Devisen

EZB: verbal radikal

Wenn gar nichts mehr hilft, muss der Chef persönlich eingreifen. So geschehen am Wochenende, als Mario Draghi am Rande des IWF-Treffens in Washington wieder einmal rätselhaft Eindeutiges von sich gab: “The strengthening of the exchange rate requires further monetary stimulus“.

Aha. Die Stärkung der Währung mache also weitere Stimulus-Maßnahmen erforderlich, so Draghi. Aber warum ist denn die Währung so stark? Nun, einerseits weil die Herrschaften bei der EZB viel reden, aber sehr wenig machen. Das mag volkswirtschaftlich ja vernünftig sein, aber irgendwann geht die Glaubwürdigkeit flöten, wenn dem Reden keine Taten folgen. Und andererseits hat die EZB ein Schneeballsystem geschaffen, dass für stetigen Zufluss von Kapital in die Euro-Peripherie sorgt. Die Risikoaufschläge von italienischen, spanischen und portugiesischen Staatsanleihen zu deutschen Anleihen werden immer geringer. Genau das hat Bundesbankchef Wiedmann am Wochenende auf den Puznkt gebracht: „the euro appreciation is partly due to capital inflows, in particular into the euro periphery.”

Der Fokus der EZB richtet sich jetzt immer mehr auf den Wechselkurs. Das war vor ein paar Monaten noch anders, da hat man jedes Interesse für den Kurs des Euro noch verneint und kundgetan, dass man als Notenbank ja schließlich nichts mit dem Wechselkurs zu tun habe, das sei Sache der Märkte.

Jetzt scheinbar nicht mehr. So warnte der Gouverneur der Banque de France, Noyer, vor der Stärke des Euro: das „Überschießen“ des Euro sollte sich von selbst korrigieren. Wenn nicht, so der Subtext, müssen eben wir dafür sorgen.

Genau das fordern natürlich auch die von Inflation erfahrungsfreien Amerikaner, jetzt am Wochenende wieder US-Finanzminister Lew. Man müsse mehr tun, um das Wachstum zu stabilisieren und die „Disinflation“ zu bekämpfen. Nur was bloß?

Insbesondere der Kapitalfluss in die Euro-Peripherie hat bereits jetzt schon klaren Blasen-Charakter. Das erkennt sogar Finanzminister Schäuble, der sich am Wochenende in Washington zwar erfreut über die Rückkehr des Vertrauens zeigte, aber gleichzeitig davor warnt, dass die Märkte bereits schon wieder einmal übertreiben. Diese rationale Botschaft dürfte insbesondere in den USA auf wenig Verständnis stoßen..



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