortlich.

China Provinzen Geldmangel

China: finanzielle Engpässe gefährden öffentliche Dienstleistungen – Städte in den Provinzen Heilongjiang und Henan haben Probleme mit der Bereitstellung von Busdiensten oder Heizungen, nachdem die kommunalenen Finanzen zusammengebrochen sind

Laut Shangqiu Public Transportation Co. Ltd. sei der „Betrieb extrem schwierig“, so das Unternehmen in einer auf seinem offiziellen WeChat-Konto veröffentlichten Erklärung. Lokale Medien berichteten, das Unternehmen habe seit fünf Monaten keine Gehälter mehr gezahlt.

Die Erklärung wurde zurückgezogen, nachdem sie am Morgen auf Social-Media-Plattformen zu kursieren begann. Gegen Mittag machte das Unternehmen einen Rückzieher, entschuldigte sich für die „negativen Auswirkungen“ seiner früheren Erklärung und versprach, „Schwierigkeiten zu überwinden und dafür zu sorgen, dass der Busverkehr nicht eingestellt wird“, wie chinesische Medien, darunter The Paper, berichteten.

Die Nachricht über die Einstellung des Busverkehrs war am Donnerstagnachmittag immer noch ein Top-Thema auf Chinas Twitter-ähnlichem Weibo, mit etwa 98 Millionen Aufrufen. Die Regierung von Shangqiu versprach, den normalen Betrieb sicherzustellen, und fügte hinzu, dass sie „das Unternehmen wie vereinbart subventioniert“ habe.

Das Busunternehmen befindet sich laut einer Unternehmensdatenbank in Privatbesitz und ist dem städtischen Verkehrsamt angegliedert. Shangqiu meldete im vergangenen Jahr ein Defizit von 31,8 Milliarden Yuan (4,6 Milliarden Dollar) in seinem Haupthaushalt, 13% weniger als im Jahr 2021. Anrufe bei der Stadt und dem Unternehmen blieben unbeantwortet.

Desaströse Lage der Finanzen bei Kommunalverwaltungen in China

Die Finanzen der Kommunalverwaltungen sind im vergangenen Jahr eingebrochen, da ein Einbruch auf dem Immobilienmarkt die Einnahmen aus Grundstücksverkäufen – eine wichtige Einnahmequelle – schmälerte und die Steuereinnahmen aufgrund der schwachen Wirtschaft zurückgingen. Gleichzeitig waren sie gezwungen, die Ausgaben für Covid-Tests und andere Kontrollen zu erhöhen.

China Defizite Städte

Größere Defizite im Jahr 2022 nach Null Covid: Konjunkturabschwächung bedeutet, dass die Provinzen in China tief in roten Zahlen sind

Für China insgesamt stieg das Haushaltsdefizit im vergangenen Jahr auf einen Rekordwert von 1,3 Billionen Dollar, was vor allem auf die Verschlechterung der Finanzlage der Provinzen und Kommunalverwaltungen zurückzuführen ist.

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Shangqiu drosselt zwar seine Ausgaben für öffentliche Dienstleistungen, investiert aber weiterhin in die Infrastruktur: Lokalen Medienberichten zufolge hat die Stadt im Januar 132 Großprojekte mit einem Investitionsvolumen von insgesamt 167 Milliarden Yuan auf den Weg gebracht.

Auch andere chinesische Städte haben mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie Shangqiu.

Ein Busunternehmen in der Stadt Mohe in der nordöstlichen Provinz Heilongjiang kündigte Anfang des Monats an, den Busverkehr einzustellen, nahm diese Entscheidung aber nach dem Eingreifen der Regierung wieder zurück, wie lokale Medien berichteten. Der Landkreis Dancheng, ebenfalls in der Provinz Henan, stellte den Busverkehr im August 2022 vorübergehend ein, da die Fahrgastzahlen unter anderem wegen Covid zurückgingen.

In der Stadt Hegang in der Provinz Heilongjiang, einer Rostgürtelregion, drohte im Januar – als die Temperaturen auf bis zu minus 30 Grad Celsius fielen – der Verlust der Zentralheizung, nachdem ein lokales Heizungsunternehmen angekündigt hatte, den Betrieb aufgrund steigender Kohlepreise und fehlender Subventionen einzustellen.

Das Unternehmen sagte schließlich zu, die Heizungsversorgung aufrechtzuerhalten, nachdem die lokale Regierung eingeschritten war. Hegang machte Anfang 2022 landesweit Schlagzeilen, als die Stadt als erste Stadt in China eine offizielle Haushaltssanierung durchführte.

Viele Kommunalverwaltungen in Chinahaben auch mit einem Bevölkerungsrückgang zu kämpfen, da die Nation altert und die Menschen in größere Städte abwandern, was die Aufrechterhaltung grundlegender öffentlicher Dienstleistungen erschwert. Die Bevölkerung von Heilongjiang schrumpfte zwischen 2010 und 2020 um fast 17% und verlor in diesem Zeitraum 6,5 Millionen Menschen, wie aus den Daten der Volkszählung hervorgeht.

FMW/Bloomberg



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8 Kommentare

  1. Das müßte China doch eher veranlassen, dem Ukrainekrieg entgegenzuwirken, hoffentlich…🙈

    1. Sapperlot Columbo, da hätte es fast 100.000e Erfrorene im falschen Land gegeben 😂
      Und das trotz der Flut an billigsten russischen Heizstoffen und der gottgegebenen Überlegenheit von BRICS über den Rest der Welt…

      1. @Michael

        Ja, fürchterlich nicht? Aber was mich wirklich besorgt, ist der kommende andalusische Sommer.
        Millionen von Hitzetoten in dem schönen Land (Bei 8 Millionen Einwohnern bleiben da gar nicht mehr viele übrig🙈).
        Toreros und Stiere, die mitten im Kampf tot umfallen!
        Flamencotänzer, die unvermittelt von der Bühne fallen!
        Hungernde Gitarristen, die ihren Beruf nicht mehr ausüben können, weil sie sich an glühenden Gitarrensaiten die Finger für immer verbrannt haben!
        Grausame Bilder.
        Aber ich labere ja nur, wie unser gemeinsamer Freund, der pensionierte Stierkämpfer immer sagt.

        1. @Columbo
          „substanzlos“ haben Sie im Zusammenhang mit „labern“ vergessen, eines der wenigen adverbialen Kampfadjektive, die er so tief verinnerlicht und so gut auswendig gelernt hat, dass er es ausnahmslos immer korrekt schreibt 😂

  2. Papperlapapp, Busse, und dann noch privatunternehmerisch. Das Teufelszeug gehört abgeschafft!
    In China fahrt man wieder Fahrrad, wie unter Mao.
    Die Luft wird dann auch viel besser sein.

    1. Young Global Leader

      Hatte ich auch gedacht. Karossen für Bonzen, Fahrräder für die Arbeiter und Bauern.

      Klingt für mich nicht wie ein Rückfall. Ich finde ja, der alte, „faschistische“ Sozialismus hatte was. Klar, Sozialismus ist Metaphysik für Beamte und er kann halt keine Wirtschaft, aber all das tüchtige, gesunde, kämpferische, der Kult um den Helden-der-Arbeit, das war so erfrischend und anti-bürgerlich, dass es eine wahre Freude ist. Dagegen hat der PMC, also der politisch korrekte Menschenschlag, von dem der Westen beherrscht wird

      https://en.wikipedia.org/wiki/Professional%E2%80%93managerial_class

      die schlechten Seiten beider Klassen geerbt: die Ablehnung der Freiheit, den Konformismus und die Neigung zum Mikromanagement, von der einen, das Sicherheitsbedrfnis und die Dekadenz von der anderen.

      1. Young Rural Rabble-rouser

        Dann ist es ja nur gut, dass wenigstens Sie und Ihresgleichen von beiden Klassen nur das Beste geerbt haben.
        Wer könnte sonst so wunderbar „objektiv“ und überheblich über die ihn umgebenden schrecklichen Gesellschaften berichten, in denen er zähneknirschend sein Dasein fristen muss.

  3. Pingback: Aktuelles vom 24.02.2023 | das-bewegt-die-welt.de

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