Allgemein

"Seit Jahren besorgniserregender Abwärtstrend" Industrieproduktion soll in 2024 weiter sinken – BDI-Aussagen

Die Industrieproduktion ist seit sechs Jahren schon um 13 % rückläufig, und der Industrieverband BDI sieht für 2024 ein Minus von 1,5 %.

Industrieproduktion
Foto: moonie00 - Freepik.com

Die deutsche Industrieproduktion soll in diesem Jahr im Vergleich zu 2023 um 1,5 % sinken, und somit ihren Abwärtstrend fortsetzen. Das sagt heute der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) in einer offiziellen Mitteilung. Wir hatten uns das vor einem Monat näher angeschaut: In den letzten sechs Jahren ist die deutsche Industrieproduktion bereits im Abwärtstrend mit insgesamt -13,24 %, so kann man es den offiziellen staatlichen Statistikdaten entnehmen. Und nun soll es in 2024 weiter bergab gehen – keine gute Aussicht!

Was sagt der BDI dazu? Die Industrie in Deutschland habe sich von den Kosten- und Nachfrageschocks, von zeitweise extrem hohen Energiepreisen und von der Inflation noch nicht erholt. Trotz moderater Erholungsaussichten dürfe man sich nichts vormachen. Insgesamt würden die Produktionszahlen schon seit Jahren einen besorgniserregenden Abwärtstrend zeigen, so der BDI.

Während die Weltwirtschaft im laufenden Jahr voraussichtlich mit moderaten drei Prozent zulegen wird, wie im Vorjahr, reiche es in Deutschland hingegen mit etwas Glück nur für ein kleines Wachstumsplus von 0,3 Prozent. Es ist laut BDI unverkennbar – für den Industriestandort Deutschland würden die Herausforderungen groß bleiben. Stärkeres Wachstum und erfreulich guten Profit würden deutsche Unternehmen derzeit vor allem an ihren Produktionsstandorten im Ausland erzielen.

Mit dem geringen Trendwachstum von einem halben Prozent werde Deutschland die großen Herausforderungen aus Digitalisierung, Dekarbonisierung und Demographie nicht stemmen können – finanziell nicht und wegen daraus zwangsläufig folgender Verteilungsfragen auch nicht in der gesellschaftlichen Diskussion, so der BDI. Nur wenn es gelingt, mehr Wachstumsdynamik zu erzeugen, könnte man Ressourcen für die Transformation mobilisieren, die Infrastruktur auf Vordermann bringen, die Attraktivität des Standorts für in- und ausländische Unternehmen erhöhen und das hohe Niveau unseres Sozialsystems sichern.

Was wünschst sich der BDI zur Ankurbelung der Industrieproduktion? Man benötige wettbewerbsfähige und langfristig planbare Energiepreise. Die Stromnetzentgelte müssten deutlich gesenkt werden und die Regierung müsse die angekündigte Kraftwerksstrategie und die Wasserstoffstrategie schnell konkretisieren und mit Priorität umsetzen. Die Unternehmen würden außerdem dringend weniger Bürokratie benötigen. Das Bürokratieentlastungsgesetz Nummer vier stelle keinen Befreiungsschlag dar. Zusätzlich müssten die Unternehmensteuern auf ein wettbewerbsfähiges Niveau von 25 Prozent gesenkt werden. Die aktuelle Belastung von knapp 30 Prozent sei ein ernstzunehmender negativer Standortfaktor.



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

6 Kommentare

  1. Nun, der deutsche Wirtschaftsminister hat doch gesagt, dass das runterfahren der Wirtschaft geplant sei.
    So können dann wieder Erfolgsmeldungen darüber verbreitet werden, dass der Stromverbrauch in Deutschland gesunken ist und somit zwangsläufig Anteilmäßig mehr grüner Strom verbraucht wurde, und der CO2 Ausstoß herabgesetzt wurde, bzw. mit den abwandernden Firmen in andere Länder verbracht wurde.
    Ja- das sind heutzutage Erfolgsmeldungen, die im Regierunsfernsehen verbreitet werden.
    Aber es ist wenigstens die Wahrheit.
    Schilda lässt grüßen.

    Viele Grüße aus Andalusien
    Helmut

    1. @Helmut
      Stromerzeugung 1. Quartal in Deutschland durch Erneuerbare in absoluten Zahlen:
      2021: 57 GWh
      2022: 67 GWh
      2023: 65 GWh
      2024: 73 GWh

      Wie erklärt sich eine 28%ige Steigerung der absoluten EE-Erzeugung zwischen 2021 und 2024 (nicht zu verwechseln mit dem prozentualen EE-Anteil) durch sinkenden Stromverbrauch?

      Das ist mathematisch ganz großes Kino und gleichzeitig ganz schön 🍌🍌🍌
      Schilda liegt gar nicht in Brandenburg, sondern in den Bergen Andalusiens. Das ist ebenfalls die Wahrheit.

      1. Hallo Jan, ich finde es auch wirklich toll, wenn die Stromerzeugung aus
        „Erneuerbaren“ ansteigt.
        Alleine schon aus dem Grund, weil dadurch weniger „Fossile“ verbrannt werden, denn dafür sind sie einfach zu kostbar und auch endlich.
        Hier in den Bergen über Malaga ist die Leitungskapazität der Stromversorgung schon vor etwa 3 Jahren verdoppelt worden.
        Was auch recht einfach war, denn zu dem vorhandenen Kabel wurde einfach ein zweites Kabel (von Mast zu Mast) dabei gezogen und der Trafo (direkt vor unserem Grundstück) der den Strom aus einer 10 KV Leitung (in Sichtweite) bezieht, wurde auch ausgetauscht und verstärkt.
        Allerdings ist es traditionell in Spanien so, dass auf Gas gekocht wird. Bzw. für alles was mit Gas betrieben werden kann, auch Gas benutzt wird.
        Denn trotz der günstigen Strompreise kostet Gas (pro KW) etwa die Hälfte von dem was Strom kostet.
        Das Gas wird in 13 kg Butangasflaschen angeboten und per LKW in den Dörfern verteilt. Die Leute stellen die leere Flasche einfach vor die Tür. Jeder erhält für ein Gasgerät 2 Flaschen.
        Unser Stromverbrauch ist daher sehr gering, denn WW geht über Solar, und im Winter heizen wir mit Holzöfen; ganz selten mal mit derKlimaanlage.

        Viele Grüße aus Andalusien
        Helmut

        1. @Helmut
          Das weiß ich doch schon alles.
          Sie lenken wieder einmal ab, denn ich wollte eigentlich wissen, warum Sie bei absoluter Steigerung der Produktion von EE-Strom zwangsläufig die Anteile an der Last nur auf sinkenden Verbrauch und Abwanderung von Firmen zurückführen.
          Und wie das alles mit Regierungsfernsehen zusammenhängt.

  2. Daß Industriepräsident Siegfried Russwurm eine Wasserstoffstrategie befürwortet, sollte nicht allzu sehr überraschen. Er sollte sich lieber für einen JCPOA-Deal zugunsten von entsprechenden Exporten der deutschen Maschinenbauindustrie in den Iran aussprechen.

  3. Die einzigen Industrieaktien die ich in den letzten Jahren kaufte waren solche mit Turnaround-Phantasie. Wurde allerdings nie erfüllt. Ganz typisch ist da VW, die ich mal hatte. Die Bosse bei VW haben es vermurkst und die Energiepreise waren daran ganz sicher nicht schuld.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage