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Sucht Peking einen Sündenbock? Immobilien-Krise in China: Rekord-Strafe gegen PricewaterhouseCoopers

China Immobilien-Krise PricewaterhouseCoopers
Foto: evening_tao - Freepik.com

Die Immobilien-Krise in China hat nun auch für ein westliches Unternehmen Konsequenzen: PricewaterhouseCoopers (PwC), eine der weltweit führenden Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, steht in China vor einer Rekordstrafe und verliert zunehmend Kunden. Dabei spielt nicht nur die Prüfung des gescheiterten Immobilienunternehmens Evergrande eine Rolle, sondern auch die Politik der Nationalisierung.

China: Rekordstrafe für PricewaterhouseCoopers – Sündebock für Immobilien-Krise?

Die chinesische Regierung plant, eine Rekordstrafe gegen PricewaterhouseCoopers zu verhängen. Diese Strafe könnte 1 Milliarde Yuan (138 Millionen Euro) oder mehr betragen. Der Grund dafür liegt in PwCs Rolle bei der Prüfung von China Evergrande Group, einem der größten Immobilien-Entwickler des Landes. Evergrande wurde beschuldigt, seine Einnahmen um 564 Milliarden Yuan (ca. 73,5 Milliarden Euro) in den beiden Jahren bis 2020 überbewertet zu haben. Die chinesischen Behörden verhängten bereits eine Geldstrafe von 4,18 Milliarden Yuan (ca. 544 Millionen Euro) gegen das einst hochfliegende Unternehmen.

Diese mögliche Geldbuße würde den bisherigen Rekord für eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft übertreffen. Der bisherige Höchstbetrag lag bei 212 Millionen Yuan (etwa 27 Millionen Euro), die Deloitte Touche Tohmatsu Ltd. im Jahr 2023 zahlen musste. Die chinesische Niederlassung von PwC auf dem Festland mit mehr als 1.600 Wirtschaftsprüfern verzeichnete 2022 einen Umsatz von 7,9 Milliarden Yuan (1 Milliarden Euro).

PricewaterhouseCoopers könnte nicht nur finanziell, sondern auch in Bezug auf seinen Ruf erheblich unter Druck geraten. Die chinesischen Behörden erwägen auch, einige der PwC-Niederlassungen auf dem chinesischen Festland vorübergehend zu schließen. Die endgültige Entscheidung steht jedoch noch aus und die Details könnten sich ändern.

Weitere Strafen

Neben den finanziellen Strafen drohen PwC auch andere Konsequenzen. Die chinesische Regierung erwägt, einige der PricewaterhouseCoopers-Niederlassungen auf dem chinesischen Festland vorübergehend zu schließen. Dies könnte den Geschäftsbetrieb von PwC in der Region erheblich beeinträchtigen und das Vertrauen der verbleibenden Kunden weiter erschüttern.

PwC hat bereits im Mai mehrere chinesische Kunden verloren. In den letzten zwei Jahren hat das Unternehmen die Prüfung für mehr als ein Dutzend, meist prestigeträchtig Firmen in China eingestellt. Zu den betroffenen Unternehmen gehören u.a. China Taiping Insurance Holdings Co., China Merchants Bank Co., People’s Insurance Company (Group) of China Ltd., China Cinda Asset Management und China Merchants Port Group. Diese Entwicklungen beeinträchtigen das Ansehen von PwC.

Die Verluste von China Cinda Asset Management und China Merchants Port Group sind besonders bemerkenswert. Diese Unternehmen haben sich von PricewaterhouseCoopers getrennt und ihre Prüfungsdienste für das Jahr 2024 durch andere Wirtschaftsprüfungsgesellschaften ersetzt. China Cinda Asset Management hat die Dienstleistungen von Ernst & Young (EY) in Anspruch genommen, während China Merchants Port Group seinen Vorschlag zurückgezogen hat, PwC als Wirtschaftsprüfer zu engagieren. Diese Entscheidungen wurden getroffen, um „eine solide Unternehmensführung zu praktizieren und die Qualität der externen Prüfungsarbeit weiter zu verbessern“ und in Übereinstimmung mit den „relevanten Anforderungen an die Auswahl und Beauftragung von Wirtschaftsprüfungsgesellschaften durch staatliche Unternehmen“.

Die Verluste dieser Schlüsselkunden könnten weitreichende Auswirkungen auf PwCs Geschäftstätigkeit in China haben. Das Unternehmen muss nun nicht nur die Strafe überstehen, sondern auch das Vertrauen seiner verbleibenden Kunden zurückgewinnen.

In Hongkong hat PricewaterhouseCoopers ebenfalls mit Problemen zu kämpfen. Die Behörden untersuchen PwCs Rolle als ehemaliger Prüfer für China Evergrande Group. Ein anonymer Whistleblower-Brief, der im April zirkulierte, wirft PwCs Niederlassungen in China und Hongkong vor, “über mehr als ein Jahrzehnt hinweg ein Auge zugedrückt” zu haben, was das Fehlverhalten des Immobilienriesen Evergrande betrifft. Im Januar wurde Evergrande vom Hongkonger High Court zur Liquidation angeordnet.

China: Zwischen strenger Aufsicht und nationalen Interessen

PricewaterhouseCoopers geriet ins Rampenlicht, nachdem China eine der größten Untersuchungen zu Finanzbetrug in der Geschichte eingeleitet hatte. Präsident Xi Jinping hat den Fokus auf die Bekämpfung von Finanzrisiken und Kriminalität verstärkt, um die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt zu stabilisieren. Auf der Politbüro-Sitzung am Montag letzter Woche forderte Xi die Finanzregulierungsbehörden und die lokalen Regierungen auf, neue Regeln umzusetzen und sicherzustellen, dass die Finanzaufsicht „Zähne“ hat.

Gleichzeitig gibt es Bemühungen, die Beratungs- und Prüfungsbranche in China zu nationalisieren. Chinesische Unternehmen sollen dabei vorrangig behandelt werden, um die Kontrolle über die Finanz- und Wirtschaftsprüfungsdienstleistungen zu stärken. Diese Tendenzen verschlechtert die Position ausländischer Unternehmen wie PwC weiter und damit die Wettbewerbslandschaft.

Die Zukunft von PricewaterhouseCoopers in China hängt nun von der Bewältigung dieser Herausforderungen ab. Das Unternehmen muss nicht nur die Strafe überstehen, sondern auch das Vertrauen seiner verbleibenden Kunden zurückgewinnen.



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