Je schwächer die US-Konjunktur läuft, desto mehr Argumente hätte die Federal Reserve, die Zinsen früher zu senken. Aber immer noch läuft die Wirtschaft robust, die Inflation sinkt nicht wirklich kräftig, auch wenn gestrige Inflationsdaten minimal nieder ausfielen als erwartet. Wegen der Robustheit der US-Konjunktur deutete Fed-Chef Jerome Powell auch erst vorgestern an, dass die Zinsen womöglich noch etwas länger oben bleiben könnten. Aber die Märkte sehen das anders.
Gestern Abend gab es die wöchentliche Aktualisierung des GDPNow-Indikators der Atlanta Fed, wo 13 Konjunkturindikatoren sozusagen aktuell anzeigen, wie stark die US-Wirtschaft gerade wächst. Dort sehen wir, dass das annualisierte BIP-Wachstum im aktuell laufenden zweiten Quartal bei „nur noch“ 3,8 % liegen soll nach 4,2 % im der Vorwoche. Also sehen wir eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums, aber immer noch auf sehr hohem Niveau. Ein Argument für die Fed, die Zinsen senken zu können?
Die Grafik zeigt die Lage: Die Schätzungen der Analysengemeinde (blauer Bereich) liegt unterhalb von 3 % BIP-Wachstum. Die von der Atlanta Fed zusammengestellten Daten des GDPNow-Indikators (grüne Linie) liegen aber höher, die letzten Wochen über 4 %. Die bizarre Logik also: Von dieser viel höheren Erwartung an das BIP-Wachstum von 4,2 % kommt man jetzt runter auf „nur noch“ 3,8 % Wirtschaftswachstum, und darf sich freuen, dass dies ein Beitrag ist für die Zinssenkungshoffnung an die Federal Reserve? Alles eine Frage der Sichtweise! Denn +3,8 % BIP-Wachstum ist immer noch richtig kräftig, wenn man bedenkt, dass als Vergleich Deutschland gerade hoffnungsfroh ist, wenn man statt 0,1 % Wachstum 0,2 % Jahreswachstum erzielt.
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