Das dürfte die Tauben innerhalb der EZB freuen, also diejenigen Notenbanker, die dafür plädieren, dass die Zinsanhebungen nicht mehr so kräftig fortgesetzt werden: Die Inflationserwartungen der Verbraucher in der Eurozone sind nach Angaben der Europäischen Zentralbank “deutlich” zurückgegangen, was Forderungen nach einer Verlangsamung der Zinserhöhungen Auftrieb verleiht, so Bloomberg aktuell. Die Erwartungen an die Inflation für die nächsten drei Jahre sanken im Januar auf 2,5 %, verglichen mit 3 % im Dezember, wie die EZB am Dienstag aus ihrer monatlichen Umfrage unter 14.000 Verbrauchern mitteilte. Auch die Erwartungen für die nächsten 12 Monate gingen zurück — von 5 % auf 4,9 %.
Das Umfrageergebnis wurde etwas mehr als eine Woche vor der nächsten EZB-Ratssitzung veröffentlicht, bei der eine Erhöhung des Einlagensatzes um einen halben Punkt auf 3 % so gut wie sicher ist. Die Daten folgen auf einen unerwartet schlechten Wert für die Kernrate der Inflation in der vergangenen Woche, die einen Rekordwert erreichte (von 5,3 % auf 6,3 %), und die Falken im Rat ermutigte, die eine anhaltende Straffung der Geldpolitik befürworten.
Deutsche Bundesanleihen legten heute nach der Veröffentlichung der EZB-Daten zu, die 10-jährige Rendite fiel um bis zu 11 Basispunkte auf 2,64 %. Die Geldmärkte reduzierten unterdessen ihre Wetten auf eine Zinserhöhung, und rechneten mit einem Höchststand von etwa 4,06 % bis Oktober, verglichen mit 4,09 % am Montag.
Der Rückgang der Inflationserwartungen für die nächsten drei Jahre war in Deutschland am deutlichsten, wo die Verbraucher nun mit einer Verlangsamung der Inflation auf die von der EZB angestrebten 2 % rechnen. In den Niederlanden gingen sie nur auf 3% zurück. Da die Zinserhöhung in der nächsten Woche so gut wie beschlossen ist, haben die EZB-Vertreter begonnen, ihre Positionen für die Zeit danach festzulegen.
Chefvolkswirt Philip Lane warnte erst gestern davor, die Politik auf “Autopilot” zu stellen, während der portugiesische Zentralbankchef Mario Centeno anmerkte, die Inflation liege unter den Prognosen. Das österreichische EZB-Ratsmitglied Robert Holzmann hingegen forderte, dass auf den Schritt der nächsten Woche drei weitere 50-Basispunkte-Schritte folgen sollten. Wir haben die Uneinigkeit bei den Eurozonen-Notenbankern heute bereits genauer beleuchtet – hier finden Sie den Artikel.
FMW/Bloomberg
Kommentare lesen und schreiben, hier klicken
Erwartungen und Realitäten sind zwei verschiedene paar Schuhe.