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Kaufzurückhaltung lässt US-Sportartikel-Riesen abstürzen Foot Locker brechen ein – Börse straft auch Adidas und Puma ab

Rezession voraus? Die Kaufzurückhaltung in den USA lässt US-Sportartikel-Riesen abstürzen abstürzen. Hier ein aktueller Überblick.

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Die Aktien des auf Sportbekleidung spezialisierten US-Einzelhändlers Foot Locker brechen nach schlechten Quartalszahlen und gesenkten Ganzjahresprognosen massiv ein. Damit mehren sich die schlechten Nachrichten von der US-Konsumentenfront. In der letzten Woche hatte u. a. die Target Corporation, eine der größten Supermarktketten in den USA, schlechte Zahlen und einen gesenkten Ausblick präsentiert. Generell stoßen die US-Konsumenten langsam an die Grenzen ihrer Ausgabemöglichkeiten, die zu großen Teilen teuer auf Pump finanziert wurden.

Aktien von Foot Locker leiden unter Kaufzurückhaltung

Angesichts einer deutlichen Eintrübung des Kaufverhaltens der Konsumenten hat der Händler für Sportschuhe und Sportbekleidung am Mittwoch seinen Jahresausblick gesenkt und damit für einen Abverkauf an der Börse gesorgt, so Bloomberg. An der Wall Street verlieren die Aktien des New Yorker Konzerns allein am heutigen Tag aktuell ein Drittel ihres Wertes (-33,8 Prozent | Stand: 17:20 Uhr MESZ). In Frankfurt wurden die Aktien der Adidas AG mit abgestraft und vielen zeitweise um über 6 Prozent. Puma SE verlor 4 Prozent. Gegenüber dem Jahresbeginn 2023 lag die Foot-Locker-Aktie bereits am Dienstag zum Handelsschluss mit 39 Prozent im Minus.

Kursverlauf bei Foot Locker

Im Gesamtjahr rechnet Foot Locker nur noch mit einem bereinigten Gewinn von 1,30 bis 1,50 US-Dollar pro Aktie, nach zuvor 2 bis 2,25 US-Dollar. Angesichts einer signifikanten Abschwächung bei der Kundennachfrage seit Juli dieses Jahres rechnet das Management aktuell mit einem Rückgang des Gesamtjahresumsatzes um ca. 9 Prozent. Der Konzern betreibt ca. 2.600 Filialen in 26 Ländern.

Aggressive Rabattaktionen verpuffen

Im Mai hatte Foot Locker laut Bloomberg bereits gewarnt, dass vor allem die Amerikaner Ausgaben zurückfahren und die Verkaufsdynamik nachlassen würde. Zuvor hatte der Sportartikel-Riese, wie andere Einzelhändler auch, versucht, das Geschäft mit aggressiven Preisnachlässen von bis zu 40 Prozent anzukurbeln, um dem Aufbau überhöhter Warenbestände entgegenzuwirken und den Absatz zu beleben. Die heute vorgelegten Quartalszahlen belegten jedoch einen weiteren Anstieg der Lagerbestände um 11 Prozent auf 1,8 Milliarden US-Dollar. Auch die Aktien der Nike Inc. steuern angesichts der pessimistisch stimmenden Nachrichten von Foot Locker auf die zehnte Börsensitzung in Folge mit Kursverlust zu. Foot Locker bezog im vergangenen Jahr 65 Prozent seines Sportartikelangebots von Nike. Am Dienstag hatten enttäuschende Quartalszahlen und eine Ausblicksenkung des Händlers Dick’s Sporting Goods Inc. für neuen Verkaufsdruck gesorgt.

US-Konsument beginnt zu schwächeln

Im größeren Bild ist die Malaise der US-Konsumenten schon länger sichtbar, so zum Beispiel anhand der explodierenden Ausfallraten für Kreditkartendarlehen, schwachen US-Einzelhandelsumsätzen (die reale Veränderungsraten um die Nulllinie zeigen) sowie die eingetrübte Verbraucherstimmung, die bis vor Kurzem lediglich von den steigenden Aktienmärkten stabilisiert wurde – aber auch das ist nun vorbei. Die Hoffnung bei den Aktien der Einzelhändler ruht jetzt auf dem „Back to School“-Geschäft, bei dem Eltern ihre Kinder für das neue Schuljahr ausrüsten. Die Back-to-School-Saison, die von Mitte des Jahres bis einige Wochen nach dem Start des neuen Schuljahres reicht, ist mittlerweile auch in Europa bekannt für Rekordumsätze.

Eigentlich stammt der Hype um den Schulanfang mit großen Partys und vielen Rabatt-Angeboten aus den USA, ähnlich den Shopping-Erlebnissen wie Black Friday oder Cyber Monday. Es zeichnet sich aber ab, dass dieser zeitlich begrenzte Effekt in diesem Jahr deutlich moderater ausfällt als in den Vorjahren. In einer am 13. Juli veröffentlichten Prognose war die Vereinigung der Nationalen Einzelhändler (NRF) noch von einem Rekordumsatz vor dem neuen Schuljahr in Höhe von 41,5 Milliarden US-Dollar ausgegangen. Mittlerweile ist man sich nicht mehr sicher, ob der Vorjahresumsatz in Höhe von 36,9 Mrd. US-Dollar wieder erreicht werden kann.

Zu viele Belastungen, von explodierenden Zinskosten über das Abschmelzen der zuvor durch Stimulus-Schecks gebildeten Sparguthaben bis hin zum Auslaufen des Schuldenmoratoriums für 44 Millionen Studentendarlehensnehmer belasten den US-Konsum zunehmend. Auch der an der Oberfläche noch stabil wirkende US-Immobilienmarkt gerät in eine Krise, wie die Daten zur Entwicklung des Hypothekenvolumens als Vorlaufindikator eindeutig zeigen. Auch, wenn die Hauspreise v. a. wegen kollabierter Umsätze bei Bestandsimmobilien noch stabil sind (kaum Verkäufe, da der Umzug in eine neue Bestandsimmobilie kaum finanzierbar ist).

Index für US-Hypothekenmarkt

Der auf Einrichtungsgegenstände spezialisierte Einzelhändler Bed Bath & Beyond ging auch deshalb bereits im April dieses Jahres bankrott. Unter den aktuellen und noch anstehenden Belastungsfaktoren leidet nach einer Zwischenerholung im Glauben an eine weiche Landung der US-Konjunktur und einem unkaputtbaren US-Arbeitsmarkt der gesamte US-Einzelhandels-Sektor:

Einzelhandels-ETF

FMW/Bloomberg



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